# taz.de -- Asbestberg in Niedersachsen: "Dieser Müll ist hochgefährlich"
       
       > Was tun mit 170.000 Tonnen illegal gelagertem Asbestmüll? Vor Ort
       > sichern, so der niedersächsische Grüne Stefan Wenzel. Sonst können
       > Giftmülltransporte aber nötig sein.
       
 (IMG) Bild: Auf der Mülldeponie Ihlenburg (MV) arbeiten Bagger. Hier könnte der Asbestmüll landen.
       
       taz: In Wunstorf bei Hannover liegen auf einer illegalen Müllkippe 170.000
       Tonnen Asbestmüll. Sie sollen mit Lastwagen zu zwei Sondermülldeponien nach
       Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gebracht werden. Ist das
       nötig? 
       
       STEFAN WENZEL: Dieser Müll ist hochgefährlich, er kann da nicht einfach so
       liegen bleiben. Aber die Bedenken in Schwerin und Kiel gegen die Transporte
       sind so groß, dass wir jetzt überlegen müssen, den Asbestberg vor Ort zu
       sichern.
       
       Wie soll das gehen? 
       
       Man könnte entweder eine Spundwand bauen, und damit die Seitenwände des
       Hügels stabilisieren. Oder gleich eine Halle darüber errichten. Wichtig
       ist, dass es durch Regen oder Sickerwasser nicht zu Auswaschungen kommen
       kann oder das Fasern austreten und in die Atemluft gelangen können. Solche
       Sicherungsmaßnahmen würden zwischen fünf und acht Millionen Euro kosten.
       
       Wäre ein Abtransport mit Big-Bags, geschlossenen Behältern, die auf den
       Sondermülldeponien eingelagert werden, nicht besser? 
       
       Es wären über 7.000 LKW-Transporte nötig, um den ganzen Müll
       abzutransportieren. Die Proteste dagegen in den beiden Bundesländern, in
       die er gebracht werden soll, sind einfach zu groß. Wir müssen jetzt
       innehalten und ernsthaft die Alternativen prüfen.
       
       Es wird viel Aufwand betrieben, um Sondermülldeponien sicher zu machen. Und
       jetzt lässt sich ganz einfach ein Giftberg vor Ort abdichten? 
       
       Es gibt Studien, die belegen, dass das möglich wäre. Aber natürlich müssen
       wir vorher ganz sicher stellen, dass in dem Asbesthaufen nicht weitere
       giftige Stoffe liegen, die ins Grundwasser gelangen könnten. Wir müssen das
       Problem zügig lösen, aber die Zeit, um diese Alternative zu prüfen, haben
       wir noch.
       
       Der Asbestberg schlummert seit 1993 in Wunstorf. Wie kann das sein? 
       
       Tja, und es ist nicht mal der einzige. Wir haben viele alte Deponien im
       Land, es gibt ein Altlastenkataster mit ganz vielen bunten Punkten drauf,
       und jeder Punkt bedeutet problematisch gelagerte Abfälle aus Industrie und
       Handwerk. Wir fordern schon lange, dass das Land einen Altlastenfonds
       auflegt. Denn viele Kommunen wollen belastete Flächen sanieren, schrecken
       aber vor den Kosten zurück. So war es ja auch letztlich in diesem Fall. An
       dem Fonds müssten sich natürlich auch Industrie und Gewerbe beteiligen.
       
       Niedersachsen unterhält keine eigene Sondermülldeponie. Wollen Sie über
       alle Altlasten Hallen bauen, oder sie doch nach Mecklenburg-Vorpommern
       karren? 
       
       Das kann man so pauschal nicht sagen, da muss jeder Fall einzeln bewertet
       werden. Grundsätzlich ist es aber sinnvoll, wenn die Bundesländer
       miteinander kooperieren, nicht jedes Land muss alles haben. Einige wenige
       zentrale Sondermülldeponien sind ökologisch und ökonomisch durchaus
       sinnvoll, auch wenn das bisweilen Abfalltransporte bedeutet.
       
       16 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
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