# taz.de -- Spielabsagen im US-Basketball: Rollentausch im NBA-Streik
       
       > Der Arbeitskampf in der nordamerikanischen Basketballliga NBA eskaliert,
       > die ersten Spiele wurden abgesagt. Die Arbeitgeber plädieren für
       > "Kommunismus".
       
 (IMG) Bild: Dirk Nowitzki will doch nur spielen, darf aber nicht.
       
       BERLIN taz | Der 1. November sollte ein großer Tag für Dirk Nowitzki
       werden. An diesem Tag, so sah es der NBA-Spielplan vor, war für den
       deutschen Basketballprofi und seine Kollegen von den Dallas Mavericks das
       Saisonauftaktspiel gegen die Chicago Bulls angesetzt. Und nicht nur das:
       Nachdem sie schon im Juni den Titel gewonnen hatten, sollten die Mavericks
       nun endlich die mit schweren Klunkern verzierten Ringe bekommen, mit denen
       im US-Profisport traditionell die Meister beschenkt werden. Doch Nowitzki
       wird warten müssen, bis er sich das Schmuckstück über den Finger streifen
       kann: Am Montag wurden die ersten beiden Wochen der NBA-Saison offiziell
       abgeblasen.
       
       Die Absage ist eine weitere Eskalationsstufe im Arbeitskampf zwischen den
       Besitzern der NBA-Teams und der Spielergewerkschaft NBPA. Seit Monaten
       verhandeln beide Seiten über einen neuen Tarifvertrag, ohne entscheidende
       Fortschritte erzielen zu können. Umstritten ist vor allem, welchen Anteil
       von den generierten Umsätzen den Profis zusteht. Außerdem wird über
       komplexe Regularien verhandelt, wie viel jedes Team für seine Spieler
       ausgeben darf und unter welchen Umständen das "salary cap", die
       Gehaltsobergrenze, aufgeweicht werden darf.
       
       Die Besitzer wollen ein "hartes cap", um ihre Ausgaben unter Kontrolle zu
       halten. Die Spieler ein "weiches cap", um im Einzelfall mehr Geld verdienen
       zu können. Ausgerechnet die Arbeitgeber plädieren also für Kommunismus, die
       Arbeitnehmer für Marktwirtschaft. "Es ist ein Abgrund, der uns trennt",
       beschrieb NBA-Boss David Stern die Differenzen, die auch während der sieben
       Stunden währenden Verhandlungen am Montag nicht entscheidend überbrückt
       werden konnten. Anschließend warnte Stern schon mal die Gegenseite: Die
       Spieler seien mit ihrer Verweigerungshaltung "verantwortlich für die
       Verluste, die wir erleiden".
       
       ## Das wird teuer
       
       Und diese Verluste sind erheblich. Schon die Absage der Vorbereitungsspiele
       riss ein Loch in die Kassen der Vereine. Der Ausfall der ersten beiden
       Saisonwochen bedeutet, dass nun exakt 100 Spiele weniger stattfinden
       werden. 100 Spiele, bei denen bis zu 20.000 Zuschauern Eintritt gezahlt
       hätten, 100 Spiele, die nicht im Fernsehen übertragen werden.
       Dauerkartenbesitzer müssen für die ausfallenden Partien entschädigt werden,
       und auch die TV-Stationen werden ein paar Millionen zurückfordern.
       
       Die Rezession in den USA trifft die Unterhaltungsbranche Profi-Basketball
       besonders hart, David Stern behauptet, die meisten Klubs würden defizitär
       wirtschaften. Die Spieler, verlangt der NBA-Boss, müssten deshalb
       Gehaltseinbußen hinnehmen. Die Gewerkschaft ist da natürlich anderer
       Meinung. Ihr Präsident Derek Fischer, Aufbauspieler der Los Angeles Lakers,
       verkündete nach dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen am Montag: "Ich
       glaube weiter fest daran, dass unsere Vorstellungen fair und angemessen
       sind."
       
       So ist eine Einigung lange noch nicht in Sicht. Stattdessen verhärten sich
       die Fronten weiter. Vergangene Woche boten die Klubbesitzer der
       Gewerkschaft noch an, 50 Prozent der Gesamtumsätze als Spielergehälter
       auszuzahlen. Nun, teilte Stern mit, hätten die Arbeitgeber dieses Angebot
       auf nur noch 47 Prozent reduziert. Die Basketballprofis sollen
       offensichtlich zum Einlenken gezwungen werden. Der Arbeitskampf könnte so
       lange dauern, bis eine Seite aus ökonomischen Gründen zur Aufgabe gezwungen
       wird.
       
       Die Spielabsagen zeigen, wie ernst die Situation ist. Erst einmal in der
       65-jährigen NBA-Geschichte mussten Pflichtspiele ausfallen: Auch 1998
       begann die Saison mit Verspätung. Damals spielte jedes Team nur 50 anstatt
       der gewohnten 82 Saisonpartien vor den Playoffs. Eine Situation, die den
       Dallas Mavericks um den 33-jährigen Nowitziki zugute kommen könnte, sind
       sie doch eines der betagteren Teams der Liga. So müssten sich die alten
       Herren diesmal nicht so lange quälen, um sich den zweiten Ring zu
       verdienen. Falls die Saison nicht komplett ausfällt. (TO)
       
       12 Oct 2011
       
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