# taz.de -- Kommentar Finanzspritze der Notenbanken: Zentralbanken im Feuerwehreinsatz
       
       > Die Angst vor dem Zusammenbruch lähmte zuletzt das europäische
       > Bankensystem. Diese Gefahr scheint jetzt gebannt. Doch die Eurokrise ist
       > damit nicht beendet.
       
 (IMG) Bild: Hebt die Einkommensteuer für Besserverdiener nicht an: Mario Monti.
       
       Die Alarmsignale waren nicht zu übersehen. Seit Tagen schon drohte die
       Eurokrise in eine neue Finanzkrise umzuschlagen. Europäische Banken liehen
       sich untereinander kaum noch Geld, auch der Zugang zu US-Dollars und
       anderen Devisen wurde immer schwieriger. Sogar die Europäische Zentralbank
       hatte zuletzt massive Probleme, den Geldmarkt zu steuern.
       
       Nun haben die Notenbanken die Notbremse gezogen und die Geldmärkte
       geflutet. Die EZB, die amerikanische Federal Reserve und andere große
       Institute zogen damit die Konsequenz aus dem Versagen der europäischen
       Politiker, die seit Monaten die überfällige Lösung der europäischen
       Schuldenkrise vertagen.
       
       Wie hilflos die Europäer sind, zeigte sich noch am Mittwoch beim Treffen
       der Finanzminister in Brüssel. Sie leisteten den Offenbarungseid und riefen
       den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Hilfe. Der IWF soll neue Mittel
       zur Stützung Italiens bereitstellen. Denn allein, so die Botschaft aus
       Brüssel, schaffen es die 17 Euroländer nicht mehr, den drohenden
       Flächenbrand zu verhindern.
       
       Die große Bazooka zur Eindämmung der Krise, nach der die Europäer seit
       Wochen suchen, steht immer noch nicht bereit. Der Finanzhebel, mit dem der
       Eurorettungsschirm zu einer Allzweckwaffe aufgerüstet werden sollte,
       klemmt. Statt der erhofften 1 Billion Euro kommen im besten Fall 750
       Milliarden zusammen - und das reicht nicht, um Italien und andere
       Krisenländer zu stützen.
       
       Die Angst vor dem Zusammenbruch lähmte zuletzt das europäische
       Bankensystem. Diese Gefahr scheint seit dem Feuerwehreinsatz der großen
       Notenbanken gebannt. Doch die Eurokrise ist damit nicht beendet. Erst wenn
       die Europäer eine überzeugende Antwort auf die Probleme in Italien und
       anderswo geben, besteht Hoffnung auf Besserung.
       
       Bei EU-Währungskommissar Rehn ist diese Einsicht endlich angekommen. Bis
       zum EU-Gipfel in zehn Tagen müsse eine neue Brandmauer stehen, sagte er. Ob
       dies in Berlin erkannt wird, ist fraglich. Gestern forderte
       FDP-Fraktionschef Brüderle, die EZB solle keine Anleihen von Krisenstaaten
       mehr kaufen.
       
       Das klang, als wolle er der Feuerwehr den Wasserhahn abdrehen. Sinnvoller
       wäre es, die Feuerwehr dauerhaft zu stärken. Die Bundesregierung muss dafür
       endlich den Weg frei machen - oder sie wird zu einer Gefahr für den Euro
       und für das internationale Finanzsystem.
       
       30 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Reformen in Italien: Die schnelle Sparnummer
       
       Rentenreform, Grundsteuer, Mehrwertsteuer: Der neue Regierungsschef Mario
       Monti hat sein Sparprogramm vorgestellt. Und es trifft wieder die breite
       Masse.
       
 (DIR) Kein Ausweg aus der Euro-Krise: Leiden ohne Ende
       
       Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy schwören ihre Bürger auf
       harte Zeiten ein. Doch sie streiten darüber, wie die Schuldenpolitik zu
       stoppen ist.
       
 (DIR) Gerangel um EZB-Posten: Nordeuropäer wollen keinen Spanier
       
       Die Niederlande und andere nordeuropäischen Länder wollen verhindern, dass
       ein Spanier in das EZB-Direktorium nachrückt. Sie wollen mehr Vertreter der
       "stabilitätsorientierten" Staaten.
       
 (DIR) Finanzkrise in Europa: Draghi auf Merkelkurs
       
       Die Europäische Zentralbank will nicht dauerhaft Feuerwehr spielen und
       mahnt, die Politik müsse die Krise bewältigen. Derweil steht Frankreichs
       Präsident Sarkozy stark unter Druck.
       
 (DIR) Die längste Regierungsbildung der Welt: Di Rupo wird Belgiens Premier
       
       Eineinhalb Jahre nach der Parlamentswahl hat Belgien eine neue Regierung.
       Die Sechs-Parteien-Koalition von Premierminister Elio di Rupo steht vor
       einem riesigen Schuldenberg.
       
 (DIR) Internationaler Bankenmarkt: Dollarhilfe für Europa
       
       Im Euroraum fehlt es vor allem an Dollars. Die konzertierte Aktion der
       Zentralbanken soll Liquidität verschaffen. Doch sie ist auch ein sicheres
       Indiz für eine verschlimmerte Eurokrise.
       
 (DIR) Notenbanken stärken Finanzmärkte: Geld gegen Angst
       
       Jetzt greifen weltweit die Notenbanken ein, denn die zuständigen
       Finanzminister kommen nicht voran. Die Aktion beweist, wie ernst die
       Eurokrise mittlerweile geworden ist.