# taz.de -- Rückgabe von Herero-Schädeln: "Die Wahrheit muss ans Licht"
       
       > Wir sind nicht von unseren deutschen Kollegen begrüßt worden, sagt
       > Namibias Kulturminister Kazenambo verärgert. Es sei schockierend gewesen.
       
 (IMG) Bild: Die namibische Regierungsdelegation bei einer Zeremonie anlässlich der Schädelübergabe in der Charité.
       
       taz: Herr Minister, was bedeutet es für Sie, einige der 20 namibischen
       Schädel zu sehen, die Sie zurück nach Namibia nehmen? 
       
       Kazenambo: Es ist ein sehr trauriger Augenblick und ein sehr historischer.
       Wir möchten all denen danken, die gekommen sind, um uns unsere Sympathie
       und Solidarität zu bezeugen. Wir nehmen die Schädel zurück nach Hause,
       damit sie in ewigem Frieden ruhen können. Wir sind dankbar, und wir sind
       zuversichtlich, dass wir mehr Schädel unserer Vorfahren zurückbekommen
       werden. Jetzt können wir besser atmen.
       
       Wie viele Schädel befinden sich noch in Deutschland? 
       
       Das kann ich nicht definitiv beantworten. Die Schädel wurden in einer
       schrecklichen Ära hierher gebracht, und anscheinend wird in manchen Kreisen
       immer noch geleugnet, dass die Vergangenheit so stattgefunden hat. Wir
       sagen: Lasst zu, dass die Wahrheit uns befreit. Wer noch solche Schädel
       hat, sollte sie den Behörden herausgeben.
       
       Bedeutet die Schädelrückgabe den Beginn eines neuen Dialogs zwischen
       Deutschland und Namibia? 
       
       Unsere Hoffnung und Erwartung ist, dass dies zur Heilung beiträgt. Für uns
       Namibier ist das keine leichte Aufgabe. Wir haben namibische Bürger
       deutscher Abstammung, die nicht dafür verantwortlich gemacht werden können,
       was in der Vergangenheit geschehen ist. Die deutsche Regierung muss
       anerkennen, dass wir eine sehr tragische Geschichte teilen. Wir müssen
       offen und fair miteinander umgehen. Die Wahrheit muss ans Licht. Von dem,
       was wir hier bei unserem Besuch erlebt haben, scheint es allerdings so, als
       ob viel zu wünschen übrig bleibt. Wir wissen nicht warum, aber wir sind
       nicht von unseren deutschen Kollegen begrüßt worden. Die deutsche Regierung
       hat niemanden beauftragt, unsere Delegation zu treffen. Was wir erfahren
       haben, ist schockierend.
       
       Mehrere traditionelle Führer haben bemängelt, dass Deutschland bisher noch
       nicht seinen Teil zur Versöhnung beigetragen habe. 
       
       Ja, das ist bedrückend. Dazu gehört auch, dass es auf manchen Farmen in
       Namibia Gräber gibt, und die Besitzer erlauben es nicht, dass die Gräber
       besucht werden. Die Situation wird schwierig, wenn es dafür kein
       Verständnis gibt.
       
       30 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rolf-Henning Hintze
       
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