# taz.de -- Syrische Oppositionsgruppen vereinen sich: Nationalrat gegen Assad gegründet
       
       > Die in unterschiedliche ethische und ideologische Gruppen gespaltene
       > Opposition in Syrien scheint sich geeint zu haben. Derweil bekämpft die
       > Regierung ihre Gegner immer brutaler.
       
 (IMG) Bild: In Damaskus werden Flaggen mit Assads Konterfei verkauft - noch.
       
       DAMASKUS/ISTANBUL/AMMAN dpa/rtr/dapd | Mitglieder der syrischen Opposition
       haben am Donnerstag die Gründung eines nationalen Rats als gemeinsame
       Plattform gegen Präsident Baschar al-Assad verkündet. Die syrische
       Opposition besteht aus einer Vielzahl von Gruppen mit teilweise stark
       unterschiedlichem ethnischem und ideologischem Hintergrund. Der bei einem
       Treffen in der Türkei ins Leben gerufene nationale Rat werde versuchen, ein
       gemeinsames Programm zum Umgang mit Assad und der Weltgemeinschaft
       auszuarbeiten, teilten die Aktivisten mit.
       
       Der neue Rat bestehe aus etwa 140 Mitgliedern, sagte der in Paris lebende
       Akademiker Basma Kodmani. Darunter seien im Ausland lebende Oppositionelle
       und 70 Dissidenten in Syrien. Der in den USA lebende Aktivist Louay Safi
       sagte der Nachrichtenagentur ap, zu dem künftigen Rat zählten Sunniten,
       Schiiten, Aleviten, Kurden und Mitglieder der Muslimbruderschaft. Er stehe
       jedem offen, "es sei denn, er ist gegen die Demokratie".
       
       Ziel des neuen Rats sei es, "die gerechtfertigten Probleme des syrischen
       Volks auf einer internationalen Ebene zu repräsentieren und einen
       pluralistischen und demokratischen Staat zu etablieren", heißt es in der
       Mitteilung weiter. Außerdem hoffe der Rat, die durch Gewalt herrschende
       Führung zu stürzen und die bekannten Politiker des Landes unter einen Hut
       zu bringen. Weiter wurde in der Mitteilung die Notwendigkeit der
       "Revolution mit friedlichen Mitteln" betont, um "das Regime mit legitimen
       Mitteln zu stürzen und die staatlichen Institutionen zu schützen".
       
       ## "Geständnis" eines Deserteurs
       
       Unterdessen setzt die syrische Führung im Kampf gegen die Protestbewegung
       auf erzwungene Geständnisse, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
       Die staatliche Nachrichtenagentur Sana kündigte am Donnerstag an, im
       Fernsehen werde demnächst das "Geständnis" eines Offiziers ausgestrahlt.
       Der Offizier, Hussein Harmusch, hatte im vergangenen Juni nach einer
       Militäroperation gegen Demonstranten in der Ortschaft Dschisr al-Schoghur
       ein Video veröffentlicht, in dem er sagte, er sei wegen der Gewalt gegen
       Zivilisten desertiert. Fortan wolle er die Demonstranten schützen.
       
       Ein Aktivist, der in einem syrischen Flüchtlingslager in der Türkei lebt,
       sagte, Harmusch sei vor 15 Tagen zuletzt in dem Lager gesehen worden. Nach
       unbestätigten Angaben war er in die syrische Provinz Idlib zurückgekehrt,
       wo er diese Woche mit anderen Soldaten, die desertiert waren, eingekesselt
       und festgenommen wurde.
       
       Das Vorgehen Assads gegen Deserteure der Armee und die Opposition wird
       immer gewaltsamer. Nach Berichten von Menschenrechtlern stürmten Dutzende
       Panzer und mehrere hundert Soldaten am Mittwoch mindestens zehn Städte und
       Dörfer an der nordwestlichen Grenze zur Türkei. Sicherheitskräfte und
       bewaffnete Assad-Anhänger hätten dabei willkürlich um sich geschossen,
       mindestes vier Bewohner getötet und über 100 Menschen festgenommen. Die
       Angaben können allerdings nur schwer überprüft werden, weil Syrien alle
       ausländische Journalisten ausgewiesen hat.
       
       15 Sep 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Resolutionsentwurf gegen Syrien: Europa prescht vor
       
       Die Europäer wagen einen neuen Versuch, Syrien wegen des gewaltsamen
       Vorgehens gegen die Proteste zu verurteilen. Die Vereinten Nationen konnten
       sich bisher nicht einigen.
       
 (DIR) Syriens Außenminister vor UN: "Westen will totales Chaos"
       
       Vor der UN-Vollversammlung bezichtigt Außenminister Walid al Moallem den
       Westen, sein Land zerstören zu wollen. Derweil schickt das Regime
       Armeepanzer in die Protesthochburg Rastan.
       
 (DIR) Reaktion auf Gewalt in Syrien: Türkei bricht mit Damaskus
       
       Der türkische Regierungschef Erdogan hat die Gespräche mit der syrischen
       Regierung abgebrochen. Als Reaktionen auf die Gewalt gegen Oppositionelle
       werden auch Sanktionen erwogen.
       
 (DIR) Die syrische Opposition über einen Neustart: "Die Scharia ruft zu Freiheit auf"
       
       Die Chefs der Muslimbrüder fordern das Ende von Syriens Präsident Baschar
       al-Assad. Sie machen Werbung für die Scharia und wollen die Opposition im
       Exil wieder einen.
       
 (DIR) Syrischer Aktivist: Im Knast zu Tode gefoltert
       
       Er begrüßte Soldaten mit Blumen: Ghijath Matar war einer der Protagonisten
       der Revolte in Syrien. Er wurde gefoltert und starb im Gefängnis - mit 26.
       
 (DIR) Neue Schätzungen zu Toten in Syrien: Das Regime verteidigt sich
       
       Die UN berichtet von 2.600 Toten bei Protesten gegen Syriens Staatschef
       Baschar al-Assad. Dessen Sprecherin nennt andere Zahlen und kritisiert bei
       einem Besuch in Russland den Westen.
       
 (DIR) Reformzusagen zum Trotz: Assads Regime tötet weiter
       
       Widerstrebend hörte sich Syriens Präsident Assad Vorschläge der arabischen
       Staaten für eine Friedenslösung an. Doch seine Truppen schießen weiter. Die
       Opposition erklärt den Dialog für nutzlos.
       
 (DIR) Großeinsatz in Syrien: Die Armee jagt Deserteure
       
       Bei einem Großeinsatz in Homs sind seit Mittwoch nach Angaben von
       Aktivisten mindestens 31 Menschen gestorben. Wohnviertel der Stadt wurden
       beschossen.