# taz.de -- Wahl in Mecklenburg-Vorpommern: SPD verteidigt Merkel-Land
       
       > Die SPD gewinnt. Nun muss die Partei des Ministerpräsidenten einen
       > Koalitionspartner suchen. In Umfragen wünschten sich 59 Prozent der
       > Bürger Rot-Schwarz.
       
 (IMG) Bild: Ist in Feierlaune: Erwin Sellering.
       
       BERLIN taz | Bundesweit ist er bisher nur wenigen bekannt, am Sonntag war
       er der Mann des Tages: Erwin Sellering, Ministerpräsident von
       Mecklenburg-Vorpommern, SPD-Politiker, hat bei den Landtagswahlen am
       Sonntag ein glänzendes Ergebnis eingestrichen.
       
       Die SPD liegt weit vor allen anderen Parteien. Die CDU hingegen verliert
       einige Prozente. So schlecht hat die Union in dem Land, aus dem
       Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt, noch nie abgeschnitten. 2006 lag sie
       noch bei 28,8 Prozent. Die Linkspartei gewinnt leicht hinzu. Sellering kann
       wählen, mit wem er die nächsten Jahre zusammen regieren möchte.
       
       In einer der letzten Umfragen vor der Wahl nannten 59 Prozent der Bürger
       Rot-Schwarz als ihre Wunschkoalition. SPD und CDU haben fünf streitfreie
       Jahre hinter sich. Auch im Wahlkampf vermieden sie harte
       Auseinandersetzungen. Der Spitzenkandidat der CDU, Lorenz Caffier, fiel
       allenfalls mit dem Slogan "C wie Zukunft" auf. Die Arbeitslosigkeit sei
       gesunken, der Tourismus laufe, und das arme Land nehme seit 2006 keine
       Kredite mehr auf - das erklärten Politiker von SPD und CDU gern. Es spricht
       einiges für Schwarz-Rot, aber nicht alles.
       
       Von 1998 bis 2006 haben unter Harald Ringstorff Rot-Rot bereits in
       Mecklenburg-Vorpommern regiert. Und der Spitzenkandidat der Linkspartei,
       der frühere Arbeitsminister Helmut Holter, hat sich im Wahlkampf als
       Juniorpartner angeboten - Motto: "Schöner mit uns".
       
       ## Sellering hält sich alle Optionen offen
       
       Rot-Rot hätte eine "stabile Mehrheit", sagte Steffen Bockhahn,
       Landesvorsitzender der Linkspartei, der taz - "Wir stehen zur Verfügung."
       Nun müsse die SPD beantworten, wie ernst es ihr mit dem flächendeckenden
       Mindestlohn sei, den sie im Wahlkampf versprochen habe - die CDU setzt auf
       eine Lösung über die Tarifpartner.
       
       Geht die SPD mit der Union zusammen, die sie auf Bundesebene bekämpfen
       muss? Oder mit der Linkspartei? Sellering ließ am Wahlabend alle Optionen
       offen. Rot-Grün war am Wahlabend weitgehend ausgeschlossen.
       
       Die Grünen schaffen im Nordosten sicher den Einzug in den Landtag - zum
       ersten Mal. Sie haben etwa mit dem Protest gegen Massentierhaltung oder
       gegen das Atomlager in Lubmin mehr und mehr Anhänger gewonnen.
       [1][Spitzenkandidaten Silke Gajek und Jürgen Suhr] profitierten in
       Mecklenburg-Vorpommern vom bundesweiten Trend.
       
       ## Desaströser Absturz der FDP
       
       Auch bei der FDP machte sich der Bundestrend bemerkbar, in diesem Fall: der
       Abstieg. Die FDP kommt nach dem desaströsen Imageverlust der Bundespartei
       nicht mehr in den Landtag. 2006 holten die Liberalen noch 9,6 Prozent. Der
       Landesvorsitzende Christian Ahrendt trat noch am Wahlabend zurück.
       FDP-Generalsekretär Christian Lindner aber meinte: "Niemand sollte die FDP
       abschreiben, wir kämpfen."
       
       Die knapp 1,4 Millionen Wahlberechtigten im Nordosten durften nicht nur
       über die Zusammensetzung des Landtages in Schwerin abstimmen. Auch
       Kreistage und Landräte wurden gewählt. Zudem durften die Bürger
       entscheiden, welchen Namen die nach der Kreisgebietsreform zusammengelegten
       Landkreise tragen. Im Vorfeld der Wahl hieß es, so werde womöglich das
       Interesse an der Wahl steigen. Doch die Wahlbeteiligung lag niedriger als
       2006 - genau: bei 52 Prozent.
       
       Es ist die sechste von sieben Landtagswahlen. Die SPD erwartet nun
       "Rückenwind", die CDU zeigte sich "enttäuscht". In knapp zwei Wochen wird
       auch noch in Berlin gewählt. Das amtliche Endergebnis von
       Mecklenburg-Vorpommern steht allerdings auch erst in zwei Wochen fest. Nach
       dem Tod eines CDU-Landtagskandidaten ist für einen Wahlkreis auf Rügen eine
       Neuwahl angesetzt. Viel ändern wird das aber nicht. Die Regierung in
       Schwerin muss sich vor allem einem Problem stellen: Die Menschen werden
       älter, und sie werden weniger.
       
       4 Sep 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Wahl-in-Mecklenburg-Vorpommern/!77459/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hanna Gersmann
       
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