# taz.de -- Deutscher Aktienmarkt: Achterbahnfahrt an der Börse
       
       > Der Absturz an den Börsen in aller Welt setzt sich fort: Die Sorgen um
       > die Staatsfinanzen in den USA und Europa treiben die Aktienkurse immer
       > tiefer in den Keller.
       
 (IMG) Bild: Der deutsche Aktienmarkt stürzte erneut ab, erholte sich später aber wieder.
       
       FRANKFURT/MAIN rtr | Die Verkaufslawine an den internationalen
       Aktienmärkten gewinnt an Fahrt. In Frankfurt, London und Tokio brachen am
       Dienstag erneut die Kurse auf breiter Front ein. Nach Aussage von
       Börsianern sind immer mehr Anleger zu Notverkäufen gezwungen, um ihre
       Verluste zu minimieren. Aber auch langfristig orientierte Investoren zögen
       sich offenbar verstärkt zurück.
       
       "Ein neuer Börsentag, ein neuer Ausverkauf", brachte Anita Paluch,
       Aktienhändlerin bei ETX Capital, die Stimmung auf den Punkt. Der
       [1][deutsche Leitindex Dax] brach zeitweise um bis zu 7,1 Prozent auf ein
       18-Monats-Tief von 5502,63 Punkten ein. Das ist der stärkste Kursrückgang
       seit den Turbulenzen rund um die Pleite der US-Investmentbank Lehman
       Brothers 2008.
       
       Bis zum Mittag erholte sich der Index etwas und notierte noch 2,4 Prozent
       tiefer bei 5780 Zählern. Damit verlor der Dax den zehnten Handelstag in
       Folge. "Das hysterische Verhalten an den Märkten ist keinesfalls mit
       wirtschaftlichen Faktoren vollständig zu erklären", sagte Paluch. "Es zeigt
       lediglich das verloren gegangene Vertrauen in die Politik, die Banken und
       die Rating-Agenturen." Auch an den anderen Aktienbörsen in Europa purzelten
       die Kurse.
       
       Neben den Nachwehen der Herabstufung der US-Bonität sorgt die wachsende
       Furcht vor einer weltweiten Rezession für Unruhe, da zahlreiche Staaten
       wegen ihrer überbordenden Schulden zu einem rigiden Sparkurs gezwungen
       sind. Verstärkt wurde der Konjunkturpessimismus durch eine Reihe schlechter
       als erwartet ausgefallener chinesischer Konjunkturdaten. Vor diesem
       Hintergrund richteten sich alle Augen auf die bevorstehende Sitzung des
       Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank am Abend. Die große Frage
       dabei: Wird die Fed zur Ankurbelung der Konjunktur ein neues
       Anleihe-Ankaufprogramm ankündigen?
       
       ## Schuldenkrise kratzt an Kreditwürdigkeit Deutschlands
       
       Angesichts der drohenden Milliarden-Belastungen zur Bewältigung der
       europäischen Schuldenkrise leidet auch das Ansehen des Schuldners
       Bundesrepublik. Am Dienstag war es erstmals teurer, deutsche Anleihen per
       Credit Default Swap (CDS) gegen Zahlungsausfall abzusichern als
       vergleichbare britische Bonds, teilte der Datenanbieter Markit mit.
       
       Am Rentenmarkt gaben die Renditen italienischer und spanischer
       Staatsanleihen aufgrund mutmaßlicher Käufe der Europäischen Zentralbank
       (EZB) auf jeweils etwas mehr als fünf Prozent nach. "Die EZB wird heute
       wieder dabei sein, das ist sicher", sagte ein Händler. Bereits zu
       Wochenbeginn hatten Spekulationen über milliardenschwere Eingriffe der
       Notenbank für eine Entspannung an den Rentenmärkten gesorgt. "Wir schauen
       jetzt nach Belgien und Frankreich - deren Anleihen stehen nicht unter
       besonderem Schutz", fügte der Händler hinzu.
       
       ## Anleger setzen weiter auf Gold
       
       Dem Ölpreis machten die Rezessionsängste ebenfalls zu schaffen. Die
       Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 4,8 Prozent auf ein
       Sechs-Monats-Tief von 98,74 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI brach in der
       Spitze sogar um sieben Prozent auf 75,71 Dollar ein und war damit so
       günstig wie seit September 2010 nicht mehr. "Das ist Panik", sagte
       Rohstoff-Stratege Jeremy Friesen von Societe Generale in Hongkong. "Die
       Nachfrage ist in den vergangenen Tagen nicht zurückgegangen. Es gibt
       lediglich Spekulationen, dass sie es wird."
       
       Auf der Suche nach "sicheren Anlagehäfen" setzten Anleger auf Bewährtes:
       Gold kletterte den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordhoch und kostete
       zeitweise 1778,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch für europäische
       Anleger war das Edelmetall mit 1250,93 Euro je Feinunze so teuer wie noch
       nie. Auch Bundesanleihen standen hoch im Kurs. Der Schweizer Franken
       markierte zum Dollar und zum Euro neue Bestmarken.
       
       9 Aug 2011
       
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