# taz.de -- Arbeitskampf der Fluglotsen: Streik hängt in der Luft
       
       > Die deutschen Fluglotsen kündigen für Dienstagvormittag einen Ausstand
       > an. Davon sind Hunderttausende Passagiere betroffen. Ein Streitpunkt: die
       > Ausweitung der Überstunden.
       
 (IMG) Bild: Am Dienstagmorgen wollen die Fluglotsen die Passagiere in der Abfertigungshalle stehen lassen.
       
       BERLIN taz | Vor dem für Dienstagvormittag angekündigten Streik der
       Fluglotsen in Deutschland spitzte sich am Montagnachmittag die
       Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der
       Gewerkschaft der Flugsicherung zu.
       
       Die Arbeitgeber versuchten, den geplanten Streik mit einer einstweiligen
       Verfügung durch das Arbeitsgericht Frankfurt am Main zu verhindern. Am
       frühen Abend dann die Entscheidung: Das Gericht lehnte den Antrag in erster
       Instanz ab. Zwar kündigte die Flugsicherung an, gegen die Entscheidung in
       Berufung zu gehen, doch war damit das Streikvorhaben erstmal gerichtlich
       erlaubt.
       
       Der Arbeitsausstand war für die Zeit von 6 Uhr bis 12 Uhr am Dienstag
       angekündigt. Damit ist der Luftraum in Deutschland faktisch gesperrt - etwa
       3.000 deutsche und internationale Flüge sind unmittelbar betroffen. Auf den
       Flughäfen werden wohl rund 400.000 Passagiere festhängen, deren Flüge nicht
       oder nicht zur planmäßigen Zeit stattfinden könnten.
       
       Der DFS bleibt nun immer noch die Möglichkeit, in der
       Tarifauseinandersetzung ad hoc die Schlichtungsverhandlung einzuleiten.
       Damit wäre die Gewerkschaft wieder in der Friedenspflicht, und die Flüge
       könnten wie geplant stattfinden. "Wir haben die Schlichtung nie
       ausgeschlossen", sagte DFS-Sprecherin Kristina Kelek der taz.
       
       Der DFS geht es nach eigenen Angaben nur darum, zu verhindern, dass über
       rechtswidrige Forderungen der Gewerkschaft verhandelt werde. So habe die
       Gewerkschaft beispielsweise die Forderung erhoben, dass
       Personaleinsatzplaner mindestens sechs Berufsjahre als Fluglotse haben
       sollten, so Kelek. "Diese Vorgabe diskriminiert Bewerber aus anderen
       Bereichen und ist für die Tätigkeit nicht nötig."
       
       Zwar fordert die Gewerkschaft 6,5 Prozent mehr Lohn - ums Geld geht es bei
       dieser Tarifauseinandersetzung aber nicht in erster Linie. Eher schon um
       die zunehmende Arbeitsbelastung der Fluglotsen - weil es in Zeiten
       steigenden Luftverkehrs Personalengpässe gibt, zumal in den vergangenen
       Jahren zu wenig Lotsen ausgebildet wurden. Die DFS will deshalb die Zahl
       möglicher Überstunden von 150 auf 250 pro Jahr ausdehnen - "auf
       freiwilliger Basis", wie sie betont.
       
       Die Gewerkschaft lehnt das ab. "Eigentlich sollte die Zahl der Überstunden
       auf 80 pro Jahr reduziert werden", sagte Gewerkschaftssprecher Markus
       Sievers der taz. Die Lotsen arbeiteten in einem anstrengenden rotierenden
       Schichtsystem: am ersten Tag in Frühschicht, am zweiten Tag etwas später,
       am dritten wieder später, bis es zum Ende der Arbeitswoche hin in die
       Nachtschicht gehe. Anschließend gebe es dann ein bis zwei Schlaftage, die
       aber wegen der herrschenden Personalknappheit auch oft auf nur einen
       Schlaftag verknappt würden.
       
       "Junge Leute spüren heute viel früher als noch vor Jahren den Druck", so
       Sievers. "Viele hängen den Job trotz guter Bezahlung an den Nagel." Die
       Gehaltsspanne reiche von 60.000 Euro brutto im Jahr für Anfänger bis zu
       130.000 Euro - ohne Feiertags- und Sonntagszuschläge. Das Höchstgehalt
       bekomme man aber erst nach elf Jahren Berufserfahrung und nur auf besonders
       wichtigen Überwachungsposten. Strukturell fehlten derzeit rund 300
       Fluglotsen, bis 2015 könnten es wegen Abgängen in den Ruhestand sogar 700
       sein.
       
       8 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) R. Rother
 (DIR) E. Völpel
       
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