# taz.de -- Kommentar Integrationsbeirat für Niedersachsen: Autoritäre Integration
> Minderheiten-Interessen gehen im Regierungshandeln oft auch ohne böse
> Absicht unter. Ihre Wahrung einzufordern, das können Persönlichkeiten
> wirksamer als ein Beirat,
(IMG) Bild: Sieht "Bildungserfolge", wo andere Nachbesserungsbedarf erkennen: Sozialministerin Aygül Özkan.
Ein Beirat - das hört sich demokratisch an. Und basisorientiert klingts,
wenn Aygül Özkan verspricht, auf "direkte Kommunikation" zu setzen. Doch
damit kündigt Niedersachsens Sozialministerin nur an, das Amt der
Integrationsbeauftragten durch ein klassisch autoritäres Modell zu
ersetzen: Teile und herrsche.
Denn, statt mit einer Stimme zu sprechen, sollen die Integranten künftig
erst ihre heterogenen Interessen auf einen Nenner bringen. Ist der
gefunden, verkündet ihn die Beirats-Vorsitzende. Also: Özkan. Damit klar
ist, wer das Sagen hat.
Sicher, viel ändert sich nicht in Niedersachsen. Denn Honey Deihimi war für
die Regierung eine ultrabequeme Integrationsbeauftragte, also: eine
schlechte für die, deren Interessen sie zumal gegen Innenminister Uwe
Schünemann hätte verteidigen müssen. Dass es sie gab, hatten viele längst
vergessen, als die Brave nun durch den Wechsel auf eine subalterne, gut
dotierte Stelle in Berlin auffiel.
Doch eine Fehlbesetzung widerlegt nicht das Modell der personalisierten,
unabhängigen Behörde: Minderheiten-Interessen gehen im Regierungshandeln
oft auch ohne böse Absicht unter. Ihre Wahrung einzufordern, das können
Persönlichkeiten, also: gute Behinderten-, Gleichstellungs- oder
Integrationsbeauftragte, wirksamer als ein Beirat, der jedes Statement
intern abstimmen muss. Dass ihm die zuständige Ministerin dann auch noch
selbst vorsitzen will, macht die Farce komplett.
23 Aug 2011
## AUTOREN
(DIR) Benno Schirrmeister
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