# taz.de -- Wasser bedroht Bangkoks Innenstadt: Flut schafft zusätzliche Feiertage
       
       > Die Regierung verhängt einen Zwangsurlaub in der
       > Zwölf-Millionen-Metropole Bangkok. Überschwemmungen drohen jetzt in der
       > Innenstadt.
       
 (IMG) Bild: Straßenszene in Bangkok: Behörden erwarten die vollständige Überflutung der thailändischen Hauptstadt.
       
       BANGKOK taz | Die Fluten schieben sich immer näher an Bangkok heran:
       Mehrere Abschnitte wichtiger Verkehrsadern sind bereits überschwemmt, in
       niedriger gelegenen Straßen steht das Wasser teils bis zu einem Meter hoch.
       Dass die von Norden herannahenden Wassermassen auch die inneren Bezirke der
       thailändischen Hauptstadt treffen könnten, schließen die Behörden längst
       nicht mehr aus.
       
       In einer TV-Ansprache Dienstagnacht sagte Thailands Premierministerin
       Yingluck Shinawatra: "Das größte Risiko besteht für die Region entlang des
       Chao Phraya und die Flutbarrieren." Die kommenden Tage wurden offiziell zu
       Feiertagen erklärt, die Menschen damit in Zwangsurlaub geschickt.
       
       Bereits am Mittwoch erreichten die Pegel des Flusses Chao Phraya
       Rekordhöchststände von mehr als 2,40 Metern. Noch halten die Flutmauern von
       2,50 Metern: Regierung und Behörden bereitet Kopfzerbrechen, dass im Golf
       von Thailand am Sonntag ein besonders hoher Wasserstand bei Flut erwartet
       wird. Dieser könnte dann in die Mündung des Chao Phraya drücken und den
       Wasserpegel auf 2,60 Meter erhöhen, so ein Sprecher der Marine.
       
       Dann würde das Wasser in die tiefer liegenden Stadtteile strömen. Thailands
       Justizminister und Krisenmanager Pracha Promnok erklärte, die Bangkoker
       sollten sich darauf einstellen, dass alle 50 Distrikte der Stadt
       überschwemmt werden würden.
       
       In den vergangenen Wochen hatten widersprüchliche Verlautbarungen sowie
       offensichtliche Kompentenzstreitigkeiten zwischen Regierung und Opposition
       den Frust in der Bevölkerung verschärft. Nach einem Dammbruch wurde
       mittlerweile sogar der hauptsächlich für Inlandsflüge benutzte alte
       Flughafen Don Muang im Norden von Bangkok wegen des herannahenden Wassers
       geschlossen. Tausende Evakuierte aus anderen überschwemmten Gebieten
       mussten erneut in Sicherheit gebracht werden.
       
       Die Anwohner nahe der Krung-Thep-Brücke, die über den Chao Phraya führt,
       sehen den weiter wachsenden Fluten mit gemischten Gefühlen entgegen: Zwar
       halten die Flutwände dort noch. Doch einige der Mauern haben Risse, und
       auch aus Löchern in den Bodenplatten quillt aufgrund des hohen Drucks das
       Wasser. "Sehen Sie sich das mal an", schimpft eine Anwohnerin.
       
       "Da ist nichts gemacht worden, das wurde jahrelang vernachlässigt." Andere
       wiederum schauen auf den Fluss und diskutieren darüber, ob es ihnen
       vielleicht bald so ergeht wie ihren Landsleuten in den besonders schwer
       getroffenen Nachbarprovinzen Pathum Thani, Nonthaburi und Ayutthaya.
       
       ## Hunderte Tote, Millionen Obdachlose
       
       Die Überschwemmungen hätten ein Ausmaß angenommen, das man noch nie erlebt
       habe, nicht einmal während der Flut 1995, heißt es auf der Facebook-Seite
       von "Thailand Response TV", dessen freiwillige Helfer sich, so gut es geht,
       darum bemühen, Updates zur sich manchmal stündlich verändernden Lage zu
       veröffentlichen.
       
       "Die Menschen wollen langfristige Antworten, aber die sind schwer zu
       liefern", so Sean Boonpracong, internationaler Sprecher der thailändischen
       Krisenkoordination, gegenüber der taz. "Ich wünschte, wir könnten täglich
       mehr Informationen liefern." Nach offiziellen Angaben sind seit Beginn der
       Überschwemmungen in Thailand Ende Juli mindestens 366 Menschen gestorben.
       
       Mindestens neun Millionen Einwohner haben ihre Häuser und Hab und Gut
       verloren, etwa 113.000 leben derzeit in Notunterkünften. Das könnte sich am
       Wochenende dramatisch verändern.
       
       26 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
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