# taz.de -- Ende der Gewalt im Baskenland: ETA ist "bereit für eine Entwaffnung"
       
       > Vor drei Wochen hat die Organisation einen endgültigen Waffenstillstand
       > angekündigt. Jetzt sprechen die Separatisten der ETA über
       > Friedensperspektiven.
       
 (IMG) Bild: Ein maskierter Demonstrant fordert in Bilbao per Graffiti die Freilassung der Gefangenen.
       
       MADRID taz | Die baskische Separatistenorganisation ETA will die Waffen
       endgültig gegen die Politik eintauschen. Das beteuerten zwei Sprecher der
       Gruppe in einem gestern veröffentlichten 15-seitigen [1][Interview]
       gegenüber der nationalistischen, baskischen Tageszeitung Gara.
       
       Drei Wochen nach der Ankündigung eines endgültigen Waffenstillstandes
       bekräftigt die Organisation, deren 50-jähriger Kampf mehr als 850 Tote
       gefordert hat, "bereit zu sein" über eine Entwaffnung zu reden. An eine
       Rückkehr zur Gewalt sei auch dann nicht gedacht, wenn "der Lösungsprozess"
       ins Stocken geraten sollte. "ETA wird niemals eine Bedrohung für den
       Prozess hin zu einer politischen Lösung sein", heißt es. Worte des
       Bedauerns gegenüber den Opfern ihrer Terrorkampagnen fanden die beiden
       Vermummten nicht.
       
       Die letzte bewaffnete Organisation in Westeuropa stellt im Interview ihre
       Bedingungen sowie ein Szenario vor, das zum Frieden in der
       nord-west-spanischen Region führen soll. "Hinsichtlich der Agenda für die
       Verhandlungen gibt es für uns drei grundsätzliche Themen: Die Rückkehr
       aller Gefangenen und Flüchtigen, die Entwaffnung ETAs und die
       Entmilitarisierung des Baskenlandes."
       
       ETA zeigt sich bereit, darüber Gespräche mit der Regierung in Madrid und
       Paris - ein Teil des Baskenlandes liegt in Frankreich - unter
       internationaler Vermittlung und Beratung aufzunehmen. ETA hofft dabei auf
       eine Gruppe bekannter Politiker, die sich nur wenige Tage vor der
       Bekanntgabe des "endgültigen Einstellung der bewaffneten Aktivitäten" am
       20. Oktober in der baskischen Stadt San Sebastián zu einer "Internationalen
       Friedenskonferenz" versammelt hatten. Neben dem nordirischen Politiker
       Gerry Adams nahm daran auch der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan
       teil.
       
       ## "Die Patriotische Linke hat recht gehabt"
       
       In die weitere politische Entwicklung des Baskenlandes wolle sich ETA nicht
       einmischen. Dies sei Aufgabe ihres politischen Umfeldes, der "patriotischen
       Linken". Aus den Reihen der ETA-nahen politischen Gruppen war der Anstoß
       zur Niederlegung der Waffen gekommen.
       
       "Die patriotische Linke hat mit ihren Überlegungen recht gehabt", heißt es
       im Interview. Die politischen Gespräche zwischen allen Kräften im
       Baskenland "müssen ohne jede Gewalt oder Einmischung stattfinden". ETA
       verlangt, dass das "Recht des Baskenlandes selbst zu entscheiden" anerkannt
       werde.
       
       Die Reaktionen auf das Interview fielen verhalten aus. Die
       Spitzenkandidaten der großen Parteien überließen das Thema baskischen
       Politikern ihrer Parteien. Ein Sprecher der in Spanien noch regierenden
       Sozialisten verlangte die "Anerkennung der Opfer" durch ETA, ein Sprecher
       der PP forderte "die Umsetzung der Entwaffnung" als Grundlage für etwaige
       Gespräche und die gemäßigte, Baskisch Nationalistische Partei (PNV), wirft
       ETA gar vor das "Wahlverhalten einiger" beeinflussen zu wollen.
       
       Das Interview wurde am Tag vor der größten Wahlkampfveranstaltungen des
       ETA-nahen Bündnisses Amaiur am heutigen Samstag in San Sebastián
       veröffentlicht. Nach jahrelangem Verbot ETA-naher Kandidaturen werden die
       radikalen Nationalisten nach dem 20. November wohl wieder im spanischen
       Parlament vertreten sein.
       
       11 Nov 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.gara.net/azkenak/11/302785/es/Euskadi-Ta-Askatasuna-nunca-sera-una-amenaza-para-proceso-resolucion-politica
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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