# taz.de -- Videos im US-Wahlkampf: Mitt, der Jobvernichter
       
       > Newt Gingrich unethisch und für Klimaschutz, Mitt Romney
       > Heuschreckenkapitalist und abgehoben: Wie in den USA mit Negativ-Spots
       > Wahlkampf gemacht wird.
       
 (IMG) Bild: Derzeit nicht so gern zusammen auf einer Bühne: Newt Gingrich (l.) und Mitt Romney.
       
       Das Leiden beginnt, wenn Mitt Romney in die Stadt kommt. Unternehmen gehen
       Pleite, Familien verlieren ihre Häuser, der Mittelstand hat keine Chance
       gegen den Kapitalisten und ehemaligen CEO der Investment-Firma Bain
       Capital.
       
       30 Minuten Dramatik und Verzweiflung pur und eine Kernaussage: Mitt Romney
       ist der gänzlich Falsche, um Amerika zu führen. "Das ist der Mann, der uns
       zerstört", klagt eine Frau. "Was hat er als CEO von Bain Capital getan?
       Was?", fragt eine andere.
       
       Verantwortlich für den Spot ist [1]["Winning Our Future"], ein "political
       action committee" ("Politische Aktionskomitees", kurz PAC). PACs
       unterstützen in den USA mit Kampagnen ihren Favoriten für die
       Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. In diesem Fall Newt Gingrich.
       Der nichts mit diesem und anderen Videos zu tun hat und "Winning Our
       Future" auch nicht offiziell unterstützt.
       
       Das Ziel jedoch, Romney und damit seinen größten Konkurrenten im Kampf um
       die republikanische Präsidentschaftskandidatur zu diskreditieren, teilt er
       mit der Gruppe. Und die investiert viel Geld, um Gingrich zu pushen. "Wir
       akzeptieren unbegrenzte Zuwendungen", heißt es dezent auf der Seite.
       
       ## Spenden ohne Limit
       
       PACs können Spenden ohne Limit annehmen, um den Kandidaten ihre Wahl zu
       unterstützen. Die Spendenlisten müssen jedoch offenliegen und eine
       Koordination mit den Kampagnen der Kandidaten ist nicht erlaubt.
       
       Die Zukunft "wiederherstellen" möchte [2]["Restore Our Future"] – ein PAC,
       das Romney unterstützt. Hier wird geschickt auch noch gegen Obama agiert,
       der sich Gingrich als leicht zu schlagenden Gegner wünscht. "Sein Plan,
       Mitt Romney zu zerstören, geht auf", heißt es. Aber nicht, wenn Romney-Fans
       es verhindern können. Gingrich wird als unethisch und unmoralisch
       dargestellt, der "1,3 Millionen Dollar von Freddie Mac einstrich" bevor das
       Unternehmen dazu beitrug, die amerikanische Wirtschaft zu zerstören. Und,
       ganz schlimm: Gingrich hat schon mit Al Gore gemeinsame Sache im
       Klimaschutz gemacht.
       
       Negativ-Spots haben neben den stets vor Kitsch und Patriotismus
       überbordenden Eigenwerbungen der politischen Kandidaten gute Tradition.
       Auch außerhalb von Wahlkampfzeiten investieren Lobbygruppen viel Geld, um
       die Arbeit des politischen Gegners zu diskreditieren, etwa im vergangenen
       Jahr in der Debatte um die Gesundheitsreform. YouTube, soziale Netzwerke
       und andere Online-Kanäle bieten die ideale Plattform, die Botschaft auch
       außerhalb teurer Sendezeiten im TV zu verbreiten.
       
       Höhepunkt der Video-Schlacht ist jedoch das Jahr des
       Präsidentschaftswahlkampfs. Neben den PACs investieren die Kandidaten
       selbst viel in Wahlkampfwerbung. Bei der Vorwahl in South Carolina gab
       Romney laut CNN 550.000 US-Dollar für Sendezeit in South Carolina aus – in
       einer Woche. Mehr als jeder andere Kandidat. Insgesamt investierte Romney
       in South Carolina 1,9 Millionen Dollar, ein ihn unterstützendes
       Super-Aktionskomitee gar 2,5 Millionen Dollar.
       
       ## Romney braucht einen Sieg
       
       Gingrichs Unterstützer von "Winning Our Future" brachte noch 1,76 Millionen
       Dollar zusammen, die Kampagne von Gingrich selbst 640.000 Dollar. Doch
       entgegen der oft verbreiteten These, der Kandidat mit dem meisten Geld
       gewinne, hat in South Carolina Gingrich die Vorwahl für sich entschieden
       und Romney unter Zugzwang gesetzt.
       
       Und Romney reagiert. Mit neuen Kampagnen in Florida, wo am 31. Januar die
       nächsten Vorwahlen stattfinden – und Romney nach der doch noch verlorenen
       Abstimmung in Iowa sowie der Debatte um seinen geringen Steuersatz
       unbedingt einen Sieg braucht. Mit vier Spots ist der Multimillionär in
       Florida on air, einer davon auf Spanisch für die große Bevölkerungsgruppe
       der Lations. Die Spots konzentrieren sich auf den Kandidaten Romney und
       seine Verdienste, nicht so sehr auf Gingrich. Dafür werden die PACs sorgen.
       
       Gingrich hingegen ist in Florida noch nicht auf Sendung und hat bis dato
       laut amerikanischen Medienberichten weit weniger ausgegeben. Gingrich hat
       sich jedoch auch später als Romney entschlossen, seinen Ring in den Hut zu
       werfen. Romney hatte sich bereits vor vier Jahren vergeblich um die
       Kandidatur bemüht und seinen erneuten Versuch nun generalstabsmäßig
       vorbereitet – inklusive Spendensammlung. Laut [3]["Federal Election
       Commission"] hat Romney bereits mehr als 32 Millionen Dollar gesammelt.
       
       Gingrich kommt bis dato lediglich auf 2,9 Millionen. Doch der Weg bis zur
       Nominierung des Kandidaten auf dem Parteitag der Republikaner im August in
       Florida ist noch lang, der innerparteiliche Kampf wird erbittert geführt
       werden. Viel Zeit für Romney und Gingrich zum Spenden sammeln – und Videos
       drehen.
       
       26 Jan 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.winningourfuture.com/
 (DIR) [2] http://restoreourfuture.com/
 (DIR) [3] http://www.fec.gov/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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