# taz.de -- Größter Naturpark der Welt: Freiraum für Löwe & Co
       
       > Im südlichen Afrika entsteht über fünf Länder hinweg der größte Naturpark
       > der Welt. Das Projekt soll Artenschutz und Armutsbekämpfung gleichzeitig
       > leisten.
       
 (IMG) Bild: Bekommt ein riesiges Reservat: Löwin im Kavango.
       
       JOHANNESBURG taz | Einst lagen hier Guerillakämpfer, die sich blutige
       Kriege mit ihren Regierungen in Angola und Namibia lieferten; vermintes
       Gelände, Grenzen und Zäune behinderten die natürliche Wanderung von
       Elefanten und anderen Wildtieren. Jetzt entsteht im südlichen Afrika der
       größte Naturpark der Welt: Am Donnerstag unterzeichneten die Staatschefs
       von Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe ein Abkommen für die
       grenzübergreifende "Kavango-Zambesi Transfrontier Conservation Area".
       Kavango und Zambesi sind die großen Flüsse der Region. Das kurz "Kaza"
       genannte Naturparkprojekt ist damit auch offiziell gestartet. Es soll
       bestehende Reservate durch grüne Korridore zu einem Megapark verbinden, der
       mit 350.000 Quadratkilometern in etwa die gleiche Fläche einnimmt wie
       Deutschland.
       
       Gearbeitet wird an der Zusammenführung bereits seit Dezember 2006. Die
       ursprüngliche Idee ist aber laut World Wide Fund For Nature (WWF) schon
       mehr als zwei Jahrzehnte alt: Damals ging es vor allem darum, die
       willkürlichen Grenzziehungen und Auseinandersetzungen aus der Kolonialzeit
       zu überwinden. Nun werden also zumindest 36 bislang nationale Schutzgebiete
       so vernetzt, dass ein zusammenhängendes Gebiet entsteht, in dem Tiere wie
       Elefanten, Leoparden und Flusspferde ungestört leben und wandern können.
       Der WWF unterstützt das Kaza-Projekt seit Jahren mit Expertenwissen und
       jährlich 2 Millionen Euro. Das deutsche Entwicklungsministerium hat über
       die Entwicklungsbank KfW 20 Millionen Euro bereitgestellt.
       
       ## Für Natur, gegen Armut
       
       Das Besondere an Kaza ist, dass das Projekt Naturschutz mit
       Armutsbekämpfung vereinbaren will. So sollen am meisten die in den
       Schutzgebieten liegenden Dorfgemeinschaften von der Vernetzung profitieren.
       Immerhin soll der Megapark auch Touristen anziehen. "Die Tage der Zäune
       sind vorbei, denn fünf Länder teilen sich Naturressourcen und haben
       gemeinschaftliche Interessen, wie ein Park zusammen geführt werden kann",
       sagt Werner Myburgh, Leiter der Peace-Parks-Stiftung in Südafrika. "Wenn
       Menschen keinen Nutzen haben, gibt es keinen Naturschutz."
       
       Nach WWF-Schätzungen gilt als Faustformel für Kaza: Sieben Touristen
       sichern einen Arbeitsplatz, von dem in dieser Region bis zu 15 Menschen
       ernährt werden können. Tourismus gilt also als wichtige Einnahmequelle. Zu
       den begehrtesten Zielen in dieser traumhaften Natur zählen eines der sieben
       Naturweltwunder, die Victoria-Wasserfälle in Simbabwe, sowie das riesige
       Okavango-Delta in Botswana.
       
       Zudem leben im Kaza-Park 250.000 Dickhäuter, die größte Elefantenpopulation
       des afrikanischen Kontinents. Diese sind allerdings sehr ungleich verteilt.
       In Botswana etwa gibt es rund 135.000 Tiere, in Angola, wo es erst 2002 zum
       Friedensvertrag kam, lediglich 800. Auch über den Chobe-Fluss nach Namibia
       wagten sich die Elefanten aus Botswana lange nicht. Erst seit der
       Unabhängigkeit vor zehn Jahren kommen die Tiere langsam zurück. Für den
       Tourismus ist die Elefantenwanderung ein Segen, für die Landwirtschaft ein
       Problem. Damit Ernten nicht zerstört und Gemeinden geschützt bleiben,
       sollen sie durch Zonen geschützt werden und Wanderkorridore den Lebensraum
       der Tiere erweitern. Zum Beispiel verbindet der Simalaha-Korridor den
       Kafui-Park in Sambia mit Botswana.
       
       ## Verhütung überflüssig
       
       In einem derartig großen Gebiet gebe es keinen direkten Druck, dass eine
       schnell wachsende Elefantenherde in den nächsten Jahrzehnten künstlich
       durch Verhütungsmittel oder Abschuss kontrolliert werden müsse, sagt Werner
       Myburgh. "Aber Afrika ist nicht länger ein See der Wildnis mit Menschen als
       Inseln, sondern es ist umgekehrt. Länder entwickeln sich, und die
       Bevölkerung wächst."
       
       19 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) China
       
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