# taz.de -- Urteil im Manipulationsskandal: Sieben Tore - sieben Elfer
       
       > Die Fifa zieht sechs besonders dreiste Schiedsrichter wegen "passiver
       > Bestechung" und Spielmanipulation aus dem Verkehr. Sie wurden lebenslang
       > gesperrt.
       
 (IMG) Bild: In Zukunft ohne Fifa-Wappen auf der Brust: Sinisa Zrnic.
       
       BERLIN taz | Es muss ein faszinierender Fußballabend gewesen sein. Am 9.
       Februar spielten im türkischen Badeort Antalya zunächst die
       Nationalmannschaften von Bolivien und Lettland gegeneinander, danach die
       von Estland und Bulgarien. Das erste Spiel gewann Lettland 2:1, das zweite
       endete 2:2. Das bemerkenswerte: Alle sieben Tore fielen durch Elfmeter.
       
       Ein knappes halbes Jahr später wurden die beteiligten Schiedsrichter und
       Assistenten von der Fifa lebenslang gesperrt. Sinisa Zrnic, Kenan
       Bajramovic und Rizah Ridalovic aus Bosnien-Herzegowina sowie Kolos Lengyel,
       János Csák and Krisztián Selmeczi aus Ungarn haben sich nach Überzeugung
       der Fifa-Disziplinarkommission der "passiven Bestechung" und der
       "unerlaubten Einflussnahme auf den Ausgang eines Spiels" schuldig gemacht.
       
       Eine Agentur aus Thailand hatte die Freundschaftspiele im Februar
       organisiert. "Mit denen wollen wir nie wieder zusammenarbeiten", sagte
       schon am Tag nach dem Spiel Mihkel Uiboleht, der Sprecher des estnischen
       Fußballverbands, und fügte an, dass es schon vor dem Anpfiff Hinweise
       darauf gegeben habe, dass das Spiel manipuliert werden könnte.
       
       Bulgariens Verbandspräsident Borislaw Mihaylow äußerte öffentlich seine
       Zweifel an den Schiedsrichterentscheidungen und übergab den Fall der Fifa.
       Deren Warnsysteme hatten da schon erhebliche Bewegungen auf dem Wettmarkt
       registriert. Beträge in Millionenhöhe waren auf das Spiel Bulgarien gegen
       Estland gesetzt worden, eine Paarung, die die Fußballwelt nicht gerade
       elektrisiert.
       
       Genau solche Spiele unter der Woche, bei denen es nicht um
       Qualifikationspunkte für eine EM oder eine Weltmeisterschaft geht, würden
       die Zocker besonders reizen. Das sagt Chris Eaton, ein Kenner der Szene,
       der von Interpol an die Zentrale der Fifa nach Zürich gewechselt ist.
       Derzeit untersucht er unter anderem, ob beim Freundschaftsspiel Nigerias
       gegen Argentinien am 1. Juni alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
       
       Davon geht beim Weltverband kaum einer aus. Mit 4:1 hatten Nigeria die
       Partie in Abudja gewonnen. Erst in der achten Minute der Nachspielzeit
       erzielten die Argentinier ihren Treffer - per Handelfmeter. Dabei hatte
       Schiedsrichter Ibrahim Chaibou aus Niger, dessen Elfmeterpfiff zu heftigen
       Protesten der Nigerianer führte, nur fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt.
       
       Beobachter des Wettmarkts haben mittlerweile festgestellt, dass nach dem
       4:0 Nigerias hohe Beträge darauf gewettet wurden, dass in der Partie noch
       ein weiterer Treffer fällt. Bis zum nächsten Spiel zwischen Argentinien und
       Nigeria wird keine Entscheidung in dem Fall erwartet. Am 6. September soll
       es in Bangladesch zur Revanche kommen.
       
       11 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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