# taz.de -- Atomstreit mit dem Iran: Britische Botschaft gestürmt
       
       > Hunderte Studenten stürmen die britische Botschaft in Teheran.
       > Sicherheitskräfte schreiten erst spät ein und befreien sechs Briten. Die
       > britische Regierung zeigt sich "entsetzt".
       
 (IMG) Bild: Studenten stürmten die britische Botschaft in Teheran.
       
       TEHERAN dpa | Aus Protest gegen Sanktionen und den Tod eines
       Atomwissenschaftlers haben iranische Studenten am Dienstag die britische
       Botschaft in Teheran gestürmt. Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie sie
       Brandsätze warfen und Scheiben zerstörten. Sicherheitskräfte hätten sechs
       Mitarbeiter der Botschaft aus den Händen von rund 200 Studenten befreit,
       berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars.
       
       Zuvor hatten die "sehr motivierten und überzeugten" Demonstranten nach
       Angaben von Fars die britische Flagge verbrannt und Bilder der britischen
       Königin Elisabeth II. von den Wänden gerissen. Die Studenten hätten dann
       die iranische Flagge als Zeichen des Sieges gehisst und das
       Botschaftsgelände zum iranischen Staatseigentum erklärt.
       
       Durch die Erstürmung des britischen Geländes im Stadtteil Golhak wurde nach
       Aussage der Bundesregierung offenbar auch die deutsche Schule in Teheran in
       Mitleidenschaft gezogen. "Wir werden diesen Vorgang umgehend mit der
       iranischen Regierung aufnehmen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes
       in Berlin. Er fügte hinzu: "Iran ist völkerrechtlich zum Schutz von
       ausländischen Diplomaten und ausländischen Missionen verpflichtet und muss
       dieser Schutzpflicht ohne Wenn und Aber nachkommen."
       
       ## Inakzeptables Verhalten der Demonstranten
       
       Das britische Außenministerium bezeichnete die Erstürmung als völlig
       inakzeptabel. "Wir sind entsetzt", hieß es in einer Erklärung. Auch
       Frankreich ging mit den iranischen Behörden hart ins Gericht. "Einmal mehr
       hat das iranische Regime den Beweis für die geringe Wertschätzung
       geliefert, die sie für internationales Recht hat", erklärte Außenminister
       Alain Juppé in Paris.
       
       Das iranische Außenministerium bedauerte später das inakzeptable Verhalten
       einiger Demonstranten. Polizei und Sondereinsatzkräfte hätten versucht,
       dies zu verhindern. Der Vorfall werde untersucht.
       
       Die Erstürmung der Botschaft ist nach Angaben von Fars auch eine Reaktion
       auf den Tod eines Atomwissenschaftlers. Demnach sollen israelische und
       britische Geheimdienstmitarbeiter den Iraner Majid Shahriari vor einem Jahr
       getötet haben. Die Führung in Teheran hatte zuletzt die Internationale
       Atomenergiebehörde in Wien beschuldigt, sie habe durch die Veröffentlichung
       der Namen von iranischen Atomwissenschaftlern diese zu Zielscheiben der
       Geheimdienste gemacht.
       
       Trotz der Anwesenheit zahlreicher Polizisten und Spezialkräfte kletterten
       etwa 200 Demonstranten über die Botschaftsmauer, wie Fars berichtete.
       Tausende Studenten hatten sich vor der Botschaft versammelt und die
       Ausweisung des britischen Botschafters verlangt. Sie riefen "Tod England"
       und "Geh weg, England". Am Abend verließen die Demonstranten die Botschaft,
       nachdem die Sicherheitskräfte Tränengas eingesetzt hatten.
       
       ## Alarmierender Bericht
       
       Am Sonntag hatte das iranische Parlament über einen Gesetzentwurf
       entschieden, wonach der britische Botschafter aus Iran abgezogen und die
       diplomatischen Beziehungen zu London eingeschränkt werden sollen. Auslöser
       war eine Entscheidung der britischen Regierung, im Atomstreit mit dem Iran
       die Sanktionen zu verschärfen.
       
       Der Schritt ist eine Reaktion auf die Sanktionen, die Großbritannien mit
       den USA und Kanada gegen Iran verhängt haben. Die internationale
       Atomenergiebehörde hatte einen alarmierenden Bericht veröffentlicht, wonach
       der Iran zumindest bis 2010 an der Entwicklung von Atomwaffen gearbeitet
       haben soll.
       
       Der iranischen Zentralbank wird Geldwäsche vorgeworfen. Großbritannien
       brach sämtliche Verbindungen zu iranischen Banken ab. Die Regierung
       Teherans hatte die Sanktionen scharf kritisiert.
       
       Die Spannungen zwischen dem Iran und Großbritannien halten seit Jahren an.
       Zuletzt habe es einen Streit über die Eigentumsrechte an dem Gartengelände
       der britischen Botschaft gegeben, berichtete Fars. Die Stadtverwaltung habe
       am Sonntag der britischen Botschaft einen Strafbescheid geschickt, weil sie
       Bäume gefällt habe.
       
       Im November 2009 hielt die iranische Marine fünf britische Segler fest. Im
       März 2007 nahm der Iran 15 britische Matrosen gefangen, die in iranische
       Hoheitsgewässer eingedrungen sein sollen. 2004 hatte Iran im Schatt el
       Arab, dem Mündungsfluss von Euphrat und Tigris, drei britische
       Patrouillenboote aufgebracht.
       
       29 Nov 2011
       
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