# taz.de -- Gesichtserkennung im Internet: Die bittere Wahrheit
       
       > Wer auf Online-Datingportalen lügt, hat es dank Gesichtserkennung
       > demnächst schwer. Denn die sammelt alle Daten, die Sie online
       > hinterlassen haben.
       
 (IMG) Bild: Hilft alles nichts: Im Internet werden Sie gefunden!
       
       Mal im Vertrauen: Haben Sie nicht auch schon mal in einem Datingportal Ihre
       berufliche Stellung ein bisschen nach oben geschraubt? Nur die zwei, drei
       versehentlich vorteilhaften Bilder hochgeladen, um dann noch ein bisschen
       am Gewicht herumzudoktorn? Den Ehepartner versehentlich nicht erwähnt? Und
       sich dann hinter einem Pseudonym versteckt, damit Google Sie nicht
       verpfeift?
       
       Nein? Dann sind Sie eine lobenswerte Ausnahme. Wer bisher ehrlich war in
       Datingportalen, war so selten wie Nackte unter Golfern. Das hat jetzt ein
       Ende, Tarnnamen bringen nichts mehr – dank der Gesichtserkennung. Das ist
       jetzt auch wissenschaftlich quantifiziert: Eine Forschergruppe um
       Alessandro Acquisti von der Carnegie-Mellon-Universität hat in einer Studie
       nachgewiesen, dass mit den gängigen Programmen problemlos auf die Person
       hinter dem Bild geschlossen werden kann.
       
       Acquisti hat dafür eine handelsübliche Gesichtserkennung, Cloud-Computing
       und öffentlich verfügbare Informationen aus sozialen Netzwerken kombiniert.
       Name, berufliche Stellung, Facebook-Profil, alles, was Sie online
       hinterlassen haben: nichts davon wird verborgen bleiben. Es steht Ihnen
       sozusagen ins Gesicht geschrieben.
       
       Sie sagen, Datingportale interessieren Sie nicht? Sie wären sowieso lieber
       in Fitnessstudios und mit dem Hund unterwegs? Und da käme sowieso niemand
       dahinter, wenn Sie von ihrer Vierzimmerwohnung schwärmen, ohne zu erwähnen,
       dass Sie Kammer, Flur und Kühlschrank als eigenen Raum zählen?
       
       ## Neurotischer Privatdetektiv in der Tasche
       
       Auch das bringt nichts mehr. Die ersten Apps auf Smartphones sind schon
       raus, die es Ihrem Partner, Ihrer Partnerin mühelos erlauben, kurz ein Foto
       von Ihnen zu machen und dann ein Profil von Ihnen erstellen zu lassen.
       Momentan laufen die noch mit der Zuverlässigkeit einer Wetterprognose, aber
       je mehr Daten verfügbar sind, desto sicherer wird das Verfahren.
       
       Bald hat also jeder, der ein Smartphone besitzt, einen neurotischen
       Privatdetektiv in der Tasche. Jedes Gesicht, dass sich in der
       Öffentlichkeit zeigt, wird dann zugeordnet werden können. Das ist zwar
       unangenehm, aber es ist die Zukunft.
       
       Es gibt nur einen Ausweg, und das ist der Gang zum Schönheitschirurgen.
       Wenn der einmal die Woche Augenabstand, Nasenform und Lippenvolumen
       justiert, sieht man am Ende zwar aus wie Cher, aber immerhin: mit sich
       selbst kann man nicht mehr verwechselt werden.
       
       4 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frédéric Valin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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