# taz.de -- Neue Studie zu Landminen: Ächtung reicht nicht aus
       
       > Landminen werden weltweit geächtet, dennoch halten sich nicht alle Länder
       > daran. Eine neue Studie zeigt, dass 2011 die Zahl der verlegten Minen
       > sogar gestiegen ist.
       
 (IMG) Bild: Ein Minenopfer in Kambodscha: Weltweit ist die Zahl der verlegten Anti-Personen-Minen seit 2004 erstmals wieder gestiegen.
       
       BANGKOK dpa | Noch nie wurde so viel Land von Minen gesäubert und noch nie
       wurden so viele Mittel für Minenaktion bereitgestellt. Auf der anderen
       Seite stiegen 2010 die Unfälle mit explosiven Kriegsresten um fünf Prozent
       und wurden 2011 so viele neue Anti-Personen-Minen verlegt wie seit 2004
       nicht mehr.
       
       Dies sind die Ergebnisse des Landmine-Monitors 2011 der am 23.11., fünf
       Tage vor Beginn der in Kambodscha vom 28.11. bis 2.12 stattfindenden 11.
       Vertragsstaatenkonferenz zum Ottawa-Minenverbotsvertrag, in Bangkok
       präsentiert wurde.
       
       Seit dem Abschluss des Ottawa-Abkommens veröffentlicht die Internationale
       Landminenkampagne jährlich die Fortschritte und Mängel in der Umsetzung des
       Vertrags.
       
       Der aktuelle Landmine-Monitor berücksichtigt das Jahr 2010 und teilweise
       2011. 480 Millionen Dollar für internationale Projekte in 57 betroffenen
       Ländern wurden von 31 Geldgebern zur Verfügung gestellt, die höchste Summe
       seit Veröffentlichung des Monitors.
       
       "Dass die zur Verfügung stehenden Mittel trotz der weltweiten
       wirtschaftlichen Unsicherheit nicht nur gleich blieben sondern sogar
       gesteigert werden konnten, ist besonders erfreulich", betont Jacqueline
       Hansen, Program Managerin des Monitors.
       
       Laut Monitor konnten so 2010 mindestens 200.000.000 m² von über 388.000
       Minen gesäubert werden. Insgesamt wurden in 72 Staaten Minen bestätigt oder
       vermutet. 158 Staaten haben den Minenverbotsvertrag unterzeichnet, im
       November ratifizierte der jüngste Staat der Welt, Südsudan. Gemeinsam mit
       Tuvalu waren das seit 2007 die ersten neuen Vertragsstaaten.
       
       ## Finnland vor Verbotsvertrag
       
       Mehrere andere Staaten, unter ihnen Finnland und Polen, stehen aber bereits
       kurz vor einem Beitritt zum Verbotsvertrag. 87 Staaten haben die Zerstörung
       ihrer Lagerbestände an Landminen bereits beendet. Weißrussland,
       Griechenland, Türkei und die Ukraine verletzen die Vertragsbedingungen
       hingegen, da sie die Zerstörung der Lagerbestände nicht innerhalb einer
       Vier-Jahres-Frist abgeschlossen haben.
       
       "Es ist alarmierend, dass dieses Jahr insgesamt vier Staaten Landminen
       eingesetzt haben - Israel, Libyen, Myanmar und Syrien - und macht deutlich,
       dass die internationale Gemeinschaft den Druck auf Nicht-Vertragsstaaten
       erhöhen muss, dem Verbot von Landminen beizutreten", bekräftigt François de
       Keersmaeker, Geschäftsführer von Handicap International in Deutschland.
       
       Im Vergleich zu 2009 stieg die Anzahl der bestätigten Unfälle mit Landminen
       und anderen explosiven Kriegsresten auf 4.191, im Vergleich zu 4.010 im
       Jahr zuvor aber noch 5.502 im Jahr 2008. Aufgrund unzureichender
       Datenerhebung in vielen Ländern ist die Dunkelziffer aber mit Sicherheit
       wesentlich höher.
       
       Jahr für Jahr gibt es mehr Überlebende von Unfällen, die dringend Hilfe
       benötigen - und zwar in der Regel bis an ihr Lebensende. Das zeigt, wie
       wichtig ein vermehrter finanzieller Fokus auf die Hilfe für die
       Überlebenden ist - denn auch dazu verpflichtet der Ottawa-Vertrag. Eine
       Verbesserung im Zugang zu angepassten Dienstleistungen wurde in vielen
       Regionen durch vermehrte bewaffnete Auseinandersetzungen wieder zunichte
       gemacht.
       
       "Es ist ermutigend zu sehen, was die Zivilgesellschaft in 20 Jahren
       erreicht hat, um die humanitären Probleme durch Landminen zu verringern",
       stellt Eva Maria Fischer fest, die als Kampagnensprecherin von Handicap
       International für die kommende Minenkonferenz nach Kambodscha gereist ist.
       
       "Hier in Kambodscha, wo Handicap International sich seit bald 30 Jahren für
       Minenopfer einsetzt, ist jedoch immer noch deutlich erkennbar, wie viel für
       die betroffenen Menschen und Regionen zu tun bleibt, bevor die Welt befreit
       ist von der Landminen-Plage. Wir fordern die deutsche Regierung deshalb
       auf, die Mittel für Minenaktion in den kommenden Haushalten auf keinen Fall
       zu kürzen!"
       
       23 Nov 2011
       
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