# taz.de -- Kommentar Grenzstreit im Kosovo: Serbiens verhedderte Politik
       
       > Immer wenn die Lage im Kosovo eskaliert, wird Serbien grob mit der
       > Realität konfrontiert: Die Serben müssen erkennen, dass sie im Kosovo
       > nichts mehr zu sagen haben.
       
 (IMG) Bild: Hat wohl Tacheles geredet: Serbenchef Boris Tadic.
       
       Wie immer, wenn die Lage im Kosovo eskaliert, wird Serbien grob mit der
       Realität konfrontiert: Die Serben müssen erkennen, dass sie einen Teil
       ihres Staatsgebietes schlicht verloren und im Kosovo nichts mehr zu sagen
       haben.
       
       Man kann in Belgrad wiederholen, solange man will, dass die Unabhängigkeit
       des Kosovo illegal sei und dass die Mehrheit der UNO dessen
       Selbstständigkeit nicht anerkannt hat. Denn ihnen gegenüber stehen die USA
       ebenso wie Deutschland, Frankreich und Italien. Und von Letzteren hängt ab,
       ob Serbien in die europäische Gemeinschaft integriert wird oder nicht.
       
       Serbien möchte unbedingt Mitglied der EU werden. Sie ist für das Land die
       einzige Chance, die wirtschaftliche und soziale Misere zu überwinden. Doch
       unseligerweise hat sich die serbische Politik zwischen diesen beiden
       Maximen total verheddert: das Kosovo unter gar keinen Umständen
       anzuerkennen und unbedingt die EU-Integration zu beschleunigen. Jetzt ist
       sie ratlos.
       
       Dabei ist jedem Politiker in Serbien insgeheim klar, dass die mit ihren
       eigenen Problemen belastete EU keine weiteren ungelösten Grenzprobleme
       importieren wird. Die Anerkennung des Kosovo ist also die Voraussetzung für
       eine EU-Mitgliedschaft. Trotzdem wagt niemand laut auszusprechen, dass man
       so hin und her lavierend gar nichts erreichen wird: Weder wird man das
       Kosovo zurückgewinnen noch Brüssel näherkommen. Der serbische Kosovo-Traum
       ist für alle Zeiten ausgeträumt.
       
       Vor dieser Erkenntnis darf man sich nicht länger drücken - und auch der
       Hinweis darauf, dass Serbien oft zu Unrecht als der Alleinschuldige für die
       Konflikte im ehemaligen Jugoslawien wahrgenommen wird, hilft da nicht
       weiter. Doch bislang weist nichts darauf hin, dass die Politik diese
       Kränkung überwindet.
       
       31 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrej Ivanji
       
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