# taz.de -- US-Baseball: Neue "Ära des toten Balles"
       
       > Die San Francisco Giants, amtierender Champion der World-Series, geben
       > sich große Mühe, die Playoffs zu verpassen. Sie spielen so mies wie seit
       > 1902 nicht mehr.
       
 (IMG) Bild: Zu schnell für den Sieg? Tim Lincecum, Werfer der San Francisco Giants.
       
       An diesem letzten Montag war dann doch wieder mal alles wie früher. Die San
       Francisco Giants hatten 7:2 bei den San Diego Padres gewonnen. Sieben Runs,
       das ist eine kaum überdurchschnittliche Ausbeute für ein Baseball-Team. Den
       Giants aber, merkte Chefcoach Bruce Bochy an, gelingen sieben Punkte nur an
       "unseren besseren Tagen".
       
       Solche Tage aber sind selten geworden für den Titelverteidiger. Als die
       Giants im vergangenen Oktober etwas überraschend die World Series gewannen,
       wurde der Mannschaft eine goldene Zukunft prophezeit.
       
       Das lag vor allem an den vielen jungen Pitchern, die das Team zum Titel
       geworfen hatten und noch viele gute Jahre vor sich zu haben schienen. Diese
       Pitcher haben auch in diesem Jahr nicht enttäuscht: Nur die Philadelphia
       Phillies, die großen World-Series-Favoriten, haben weniger Punkte des
       Gegners zugelassen.
       
       Das Problem der Giants ist nicht die Defensive, sondern der Angriff. Mit
       dem Schläger war man im vergangenen Jahr zwar nicht überragend, aber
       immerhin adäquat. In dieser Saison aber geben sich die Batter der Giants
       Mühe, Negativ-Rekorde aufzustellen: Kein anderes der 30 Teams der Major
       League Baseball (MLB) hat so wenige Runs erzielt wie San Francisco. Mit
       einem letzten Platz in dieser Statistik hat aber noch kein Team in der
       142-jährigen MLB-Geschichte die Playoffs erreicht.
       
       Es sieht auch nicht danach aus, als sollten die diesjährigen Giants diese
       historische Gesetzmäßigkeit außer Kraft setzen. Zwar liegen sie in ihrer
       Division auf dem zweiten Platz, aber der Abstand zu Spitzenreiter Arizona
       Diamondbacks und dem Playoff-Platz wächst seit Wochen beständig.
       
       Der Abstieg begann, als Buster Posey Ende Mai von einem Gegenspieler
       umgerannt wurde und sich ein Bein brach. Der Catcher war zum besten
       Neu-Profi der vergangenen Saison gewählt worden, seine Offensivqualitäten
       und die vieler anderer verletzter Spieler fehlen den Giants nun.
       
       Durchschnittlich nur 3,37 Runs pro Spiel erzielt San Francisco. Nur ein Mal
       waren die Giants noch schlechter. Das war im Jahre 1902, der Klub spielten
       noch in New York und Baseball steckte in der sogenannten "dead-ball era".
       Die modernen Giants geben sich, zumindest an ihren momentan normalen, also
       an die ganz alten Zeiten erinnernden, weniger guten Tagen, alle Mühe, diese
       "Ära des toten Balles" wiederzubeleben.
       
       6 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Winkler
       
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