# taz.de -- Britisches Veto bei Euro-Gipfel: Saure Schotten und Waliser
       
       > David Cameron hat in Brüssel eine Änderung der EU-Verträge abgelehnt. Der
       > britische Premier hatte aber offenbar vergessen, das vorher mit
       > Schottland, Wales und Nordirland abzusprechen.
       
 (IMG) Bild: Frostige Atmosphäre: David Cameron (r.) und der schottische Regierungschef Alex Salmond.
       
       LONDON afp/dpa | Der Chef der schottischen Regionalregierung hat den
       britischen Premierminister David Cameron wegen dessen Veto gegen eine
       Änderung der EU-Verträge scharf kritisiert.
       
       Cameron habe einen "groben Fehler begangen, als er offenkundig die gesamte
       Beziehung Großbritanniens zur EU geändert" habe, schrieb Salmon dem Premier
       in einem Offenen Brief, aus dem die Agentur PA in der Nacht zum Montag
       zitierte.
       
       Der britische Premier habe dabei auf eine Beratung mit seinem
       liberaldemokratischen Koalitionspartner oder den Regionalregierungen in
       Wales, Schottland und Nordirland verzichtet. Durch Camerons Schritt habe
       Großbritannien jede Glaubwürdigkeit in EU-Verhandlungen über eine Reihe von
       Bereichen verspielt, die für Schottland von hoher Bedeutung seien.
       
       Cameron hatte sich beim EU-Gipfel am vergangenen Freitag in Brüssel als
       Einziger geweigert, einem zwischenstaatlichen Vertrag für mehr
       Haushaltsdisziplin zuzustimmen, weil die EU-Staaten nicht den von ihm
       geforderten Ausnahmeregeln für den Londoner Finanzplatz zustimmen wollten.
       
       Die angestrebte Vertragsveränderung mit allen 27 EU-Staaten war damit
       gescheitert, woraufhin die 17 Euro-Länder allein einen Haushaltspakt
       schmiedeten. Mit seinem Handeln zog Cameron den Zorn seines
       liberaldemokratischen Vizes Nick Clegg auf sich.
       
       Auch aus Cardiff kamen kritische Worte. Carwyn Jones, Regierungschef von
       Wales, bedauerte, dass Großbritannien künftig nicht mehr an Gesprächen über
       die EU-Verträge beteiligt würde, obwohl diese Gespräche die Eurozone und
       "letztlich auch Großbritannien und Wales" betreffen.
       
       Cameron will Montag vor dem Parlament in London zu seinem Nein zu einer
       EU-Vertragsreform Stellung nehmen.
       
       12 Dec 2011
       
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