# taz.de -- Kommentar Sozialprotest in Rumänien: Gegen das Klüngelsystem der Regierung
       
       > Die Sparpläne wurden autokratisch festgesetzt. Dadurch öffnet sich die
       > Schere zwischen den wenigen Neureichen und den vielen
       > Unterprivilegierten.
       
 (IMG) Bild: Soll neuer Ministerpräsident werden: Mihai Razvan Ungureanu
       
       Die Proteste in Bukarest haben die internationale Öffentlichkeit hellhörig
       gemacht. Die Bilder mit brennenden Wagen, Straßensperren, zerschmetterten
       Schaufensterscheiben, Wasserwerfern, prügelnden Polizisten ähneln denen aus
       Athen, die im vergangenen Jahr über die Bildschirme flimmerten; und gewiss
       sind sie nicht ausschließlich das Ergebnis randalierender Fußballfans, die
       sich unter friedliche Demonstranten mischten und die Gelegenheit beim
       Schopf packten, endlich mal so richtig die Sau rauszulassen.
       
       Ursächlich für die landesweiten Proteste in Rumänien sind die autokratisch
       getroffenen Sparmaßnahmen des Präsidenten Traian Basescu, die zu weiteren
       sozialen Einschnitten führen und die Schere zwischen einer dünnen Schicht
       von Neureichen und unterprivilegierten Verlierern weiter öffnen.
       
       Die seit Donnerstag stattfindenden Protestkundgebungen in den rumänischen
       Großstädten sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Unzufriedenheit der
       Bevölkerung mit den vom Präsidenten verordneten und von seiner gefälligen
       Regierung durchgeführten Sparmaßnahmen brodelt schon seit einiger Zeit.
       
       Die Entlassung eines kompetenten Unterstaatssekretärs im
       Gesundheitsministerium, der den nationalen Ärztenotdienst auf Vordermann
       gebracht hatte, war der Stein des Anstoßes. Der Zorn der Demonstranten
       richtet sich aber nicht nur gegen das Projekt eines privatisierten
       Notdienstsystems, sondern letztendlich gegen die regierende Gruppierung
       Basescus, die als Klüngelsystem empfunden wird.
       
       Dem verächtlichen Ausspruch eines Abgeordneten der Regierungspartei, die
       Demonstranten seien nichts als "Würmer", kann nur die Forderung nach
       vorgezogenen Wahlen entgegengehalten werden. Dies würde die erhitzten
       Gemüter wenigstens zeitweilig abkühlen.
       
       16 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) William Totok
       
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