# taz.de -- Studie der Umweltorganisation WWF: Fremdes Land für deutsches Fleisch
       
       > Um seinen Fleischkonsum zu decken, braucht Deutschland eine Fläche so
       > groß wie Österreich. Ein großer Teil des Futters wird im Ausland
       > angebaut, dafür werden Wälder gerodet.
       
 (IMG) Bild: Lecker Kassler, vom Fachmann zerlegt.
       
       BERLIN taz | Die Deutschen benötigen eine Fläche von der Größe Österreichs,
       nur um ihren Hunger auf Fleisch zu stillen. Für den Anbau des Viehfutters
       und die Weiden seien 8,42 Millionen Hektar des weltweit knappen Agrarlandes
       nötig, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der
       Umweltorganisation WWF. Mindestens 23 Prozent davon befinde sich außerhalb
       Europas, denn auf 1,9 Millionen Hektar stünden Sojapflanzen, die fast
       vollständig importiert werden.
       
       Mehr als drei Viertel dieser Einfuhren stammen laut WWF aus Südamerika, wo
       für Sojaäcker Wälder gerodet werden. So entweichen Treibhausgase, und Tier-
       sowie Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum. Für WWF-Ernährungsexpertin
       Tanja Dräger de Teran steht deshalb fest: "Der weltweit steigende Hunger
       nach Fleisch hat einen bitteren Beigeschmack. Er heizt das Klima an und
       trägt zum Artensterben bei." In Brasilien gefährde die Expansion des
       Sojaanbaus die sehr artenreiche Ökoregion Cerrado, in Argentinien die
       Nebelwälder.
       
       Jeder Bundesbürger sorgt mit seinem Fleischverzehr im Schnitt dafür, dass
       laut Studie auf 1.000 Quadratmeter Futtermittel angebaut werden müssen. Ein
       Schweinebraten-Gericht bedarf demnach 3,12 Quadratmeter Anbaufläche pro
       Person, 71 Prozent davon für den Fleischanteil. Zum Vergleich: Für einen
       vegetarischen Pasta-Teller mit Tomatensoße sind nur 0,46 Quadratmeter Acker
       nötig. Der große Unterschied liegt vor allem darin, dass viel mehr der in
       Pflanzen gespeicherten Energie verloren geht, wenn Tiere sie in Fleisch
       umwandeln, als wenn Menschen die Pflanzen direkt essen.
       
       ## Wenn Fleisch, dann bio
       
       Der WWF rät daher den Verbrauchern, weniger Fleisch zu verzehren. Derzeit
       nimmt jeder Deutscher im Schnitt 60 Kilogramm pro Jahr zu sich - fast
       doppelt so viel wie aus Gesundheitsgründen von der renommierten Deutschen
       Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen.
       
       Die von der DGE berechnete Dosis von maximal 600 Gramm pro Woche sollte man
       laut WWF am besten durch Fleisch mit einem Bio- oder Neuland-Siegel decken.
       Denn der Anbauverband Bioland etwa schreibt seinen Betrieben vor,
       mindestens 50 Prozent des Futters selbst und ohne Kunstdünger sowie
       chemisch-synthetische Pestizide zu produzieren. Der Verein Neuland fordert
       zwar keine Ökofuttermittel, verbietet aber Importe.
       
       Von der EU verlangt der WWF, den Anbau von Futtermitteln in Europa wieder
       stärker zu fördern. Dann könnten zum Beispiel Lupinen aus Deutschland
       zunehmend Soja ersetzen. Doch von solchen Zielen sei auch die jetzt
       geplante Reform der EU-Agrarpolitik weit entfernt, kritisierte der Verband.
       
       14 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Verbrauchertäuschung bei Ferrero: Nutellas "illegale" Etiketten
       
       Viele Vitamine und wenig Zucker. Wegen irreführender Nährwerttabellen auf
       Nutellagläsern ist Ferrero verurteilt worden. Tatsächlich liegt der
       Zuckeranteil bei 55 Prozent.
       
 (DIR) Massiver Temperaturanstieg prognostiziert: Rekordsteigerung bei Treibhausgasen
       
       Selbst die pessimistischsten Prognosen wurden noch übertroffen. 2010
       stiegen die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen stärker als je zuvor.
       
 (DIR) Verbraucherschützer decken auf: Infektionsrisiko Fertigsalat
       
       Krankheitserreger in Fertigsalaten und schwermetallhaltiges
       Kinderspielzeug. Viele Konsumgüter in Deutschland sind potenziell
       gesundheitsgefährdend.
       
 (DIR) US-Studie zum Softdrinkkonsum: Wer Cola trinkt, schlägt eher zu
       
       Jugendliche, die große Mengen zuckerhaltige Brause trinken, sind häufiger
       in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt. Ob der Softdrinkkonsum die
       Ursache ist, lassen die Forscher offen.
       
 (DIR) Index der Welthungerhilfe: 925 Millionen Menschen hungern
       
       Drastische Preisschwankungen machen den Ärmsten der Armen schwer zu
       schaffen. Insgesamt stehen Afrika südlich der Sahara und Südasien am
       schlechtesten da.
       
 (DIR) Streit der Woche: Braucht Deutschland eine Fettsteuer?
       
       Dänemark erhebt eine Strafsteuer auf fettiges Essen, um die Bürger zu
       gesunder Ernährung zu erziehen. Ein Päckchen Butter wird dadurch um 30 Cent
       teurer.
       
 (DIR) Preise für Nahrungsmittel: Weiterhin hoch und labil
       
       Biosprit und Spekulationen treiben die Preise für Agrar-Rohstoffe in die
       Höhe. Nun denken die G20-Staaten über eine Grenze für Spekulationsgeschäfte
       nach.
       
 (DIR) Ist Hefeextrakt das neue Glutamat?: Das Gerücht im Gericht
       
       Seit der Geschmacksverstärker Glutamat aus vielen Fertiggerichten
       verschwunden ist, ist Hefeextrakt drin. Aber was ist das eigentlich? Und
       ist es ungesund?
       
 (DIR) Irreführende Produktverpackungen: Lügen aus der Dose
       
       Was drauf steht, ist oft nicht drin. Eine Webseite will falsche
       Produktversprechen von Lebensmittelherstellern aufdecken – mit den
       Verbrauchern als Detektiven.