# taz.de -- Fund bei Bau von Erdgasleitung: Goldrausch bei Gazprom
       
       > Beim Bau der Nordeuropäischen Erdgasleitung taucht in Niedersachsen ein
       > Goldschatz auf. Informiert wird spärlich - aus Sorge vor
       > Goldgräberstimmung.
       
 (IMG) Bild: Zustände, die man in Diepholz vermeiden will: Goldrausch am Klondike River 1896.
       
       HAMBURG taz | Es muss ein Gefühl gewesen sein wie in den Zeiten des großen
       Goldrausches. Graben, sieben, hoffen und dann: Der schimmernd-gelbliche
       Anblick des Metalls, das die Menschheit schon immer faszinierte - Gold.
       Doch die Zeiten sind andere und die Umstände unterscheiden sich: Die
       Goldgräber sind Archäologen des Niedersächsischen Landesamtes für
       Denkmalpflege. Die Fundstellen befinden sich nicht im Wilden Westen,
       sondern ganz unromantisch irgendwo im Landkreis Diepholz in Niedersachsen
       entlang der künftigen Gazprom-Gaspipeline.
       
       "Ein Armreif ist sichtbar, der Rest befindet sich noch in einem auf 60 mal
       60 Zentimeter konzentrierten Erdblock, der nun von den Wissenschaftlern
       behutsam auseinandergenommen wird", ist aus dem niedersächsischen
       Wissenschaftsministerium zu hören. Viel mehr sei noch nicht bekannt. Obwohl
       der Fund bereits im Frühjahr gemacht wurde, hält man sich dort noch
       bedeckt. Zu groß ist die Befürchtung, man könne private Schatzsucher
       ermutigen, entlang des Fundortes zu graben und dabei historische Schätze zu
       zerstören. Deshalb dauerte es, bis die Informationen nun durchsickerten,
       deshalb wird auch nichts Näheres zum genauen Fundort bekannt gegeben.
       
       Niedersachsen in der Bronzezeit um 2.000 vor Christus: Germanische Stämme
       bevölkern das Land. Viel weiß man nicht über sie: Sie verehrten die Sonne,
       sie machten sich Gedanken über astronomische Zusammenhänge. Spuren dieser
       Kultur finden Archäologen immer wieder. Grabhügel, unter denen Germanen
       ihre Toten begruben, lassen sich auch heute noch in vielen Wäldern der
       Region entdecken. Der Goldschatz also eine Grabbeigabe? Laut
       Wissenschaftsministerium nicht auszuschließen.
       
       Goldschätze und historische Funde entlang der Nordeuropäischen
       Erdgasleitung, die von Russland auf einer Länge von etwa 440 Kilometern
       durch Deutschland führt - das ist kein Zufall. Bereits im Vorfeld des
       Bauvorhabens begriffen Wissenschaftler die einmalige Chance, die sich durch
       den Bau der unterirdischen Trasse bieten würde. In Niedersachsen gründete
       man hierzu koordiniert vom Landesamt für Denkmalpflege ein eigenes
       archäologisches Projekt.
       
       Entlang der Großbaustelle am 200 Kilometer langen Grabungsschnitt durch
       Niedersachsen, wo bis zu 100 Mitarbeiter gleichzeitig im Einsatz sind,
       tummeln sich jetzt auch Archäologen. Für sie eilt es: Ende 2012 soll alles
       fertig sein. Mitfinanziert werden die Ausgrabungen von Pipeline-Investoren.
       Ein Geschäft mit Hintergedanken? Kassiert Gazprom am Ende die
       Gold-Millionen?
       
       Rüdiger Fischer, Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums,
       verweist auf das Denkmalschutzgesetz. Schätze, die bei staatlichen
       Grabungen entdeckt werden, gehen demnach in den Besitz des Landes
       Niedersachsen über. Und dort hat man auch schon Pläne für den Goldfund:
       Anfang 2012 soll er bei einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt
       werden.
       
       28 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Janko Raab
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumbien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Versunkener Schatz in Kolumbien: Gold in der Karibik entdeckt
       
       Forscher finden eine im Jahr 1708 gesunkene Galeone. Die Ladung ist mehrere
       Milliarden US-Dollar wert. Wem gehören die Reichtümer?
       
 (DIR) Gazprom will westeuropäischen Markt: Eine Leitung bis zum kleinsten Gasherd
       
       Russlands Einfluss auf den europäischen Energiemarkt wird größer. Gazprom
       drängt auf Zugang zum deutschen Endkundenmarkt und verspricht geringere
       Kosten.
       
 (DIR) Gazprom-Pipeline Nord Stream eröffnet: Das Rohr zum Westen
       
       Der russische Staatskonzern Gazprom gebietet über riesige Energiereserven.
       Mit Nord Stream nimmt er seine westlichen Partner in die Zange.