# taz.de -- Imagekampagne einer Burgerkette: McDonald's Vorzeigebauernhöfe
       
       > Der Fastfoodkonzern McDonald's präsentiert sich auf "Flagship Farms" als
       > umwelt- und tierfreundliches Unternehmen. Doch mehr als branchenüblich
       > ist der Standard nicht.
       
 (IMG) Bild: Nicht jeder mag die bekannte Burgerbraterei.
       
       BERLIN taz | McDonald's kann auch niedlich sein: Auf der Berliner
       Agrarmesse Grüne Woche präsentiert sich Deutschlands größte
       Schnellimbisskette mit dem Miniaturmodell eines Bauernhofs.
       
       Putzig marschiert da ein fingergroßer Bauer auf, Minikühe lassen sich in
       einem geräumigen Stall nieder, die Fassade aus Holz wirkt gemütlich. Sind
       die Höfe, die McDonald's Fleisch liefern, tatsächlich so idyllisch und
       vergleichsweise tierfreundlich?
       
       Die Frage ist relevant, weil der milliardenschwere Konzern in Deutschland
       einer der größten Abnehmer landwirtschaftlicher Produkte ist. McDonald's
       kann also die Bedingungen beeinflussen, unter denen zum Beispiel Fleisch
       erzeugt wird.
       
       Zudem trägt das Unternehmen mit seinen sehr kalorienhaltigen Burgern
       Kritikern zufolge dazu bei, dass sich immer mehr Menschen ungesund
       ernähren. Da könnte es McDonald's helfen, sich mit vorbildlicher
       Landwirtschaft ein irgendwie "gutes" Image zu verschaffen.
       
       ## Dem Bauer ein Vorbild
       
       Dazu dient auch das Modell des Bauernhofs von Kajetan Leitner bei
       Bayrischzell. Er ist seit einem Monat eine der rund zehn "Flagship Farms"
       von McDonald's in Europa. Sie sollen besonders "nachhaltig" und anderen
       Bauern ein Vorbild sein - und natürlich tauchen sie in jeder Broschüre über
       das Umweltengagement von McDonald's auf. Leitner ist der deutsche
       Vorzeigebauer für Rinderhaltung.
       
       Doch vieles, was McDonald's in einem Flyer auf der Grünen Woche als
       vorbildlich präsentiert, ist branchenüblich. Zum Beispiel, dass Leitners
       Kühe sich "im Stall frei bewegen" könnten.
       
       "Milchviehherden werden heute mehrheitlich in Laufställen gehalten, in
       denen die Tiere etwa zu den Tränken laufen können", sagt
       Rinderhaltungexperte Frank Zerbe vom bundeseigenen
       Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit der taz. Genauso normal sei,
       dass die Kühe selbst bestimmen, wann sie die von dem Konzern hochgepriesene
       "automatische Bürstenmassage" nutzen.
       
       Dass die Tiere von irgendwann im Mai bis November auf die Weide kommen, ist
       laut Zerbe für einen konventionellen Betrieb zwar tatsächlich selten, aber
       bei Biohöfen nicht. Ebenso branchenüblich sei, wenn Leitner laut McDonald's
       "einen Großteil" des Futters auf seiner eigenen Fläche erzeugt. Bleibt nur
       der Melkroboter der Flagship Farm. Er erlaubt den Kühen zu entscheiden,
       wann sie gemolken werden. Bisher ist diese teure Technik tatsächlich nicht
       sehr weit verbreitet.
       
       ## Minimaler Effekt der Vorzeigebauernhöfe
       
       Der Effekt, den der grüne Vorzeigehof auf die Tierhaltung von McDonald's
       insgesamt hat, ist aber minimal. Leitner sagte der taz, dass er nur "vier
       bis fünf Rinder im Jahr" für die Burger der Kette liefere. Auch der Anteil
       anderer Flagship Farmen am Gesamtverbrauch ist verschwindend gering, und
       auch sie entpuppen sich als weniger fortschrittlich als behauptet.
       
       Zum Vergleich: McDonald's verkauft nach eigenen Angaben mehr als 40.000
       Tonnen Rindfleisch pro Jahr - von Tieren aus rund 90.000 Betrieben. "Wir
       wissen nicht, wie die gehalten werden", räumt Firmensprecherin Eva Maria
       Haas ein. Also wohl so, wie von Tierschützern kritisiert: ohne Weidegang
       und zu eng.
       
       Auf den Vorwurf, McDonald's zeige den Konsumenten ein schönes, aber
       unvollständiges Bild, sagt Haas, Flagship Farms sollten "in erster Linie"
       Landwirten Anregungen bieten. Währenddessen wuseln Kinder um den
       Minibauernhof: Drei Viertel der etwa 400.000 Grüne-Woche-Besucher sind laut
       Veranstalter Verbraucher, keine Bauern.
       
       25 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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