# taz.de -- Expertenananhörung im Bundestag: Ein Club für den Rausch
       
       > Millionen Menschen konsumieren Cannabis - das Verbot der Droge schützt
       > also nicht, argumentiert die Linke. Sie fordert im Bundestag die
       > Einführung von legalen Cannabis-Clubs.
       
 (IMG) Bild: Legaler Gras-Anbau: Bald auch in Deutschland?
       
       BERLIN dpa/taz | Die exklusiven Clubs sollen gärtnerische Praxis mit
       Rauscheffekt verbinden. Überall in Deutschland sollen sie aus dem Boden
       sprießen können, für ihre Mitglieder den Cannabis-Anbau übernehmen können
       und Kiffern zu einer legalen Form ihres Drogen-Konsums verhelfen. So
       fordert es die Linke in ihrem Antrag "Legalisierung von Cannabis durch
       Einführung von Cannabis-Clubs" - das Für und Wider wird am Mittwoch in
       einer Expertenanhörung im Bundestag gegeneinander abgewogen.
       
       Konsumenten soll der Besitz von 30 Gramm erlaubt sein. Großes Geld
       verdienen soll man mit dem Anbau nicht.
       
       Geschrieben hat den Antrag der ehemalige Leiter einer mobilen
       Anti-Rauschgift-Gruppe der thüringischen Polizei, der beteuert, noch nie
       Cannabis zu sich genommen zu haben. Frank Tempel, Drogenexperte der Linken
       im Bundestag, ruft nach einer Wende in der Drogenpolitik.
       
       "Das Cannabis-Verbot ist die strafrechtliche Norm, die am wenigsten
       akzeptiert ist", meint der 43-jährige Vater dreier Kinder. "Dreieinhalb bis
       vier Millionen Menschen in Deutschland sind im Cannabis-Konsum drin." Das
       Verbot spiele bei der Entscheidung eines Menschen für oder gegen das Kiffen
       so gut wie keine Rolle - im Gegensatz etwa zu gesundheitlichen Erwägungen.
       Laut Deutschem Hanf Verband gibt es rund 100.000 Strafverfahren pro Jahr
       wegen des Konsums von Marihuana oder Hasch.
       
       ## Wie schlimm ist das Zeug?
       
       Punkt für Punkt zählt Tempel in seinem Abgeordnetenbüro an Berlins
       Flanierstraße Unter den Linden die Argumente seiner Gegner auf - und seine
       Gegenargumente: Cannabis sei keine typische Einstiegsdroge außer vielleicht
       in die Kriminalität. Und wie schlimm ist das Dope?
       
       Erst im Januar sorgte eine US-Studie für Aufsehen, nach der Marihuana der
       Lunge weniger schadet als Tabak. Und nicht nur das: Kiffen vergrößert sogar
       das Atemvolumen. Jüngste Warnungen einer Krankenkasse vor Koma-Fällen
       durchs Kiffen wertet Tempel als "Mist". Doch gibt es noch andere mögliche
       Schäden - etwa bei der geistigen Entwicklung.
       
       "Circa 200.000 Menschen weisen einen problematischen Cannabis-Konsum auf",
       sagte die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans bei der Vorlage des jüngsten
       Drogenberichts. Auch Tempel sagt: Bei ihnen gibt es eine psychische
       Abhängigkeit. Doch hilft ein Verbot?
       
       Der Linke-Politiker meint: "Wegen des Verbots experimentieren die
       Konsumenten ins Blaue hinein." Vorbeugung, Jugendschutz, Kontrolle sind ihm
       wichtig. Jugendliche dürften nicht in die vorgeschlagenen Clubs. Flankieren
       will er die Legalisierung durch mehr Aufklärung. Ordnungs- oder
       Gesundheitsämter sollen mit den nach spanischem Vorbild zugelassenen Clubs
       zusammenarbeiten.
       
       ## Schwarz-Gelb empört
       
       Bei Union und FDP stößt der Linken-Vorstoß auf strikte Ablehnung bis
       Empörung. "Ein Cannabis-Club könnte von Jugendlichen als Aufmunterung zum
       Drogenkonsum verstanden werden", meint die CDU-Abgeordnete Karin Maag. Die
       drogenpolitische FDP-Expertin Christine Aschenberg-Dugnus sagt: "Das klingt
       nach gut gemeintem Rauschsozialismus."
       
       Doch auch die Drogenbeauftragte der SPD-Fraktion, Angelika Graf, verweist
       auf das Suchtpotenzial: "Ich bin nicht dafür, dass man das weiter
       legalisiert." Doch Graf meint auch: "Im Bereich des Eigenkonsums sollte man
       etwas tun." So gibt es in den Bundesländern Höchstmengen zwischen 6 und 15
       Gramm für straffreien Cannabis-Besitz. Graf plädiert für einen
       einheitlichen Wert im oberen Bereich dieser Spanne. Außerdem fordert sie
       mehr Forschung, um neu regeln zu können, wann der Cannabis-Wirkstoff THC im
       Blut zum Fahrverbot führt.
       
       Anders bei den Grünen. Ihr Bundestagsveteran Hans-Christian Ströbele besang
       die Freigabe des Hanfs sogar in einem Hiphop-Song. Ihr Fachpolitiker Harald
       Terpe will eine "grundlegende Reform der Drogenpolitik" - und durch
       Cannabis-Legalisierung den Schwarzmarkt austrocknen. Doch gegen
       Cannabis-Clubs ist auch Terpe. Angesichts des Widerstands rückt
       Linken-Vorkämpfer Tempel seine Ziele zurecht: "Ich möchte vor allem das
       gesamte Thema in der Gesellschaft weiterbringen."
       
       25 Jan 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Reiseland Tschechien
       
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