# taz.de -- Kommentar Ankara und die PKK: Unversöhnliche Akteure
       
       > Beide Seiten wissen, dass es keinen militärischen Sieg geben kann. Doch
       > wie viele Menschen müssen noch sterben, bis ernsthaft verhandelt wird?
       
       Es hätte eine Chance sein können. Die Anteilnahme mit den kurdischen
       Erdbebenopfern von Van überall in Türkei hat deutlich gemacht, dass die
       Menschen den Konflikt zwischen der kurdischen Minderheit und der türkischen
       Mehrheit nicht als unversöhnlichen Gegensatz sehen. Die Politik hätte daran
       anknüpfen können, doch die Akteure beider Seiten haben offenbar kein
       Interesse.
       
       Statt das Engagement der Zivilgesellschaft im türkischen Westen
       anzuerkennen, schickte die PKK eine Selbstmordattentäterin, die sich vor
       dem Parteibüro der AKP in Bingöl in die Luft sprengte und vier weitere
       Menschen mit in den Tod nahm.
       
       Aber auch die Regierung machte klar, dass sie gegenwärtig nicht das
       geringste Interesse an Gesprächen mit der kurdischen Seite hat. Am
       Wochenende holte die Staatsanwaltschaft für politische Delikte zu einer
       neuen Verhaftungswelle gegen Leute aus, denen vorgeworfen wird, Mitglieder
       des zivilen Arms der PKK zu sein.
       
       Unter den Verhafteten sind der Verleger und Journalist Ragip Zarakolu, der
       seit 40 Jahren für eine politische Lösung der Kurdenfrage eintritt, und die
       Professorin Büsra Ersanli, die die kurdische BDP in der
       Verfassungskommission des Parlamentes vertritt.
       
       Wie will man über eine neue Verfassung reden, die auch die Interessen der
       Minderheiten berücksichtigen soll, wenn man die kurdischen Vertreter gleich
       zu Anfang ins Gefängnis steckt? Stattdessen lässt auch der Staat die Waffen
       sprechen. Während in Van noch nach Verschütteten gesucht wurde, schickte
       die Armee in der Nachbarprovinz Hakkari Panzer über die Grenze in den
       Nordirak.
       
       Dabei weiß jede Seite, dass es keinen militärischen Sieg geben kann. Die
       Frage bleibt, wie viele Menschen in diesem Konflikt noch sterben müssen,
       bevor eine Verhandlungslösung endlich ernsthaft angegangen wird.
       
       30 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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