# taz.de -- Wahlen in Sambia: "King Cobra" vor dem Sieg
       
       > Drei Mal hat es Oppositionsführer Sata vergeblich versucht. Bei den
       > jetzigen Wahlen in Sambia steht der ehemalige Kritiker asiatischer
       > Präsenz in Afrika vor einem Erfolg.
       
 (IMG) Bild: Wahlkampf in Sambia: ein mit Sata-Plakaten beklebter Bus in Lusaka.
       
       JOHANNESBURG taz | "King Cobra" ist sein Spitzname. Scharfe Rhetorik
       gegenüber der Regierungspartei in Sambia brachte Michael Sata diesen Titel
       ein. Wenn der 74-Jährige am Dienstag als Kandidat für das höchste Amt in
       den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Sambia antritt, ist ihm laut
       Umfragen die Mehrheit sicher. Besonders in den ländlichen Gegenden und im
       Kupfergürtel des Nordwestens ist Sata beliebt.
       
       Sata, Führer der sambischen Oppositionspartei "Patriotische Front" (PF),
       ist aber kein neuer Kandidat im politischen Spiel Sambias. Er tritt bereits
       zum vierten Mal an. Bei den letzten Wahlen 2008 forderte er den
       gleichaltrigen amtierenden Präsidenten Rupiah Banda bereits heraus und
       verlor die Wahl mit nur zwei Prozent Rückstand. Damals warf Sata Bandas
       Partei "Bewegung für Mehrparteien-Demokratie" (MMD) Wahlbetrug vor und
       organisierte tagelange Proteste. Das Rennen um die politische Macht in
       Sambia wird wohl auch diesmal hart.
       
       Die MMD regiert das Land bereits seit zwanzig Jahren; damals war die Partei
       aus Sambias Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen und setzte unter ihrem
       ersten Führer Frederick Chiluba der Einparteiendiktatur des
       Unabhängigkeitshelden Kenneth Kaunda ein Ende. Chiluba, der vor drei
       Monaten im Alter von 68 Jahren starb, blieb zehn Jahre im Amt, wurde danach
       aber massiver Korruption bezichtigt.
       
       Heute gibt es Vorwürfe, auch Banda sei nachsichtig gegenüber Korruption.
       Ganz im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Levy Mwanawasa, der 2001 Chiluba
       ablöste und 2008 verstarb, als seine zweite Amtszeit noch drei Jahre zu
       laufen hatte. Banda wurde 2008 für diese restlichen als Präsident gewählt.
       Jetzt hofft er, dass Sambias Bergbauboom und eine daraus resultierende
       verbesserte Infrastruktur ihm die Wiederwahl bescheren wird.
       
       Bandas Wahlkampf konzentriert sich auf das enorme Wachstum der Wirtschaft:
       7,4 Prozent im Jahr 2010, laut IWF eine der höchsten Raten in Afrika.
       Chinesische Investoren stützen die Kupferindustrie mit Investitionen von
       rund 2 Milliarden US-Dollar. 2010 produzierte Sambia 820.000 Tonnen Kupfer
       und zählte zu den größten Kupferproduzenten in der Welt. Allerdings sagt
       die Opposition, Banda habe den Reichtum aus den Kupferexporten nicht
       umverteilt. 64 Prozent der rund 13 Millionen Sambier müssen nach wie vor
       mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen.
       
       ## Profitsteuer für Bergwerke
       
       Oppositionsführer Sata will die Wählermüdigkeit gegenüber der langjährigen
       Regierungspartei ausschlachten. Dabei hat er auch eine Kehrtwende in der
       Rhetorik unternommen: Hatte er noch 2008 Kritik gegenüber dem Ausverkauf
       der sambischen Kupferbergwerke an China geübt, will er jetzt mit den
       asiatischen Investoren, darunter auch Geschäftsleute aus Indien,
       zusammenarbeiten. Sata will Bergwerke mit einer Profitsteuer belegen, die
       Banda zugunsten der Investoren abgeschafft hatte.
       
       Die Chinesen kamen nach Sambia, als die Kupferbergwerke nach ihrer
       Privatisierung wegen sinkender Kupferpreise und dem Rückzug westlicher
       Firmen fast brach lagen und die Bergbaustädte im "Copper Belt", der an die
       noch ärmere Demokratische Republik Kongo grenzt, ins Elens stürzten.
       Chinesische Investoren schufen neue Arbeitsplätze und produzierten Profite
       für ihre Bergbaubesitzer.
       
       Aber auch Unmut in der Bevölkerung. Denn ihre Löhne liegen oft unter dem
       gesetzlichen Minimum und die Arbeitsbedingungen in Werken chinesischer
       Besitzer erfüllen nicht die globalen Standards. Immer wieder hat es Streiks
       und Unruhen gegeben. Doch Sambias Handel mit China floriert. Die Bank von
       China hat jetzt sogar in der Hauptstadt Lusaka eine Zweigstelle geöffnet
       und bietet Ein- und Auszahlungen in chinesischer Währung an.
       
       Auch in den Armenvierteln in Lusaka gibt es auch starke Hoffnung auf einen
       politischen Wandel. Sata genießt auch hier Popularität. Seine geplante
       politische Vereinigung mit der drittgrößten Partei, die Vereinte Partei für
       Nationale Entwicklung (UPND) ist allerdings geplatzt, nachdem er sich mit
       deren Führer Hakainde Hichilema zertritt. Die UPND könnte nun bei den
       Wahlen das Zünglein an der Waage spiegeln.
       
       20 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
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