# taz.de -- Kommentar Israels Siedlungsbau: Siedlungen als Strafe
       
       > Die Zeit arbeitet gegen Israel. In allen Nachbarstaaten gewinnt Volkes
       > Stimme an Gewicht, und die war stets auf der Seite der Palästinenser.
       
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versucht, Neubauten in
       Siedlungen in den besetzten Gebieten mit den einseitigen Schritten der
       Palästinenser in New York zu rechtfertigen. Das ist armselig. Die Regierung
       in Jerusalem braucht keinen Grund, um Siedlungen auszubauen.
       
       Sie tut es, weil sie einerseits niemand daran hindert und weil andererseits
       mit jedem neuen Haus im besetzten Gebiet die Zweistaatenlösung und der
       Abzug aus dem Westjordanland immer unmöglicher werden.
       
       Die Palästinenser zogen mangels eines Partners für Friedensverhandlungen
       nach New York. Sie versuchen, ihren eigenen Staat an Israel vorbei zu
       erreichen. Und die internationale Solidarität ist auf ihrer Seite. Seit dem
       Gazakrieg vor knapp drei Jahren, dem Marinedesaster im Sommer 2010 und dem
       hartnäckigen Festhalten am Siedlungsbau bewegt sich Israel immer weiter ins
       internationale Abseits.
       
       Weltweit bricht ihm ein Verbündeter nach dem anderen weg. Nur die USA
       halten Israel wacker die Stange - und ermöglichen damit die fortgesetzt
       kompromisslose Haltung Jerusalems in Sachen Siedlungsbau.
       
       Die Zeit arbeitet gegen Israel. In allen Nachbarstaaten gewinnt Volkes
       Stimme an Gewicht, und die war stets auf der Seite der arabischen Brüder,
       der unter Besetzung lebenden Palästinenser. Dass sich das Kräfteverhältnis
       verschiebt, kann auf die Dauer auch in Israel nicht ignoriert werden.
       
       Schon jetzt übt die Regierung in Jerusalem auf ägyptische Intervention hin
       mit gutem Grund Zurückhaltung und vermied bislang allzu scharfe
       Vergeltungsmaßnahmen für den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen in dieser
       Woche. Denn eine Eskalation des Konflikts in Israels Süden würde die
       Beziehungen zu Kairo einfrieren.
       
       Nach dem Verlust des starken Partners Türkei bliebe Netanjahu dann einzig
       Jordaniens König Abdullah als Verbündeter in der Region. Um die Beziehungen
       zu den Nachbarn zu retten, muss Israel auf die Palästinenser zugehen, statt
       sie zu bestrafen.
       
       2 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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