# taz.de -- Neues 100-Dollar-Tablet: Comeback der Handkurbel
       
       > Das "One Laptop per Child"-Projekt hat einen neuen Tablet-Rechner
       > entwickelt. 100 Dollar soll er kosten und von armen Ländern an bedürftige
       > Kinder verschenkt werden.
       
 (IMG) Bild: Kindgerecht, umweltfreundlich und billig: Das neue 100-Dollar-Tablet.
       
       Das internationale "One Laptop per Child"-Projekt (OLPC) will Kindern in
       ärmeren Regionen Zugang zu einem Computer und zum Internet ermöglichen. Mit
       dem [1][XO-3] hat das Projekt nun eine zweite Rechnergeneration
       vorgestellt. Statt wie zuvor auf ein Laptop-Design mit drehbarem Bildschirm
       zu setzen, haben die Aktivisten um den MIT-Forscher Nicholas Negroponte ein
       Tablet entwickelt. Außerordentlich spektakulär sieht das auf der
       Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas vorgestellte 8-Zoll-Gerät
       allerdings nicht aus. Wie schon das Vormodell, ist auch das neue Tablet in
       Grün und Weiß gehalten und ist robust und kompakt.
       
       Recht clever gemacht ist der spezielle Deckel, der Solarzellen und einen
       Akku enthält und so die Stromversorgung unterstützt; außerdem soll eine
       Handkurbel angeboten werden, mit der Strom selbst erzeugt werden kann: Wer
       sechs Minuten kurbelt, hat 60 Minuten Betriebszeit erarbeitet. Der
       Bildschirm in der sogenannten PixelQi-Technik soll besonders stromsparend
       und auch bei Sonneneinstrahlung gut lesbar sein. Er lässt sich außerdem zum
       Schmökern in einen augenfreundlichen E-Book-Lesemodus umschalten.
       
       Intern verbaut ist ein Smartphone-Chip des Herstellers Marvel, doppelt so
       viel Hauptspeicher wie beim ersten OLPC-Rechner und ein viermal so großes
       Flash-Laufwerk. Als Software läuft das hauseigene, kindgerechte
       "Sugar"-Betriebssystem auf Basis von Linux, alternativ soll der XO-3 aber
       auch Googles Android-Software vertragen, die bereits auf zahllosen Tablets
       und Smartphones läuft.
       
       Ganz auf den Formfaktor Tafelrechner ausgerichtet ist die mitgelieferte
       Software laut dem Techblog "The Verve" allerdings noch nicht: So machte
       etwa das Lesen von Wikipedia wenig Freude, weil das entsprechende Programm
       nicht für Berührungssteuerung ausgelegt sei. Das OLPC-Projekt verspricht
       das in den nächsten Monaten anzupassen. Wann der XO-3 erscheinen wird, ist
       noch unklar. Regierungen, die das Tablet kaufen, sollen ihre eigenen
       Lernprogramme integrieren können.
       
       ## Ärger um Software-Ausstattung
       
       Wenn alles klappt, soll der XO-3 in Massenproduktion 100 US-Dollar kosten -
       für den ersten OLPC-Laptop wurden anfangs 188 Dollar verlangt. Beim
       Vertrieb des Rechners wollen die Aktivisten innovative Wege gehen: So ist
       laut Negroponte geplant, Geräte auch in einzelnen Regionen aus dem Flugzeug
       abzuwerfen, um an jene Menschen Geräte zu verteilen, die sonst nicht an
       Computer gelangen würden.
       
       Das OLPC-Projekt hat in den vergangenen Jahren einige Durststrecken hinter
       sich. So dauerte es zunächst lange, bis die erste Gerätegeneration, auch
       XO-1 genannt, 2007 in die Massenproduktion ging. Es gab Ärger um die
       Software-Ausstattung, die vom freien Linux kurzzeitig auf Microsoft Windows
       umgestellt werden sollte. Schließlich waren die Aktivisten mit wesentlich
       mehr Schwierigkeiten als gedacht konfrontiert: Es fanden sich nicht
       genügend Regierungen, die sie von ihrer Idee überzeugen konnten.
       
       Daraufhin wurden Programme wie "Give 1 - Get 1" aufgelegt, bei denen
       Endnutzer zwei Geräte erwarben, wobei eines direkt gespendet wurde. Nicht
       ganz 100.000 Geräte konnten dabei an Kinder in Ländern wie Haiti, Ruanda
       oder Afghanistan ausgegeben werden. Regierungen und gemeinnützige
       Organisationen kauften Geräte für Uruguay, Mexiko, Peru, Ghana und
       Argentinien, größere Bestände gingen auch an Kolumbien und Paraguay.
       
       Mittlerweile soll der XO-1 laut OLPC-Projekt insgesamt mehr als zwei
       Millionen Mal ausgeliefert worden sein; Zahlen in Presseberichten, die
       [2][Wikipedia sammelte], addieren sich allerdings nur auf 1,84 Millionen
       Stück. Die über fünf Jahre alte Hardware ist mittlerweile veraltet - die
       nur ein Gigabyte große Flashfestplatte, der langsame Prozessor von AMD und
       der nur 256 Megabyte große Hauptspeicher machen Nutzern etwa beim Surfen
       auf etwas komplexeren Internet-Seiten wenig Vergnügen. Auch aus diesem
       Grund kommt der XO-3 wie gerufen.
       
       10 Jan 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.theverge.com/2012/1/8/2691733/olpc-xo-3-0-tablet-pictures-video
 (DIR) [2] http://en.wikipedia.org/wiki/Olpc#Summary_of_laptop_orders
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) One Laptop per Child: Keine guten Noten für Schulcomputer
       
       Nach Zahlen ist das OLPC-Programm ein voller Erfolg: 2,5 Millionen Laptops
       wurden an Schüler aus aller Welt verteilt. Eine erste Studie in Peru ergab
       aber wenig positive Effekte.
       
 (DIR) Neue Rechnergeneration "Ultrabooks": Es geht immer noch dünner
       
       Ultrabooks heißt der neue Trend in der Rechnerwelt. Auf der CES in Las
       Vegas präsentierten zahlreiche Hersteller diese flachen, leichten und
       schnellen Geräte.
       
 (DIR) Consumer Electronics Show in Las Vegas: Tablets auch für die Küche
       
       Das iPad ist keine zwei Jahre alt und hat den Tablet-Computer mehr als nur
       bekannt gemacht. Die Consumer Electronics Show in Las Vegas zeigt die
       neuesten Trends.
       
 (DIR) Bilderbuch-Apps für Kinder: Jeder Satz ein Erlebnis
       
       Verlage drängen mit Bilderbuch-Apps für Kinder auf den Markt. Der ist in
       Deutschland noch recht klein, die Idee kommt aus den USA: Das Lesen soll
       zum Event werden.
       
 (DIR) Landgericht Düsseldorf pro Samsung: Rückschlag für Apple im Designstreit
       
       Bei den weltweiten Prozessen um das Design des iPad droht Apple in
       Düsseldorf eine Niederlage. Es geht um den für den deutschen Markt
       abgewandelten Tabletcomputer 0.1 N.