# taz.de -- Korruptionsvorwurf beim Hilfswerk: Kolping-Drama, nächster Akt
       
       > Mitglieder der Kolpingstiftung Paraguay werfen dem Kolpingwerk vor,
       > Korruption zu vertuschen. Sie selbst seien zu Aussagen genötigt worden.
       > Das Kolpingwerk streitet alles ab.
       
 (IMG) Bild: Brigitte Fuzellier, ehemalige Geschäftsführerin des Kolpingwerks in Paraguay, 2010 mit Paraguays Staatspräsident Fernando Lugo.
       
       BUENOS AIRES taz | Der Skandal um die veruntreuten Gelder beim katholischen
       Kolpingwerk in Paraguay erhält eine neue Wendung. Zwei Mitglieder des
       Vorstandes der Kolpingstiftung Paraguay (FUKOLPA) erheben schwere Vorwürfe
       gegen das Kolpingwerk in Deutschland. Sie sollen dazu genötigt und erpresst
       worden sein, der [1][Entlassung der früheren Geschäftsführerin] der
       Stiftung in Paraguay, Brigitte Fuzellier, zuzustimmen.
       
       Vor einem Jahr [2][erregte Fuzellier erhebliche Aufmerksamkeit] damit, dass
       sie ihren Amtsvorgängern Korruption vorwarf. So sollen zwischen 2002 und
       2007 bei einem Neubau eines Stiftungshauses über eine Million Dollar
       deutsche und europäische Entwicklungsgelder hinterzogen und durch
       gefälschte Schecks Zahlungen fingiert worden sein.
       
       Vom Entwicklungsministerium BMZ und der EU hatte die Kolpingstiftung bis
       2007 rund 1,4 Millionen Euro bekommen. Die [3][taz berichete im August
       2010], beim Bau eines Berufsbildungszentrums in Paraguay seien
       möglicherweise hunderttausende Euro veruntreut worden. Fuzellier
       beschuldigte zudem das Kolpingwerk Deutschland, in den Fall verwickelt zu
       sein und ihn darum zu verschleppen.
       
       Die Kolping-Spitze in Köln bestreitet sämtliche Vorwürfe und erstattete
       ihrerseits Anzeige gegen die streitbare Geschäftsführerin. Ende September
       2010 wurde Fuzellier nach einer Entscheidung des Vorstandes der
       Kolpingstiftung Paraguay fristlos entlassen und ohne Abfindung vor die Tür
       gesetzt.
       
       ## "Satzzungskonform und beglaubigt"
       
       Vergangene Woche erklärten nun die beiden Vorstandmitglieder Vicente
       González und Teodosio Cubilla: "Vor fast einem Jahr beugten wir [...] uns
       den Drohungen, Nötigungen und der Erpressung des Geschäftsführers der SEK,
       Herrn Hans Drolshagen, und haben eingewilligt, Dokumentationen zu
       unterschreiben, die zur Entlassung der damaligen Geschäftsführerin der
       FUKOLPA Frau Brigitte Fuzellier geführt haben."
       
       Auf Anfrage der taz wies der Vorsitzende von Kolping International, Hubert
       Tintelott, alles zurück: "Sämtliche Änderungen in der Satzung und
       Umbesetzungen im Stiftungsvorstand der FUKOLPA im vergangenen Jahr
       erfolgten satzungskonform und sind notariell beglaubigt. Wir weisen jeden
       Vorwurf entschieden zurück, dass dies durch Drohungen, Erpressungen oder
       Nötigung erfolgte." Zu seinem Mitarbeiter Hans Drolshagen und dem
       Geschäftsführer der FUKOLPA, der Fuzellier in Paraguay nachfolgte, Olaf von
       Brandenstein, habe die Kolping-Zentrale (SEK e.V.) "volles Vertrauen".
       
       Auch gegen von Brandenstein erheben die beiden Vorstandsmitglieder González
       und Cubilla schwere Vorwürfe. Unter anderem soll er sich nicht an die
       Satzungsvorschriften der Stiftung halten und wichtige Posten mit seiner
       Ehefrau und Freunden besetzt haben. Von Brandenstein weist dies zurück.
       "Mein Management-Team, zu dem auch meine Ehefrau gehört, zählt von Beginn
       an auf das Einverständnis des SEK e.V., der uns unter Vertrag genommen hat,
       nicht FUKOLPA; weshalb wir auch keinerlei Honorare oder Gehaltszahlungen
       von FUKOLPA erhalten," so von Brandenstein.
       
       Der Kolping-Vorsitzende Tintelott bestätigt von Brandensteins
       Personalpolitik: "Weitere Mitarbeiter seiner Kanzlei - darunter auch seine
       Ehefrau - werden zeitlich befristet beschäftigt". Auffällig unklar bleibt
       dabei, warum von Brandenstein behauptet, beim Kolpingwerk und nicht bei
       FUKOLPA angestellt zu sein, denn dort er ist ja Geschäftfsührer.
       
       Rätsel gibt auch auf, warum das Kolpingwerk sich damit verteidigt, die
       Neubesetzung im Vorstand von FUKOLPA sei "notariell beglaubigt". Eine
       solche Beglaubigung hat schließlich nichts damit zu tun, dass zuvor Druck
       auf Vorstandsmitglieder ausgeübt worden sein könnte, wie González und
       Cubilla behaupten.
       
       Von Hans Drolshagen war zu alldem trotz Anfrage keine Stellungnahme zu
       erhalten.
       
       29 Sep 2011
       
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