# taz.de -- Streit der Woche: Müssen wir die Inflation fürchten?
       
       > Die Angst vor Geldentwertung diktiert die Finanzpolitik und verhindert
       > Lösungen in der Eurokrise. Erste Ökonomen fordern einen entspannteren
       > Umgang mit Inflation.
       
 (IMG) Bild: Inflation steht für Krise: Das liegt vermutlich auch an den Erfahrungen aus den Jahren 1923 und 1948.
       
       Für viele ist die Inflation ein Schreckgespenst: Waren werden teurer,
       Ersparnisse verlieren an Wert. Gerade in Deutschland ist die Furcht vor
       Inflation weit verbreitet – nicht nur bei Wirtschaftspolitikern und
       Wissenschaftlern. Sie steht für Krise. Das liegt vermutlich auch an den
       Erfahrungen aus den Jahren 1923 und 1948 als Hyper-Inflationen das Geld
       radikal entwerteten und die Menschen ihre Rücklagen quasi vollständig
       verloren. Diese Angst vor der Inflation prägt die Wirtschafts- und
       Finanzpolitik.
       
       Sie bestimmt auch den Umgang mit der Schuldenkrise in den Euro-Staaten.
       Denn die Angst vor Inflation verhindert die Umsetzung einer einfachen Idee,
       die bei der Bekämpfung der Probleme helfen könnte: das Eingreifen der
       Zentralbank. Wenn die Banken von den angeschlagenen Euro-Staaten wie
       Griechenland, Portugal oder Italien zu hohe Zinsen verlangen für frische
       Kredite, greift die Europäische Zentralbank (EZB) ein – und übernimmt
       selbst die Kreditvergabe, zu günstigeren Zinsen. Die EZB könnte sich das
       immer leisten, sie steuert, wie viel Geld im Umlauf ist – kann also quasi
       Geld drucken. Doch viele fürchten: Mehr Geld heißt auch mehr Inflation.
       
       Diese Art von Intervention ist der EZB eigentlich nicht erlaubt. Ihr
       Auftrag lautet den Geldwert stabil, also die Inflation gering zu halten.
       Doch ist diese Vorgabe klug, wenn sie Lösungen der Staatsschuldenkrise
       blockiert? Ist Inflation wirklich so schlimm? Nein, sagen einige
       Wissenschaftler. Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) etwa
       halten eine etwas höhere Inflation für nicht so dramatisch und fordern von
       den Zentralbanken genau das zu dulden. Sie halten ein begrenztes
       Gelddrucken für einen gangbaren Weg bei Finanzkrisen.
       
       In den USA ist der Zentralbank Fed so ein Eingreifen erlaubt. Umstritten
       ist allerdings, wie gut sich die Inflation kontrollieren lässt: Lässt sie
       sich dann überhaupt wieder auf ein niedrigeres Niveau drücken, wenn gerade
       keine Krise ist? Oder kann die geldpolitische Lockerheit wirklich zu einer
       Hyperinflation führen und massenweise Erspartes vernichten?
       
       Was meinen Sie: Müssen wir die Inflation fürchten? 
       
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       29 Nov 2011
       
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