# taz.de -- Wegen fieser Botschaften im Internet: Facebook-Troll hinter Gittern
       
       > Ein 25-jähriger Brite hinterließ Hassbotschaften auf Facebookprofilen von
       > verstorbenen Teenagern - dafür wurde er jetzt gerichtlich verurteilt.
       
 (IMG) Bild: Star Wars Kid kämpft gegen Yoda - was mit Videobearbeitungsprogrammen am heimischen Rechner alles möglich ist.
       
       Sie sind die Fußball-Hooligans des Netzes. So genannte "Trolle" finden sich
       auf jeder Online-Plattform, auf der sie – meist unter dem Schutz
       vermeintlicher Anonymität – auf Jagd gehen. Ihr Ziel ist es andere Menschen
       zu empören, zu verstören, Aufmerksamkeit zu generieren. Was für die einen
       ein pubertärer oder gar intellektueller Spaß ist, nimmt manchmal
       beunruhigende Formen an.
       
       Sean Duffy ist 25 Jahre alt, arbeitslos und hat ein Alkoholproblem. In den
       Überschriften der Boulevardmedien Großbritanniens heißt er kurz "Sicko",
       "Leichenschänder", oder kurz: "Troll". Was er getan hat, schockiert viele.
       Gezielt suchte er die Facebook-Seiten von Teenagern auf, die gestorben
       waren und hinterließ dort Hass-Botschaften. Der Mutter einer 14-Jährigen,
       die an einem epileptischen Anfall gestorben war, schickte er eine
       Botschaft: "Hilf mir Mami, in der Hölle ist es so heiß" – ausgerechnet am
       Muttertag. Eine 15-Jährige, die von einem Personenzug getötet worden war,
       verhöhnte er, in dem er ihr Bild auf die Comic-Zeichnung eines Zuges
       montierte. Vier Fälle sind bekannt, in denen er die trauernde Angehörige
       mit seinen Kommentaren schockieren wollte - und dafür wurde er jetzt
       gerichtlich verurteilt.
       
       ## Attacken aus dem Dunkeln
       
       Duffy kannte seine Opfer nicht, wusste nicht, wie seine Hass-Botschaften
       bei den Eltern ankamen. Er konnte nur sehen, wie Freunde und Geschwister
       der getöteten Jugendlichen auf die Provokationen reagierten. Das reichte
       ihm offenbar auch schon. Trolle nähren sich von der Aufmerksamkeit, die man
       ihnen entgegenbringt. Jedes Tabu, jede Emotion wird von ihnen ausgebeutet,
       um das gewünschte Ziel zu erreichen.
       
       "Sie haben den trauernden Freunden und Familien unerhörtes Leid zugefügt",
       sagte der Richter in Reading, bevor er Duffy ins Gefängnis schickte. 18
       Wochen Haft lautete das Urteil, dazu darf sich Duffy fünf Jahre lang nicht
       mehr an sozialen Netzwerken im Internet teilnehmen. Grundlage für die
       Verurteilung ist der "Malicious Communications Act" von 1988, der es unter
       Strafe stellt, "unanständige" Nachrichten zu versenden, die beim Empfänger
       für Empörung oder Ängsten führen sollen. Der 25-Jährige ist nicht der erste
       Internet-Troll, der unter Anwendung der Vorschrift verurteilt wurde. So
       wurde bereits 2005 ein Mann verurteilt, weil er Angehörigen von Menschen,
       die nach dem Tsunami in Asien vermisst wurden, falsche Todesnachrichten per
       E-Mail schickte.
       
       ## Aus Spaß wird Mobbing
       
       Trolle finden in sozialen Netzwerken viele Informationen, die sie ausbeuten
       können: Fotos, persönliche Details, manchmal auch Videos. Im Internet
       finden sich viele Baukästen, mit denen jedermann Bilder manipulieren oder
       mit Text versehen kann. In den letzten Jahren hat sich eine gewisse
       Troll-Kultur herausgebildet. Auf Plattformen wie "4chan" versuchen sie sich
       gegenseitig mit Geschmacklosigkeiten zu überbieten oder regelrechte
       Kampagnen zu starten. Die Grenze ist schwer zu ziehen zwischen
       gedankenlosem Spaß oder desaströsem Mobbing.
       
       Eins der bekanntesten Beispiele ist das Video des "Star wars Kid", das
       einen täppischen Jungen zeigte, wie er Übungen mit seinem Laserschwert
       vollführte. In kürzester Zeit verbreiteten sich Dutzende von
       Überarbeitungen des Videos. So schnitten Spaßvögel die ungeschickten
       Versuche mit echten Szenen aus "Star Wars" zusammen – ein gelungenes
       Anschauungsstück dafür, was mit Videobearbeitungsprogrammen am heimischen
       Rechner möglich ist. Aus dem peinlichen Video wurde so ein weltweites
       Phänomen. Weniger lustig war dies für den Jungen: die Presse druckte seinen
       Namen, er wurde Opfer von jeder Menge Spott und musste sich in
       psychiatrische Behandlung begeben, sogar in eine andere Stadt ziehen. Doch
       auch dort war das "Star Wars Kid" natürlich bekannt. Noch sieben Jahre
       später wurden Bilder von ihm in der Boulevardpresse veröffentlicht.
       
       16 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Torsten Kleinz
       
       ## TAGS
       
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