# taz.de -- Video der Woche: For God's Shake
       
       > Jahrhundertelang hat sich das Christentum dem Tanz verweigert. Doch
       > Freikirchen brachten Gezappel in europäische Kirchen. Das hätten sie
       > besser nicht gemacht.
       
 (IMG) Bild: Der Jesus-Tanz - ein menschenverachtendes Machwerk?!
       
       Der Christ brauchte den Tanz bisher nicht, um sich Gott nahe zu fühlen. Der
       Islam hat seine Derwische, Buddhisten und Hindus ihre Tempeltänze, viele
       Naturreligionen kennen ausschließlich ekstatische Gebete. Die Christenheit
       aber verzichtete darauf, in [1]["transzendenten Tendenzen zu dancen"] . Und
       zwar konsequent von Anfang an: in der Bibel beispielsweise wird kaum
       getanzt, und wenn dann doch jemand die Hüften schwingt, verliert am Ende
       ein Gerechter seinen Kopf. Sagen wir, wie bei Salomé und Johannes dem
       Täufer.
       
       In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lief es nicht besonders gut für
       die europäische Kirche, das Interesse war über die Jahrhunderte deutlich
       geschwunden. Auf dem evangelischen Kirchentag in Düsseldorf 1973 fanden
       sich kümmerliche 15000 verlorene Seelen ein. Also galt es, das
       Veranstaltungskonzept zu überarbeiten. So erfand man eine neue Partyreihe
       mit dem etwas sperrigem Namen "Liturgische Nacht", eine Mischung aus
       Pop-Festival und Abendmahlsgottesdienst.
       
       In die gleiche Zeit fällt der Siegeszug der evangelikalen Freikirchen, die
       sich von den sehr viel hedonistischeren Spielarten des Hochamtes aus den
       USA und Südamerika anstecken ließen. Statt des viel zu abstrakten Herrgotts
       wird da viel lieber Jesus abgefeiert. Da hat man wenigstens ein Konterfei
       zur Verfügung, das man auf T-Shirts drucken kann - so etwas braucht man in
       der Popmoderne.
       
       ## Ziel: Kollektiver Selbstmord
       
       Dass die Verpoppung des Glaubens kurz vor ihrem Abschluss steht, daran kann
       kein Zweifel bestehen. Vor allem nach diesem Video nicht, das seit einer
       Woche die Netzgemeinde in den kollektiven Selbstmord zu treiben versucht.
       "Der Jesus Tanz" heißt es, ursprünglich auf bibel.tv produziert, und es hat
       alles, was einen Hit ausmacht.
       
       Als da wären: ein Text, der nicht mehr als sieben Worte umfasst, und der
       trotzdem intelligenter wirkt, wenn man ihn rückwärts abspielt. Ein
       übermotivierter Sänger, der beim Singen häufiger die Augen zusammenkneift
       als Marc Anthony. Zwei Backgroundtänzerinnen aus dem örtlichen
       Salsa-Grundkurs mit dem Bewegungstalent eines Schaufelbaggers. Ein Tanz,
       den ursprünglich Detlef D! Soost choreographierte, als er bei einem
       Feuerwehrfest nach dem siebten Bier nicht mehr aus einer Hüpfburg
       herausfand. Und, ganz wichtig: ein gelber Gürtel.
       
       Fertig ist es, das menschenverachtende Machwerk zur Feier Gottes. Der
       berühmte Theologe Heinz Zahrnt soll einmal gesagt haben, das Reich Gottes
       lasse sich nicht ertanzen. Nach dem Video ist man gewillt hinzuzufügen:
       Aber die Hölle hoffentlich schon.
       
       13 Jan 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=wgjYxv43Xqc
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frédéric Valin
       
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