# taz.de -- Manipulationsvorwürfe beim THW Kiel: Aus Mangel an Beweisen
       
       > Der Prozess um den vermeintlich gekauften Sieg des THW Kiel in der
       > Handball-Champions-League 2007 endet mit Freisprüchen. Dennoch bleiben
       > Zweifel.
       
 (IMG) Bild: Danke, Tschüss – ein noch immer nicht wirklich entspannter Uwe Schwenker nach der Urteilsverkündigung.
       
       Die Anspannung von Uwe Schwenker löst sich erst am Ende. Erst nach der gut
       anderthalbstündigen Begründung, warum der ehemalige Manager des THW Kiel
       und der mitangeklagte Extrainer Noka Serdarusic von allen Anklagepunkten
       freizusprechen sind, zeigt sich wieder das typische Grinsen in Schwenkers
       Gesicht. Die Erleichterung ist deutlich zu spüren – bei Schwenker, bei
       Serdarusic und bei den vielen anwesenden THW-Fans und Mitarbeitern im voll
       besetzten Saal 232 des Kieler Landgerichts.
       
       "Wir sind nicht von der Schuld der Angeklagten überzeugt, aber auch nicht
       von der Unschuld", hatte der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck zwar
       erklärt, aus Sicht des Handball-Rekordmeisters ist jedoch eine andere
       Aussage des Richters von viel größerer Bedeutung. "Wir konnten präzise und
       sauber herausstellen, dass das Champions-League-Finale 2007 unter sportlich
       fairen Bedingungen zustande gekommen und abgewickelt worden ist."
       
       Es seien keine Schadenersatzforderungen zu erwarten, weder vom Gegner von
       2007, der SG Flensburg-Handewitt, noch vom Europäischen Handballverband
       EHF. Die Belange des Handballsports seien vor diesem Hintergrund nicht auf
       der Strecke geblieben, sagte Wardeck.
       
       Dies hatte Oberstaatsanwalt Axel Goos in seinem Plädoyer noch anders
       gesehen, weshalb er Bewährungsstrafen von 18 und 17 Monaten sowie hohe
       Geldauflagen gefordert hatte. Das Gericht sah aber die Indizien als nicht
       ausreichend an. Es stellte zwar heraus, dass der THW Kiel kurz vor dem
       entscheidenden Spiel gegen den Dauerrivalen aus Flensburg im April 2007
       Geld an den Nenad Volarevic überwiesen hat. Was dieser mit dem Geld aber
       gemacht hat, ist nach Einschätzung des Gerichts unklar. Er sei nach
       Warschau geflogen, wo sich einer der beiden Schiedsrichter aufhielt, ob
       sich beide aber getroffen haben, ließe sich nicht nachweisen.
       
       ## Auch Bilanzfälschung nicht nachweisbar
       
       Auch in den weiteren Anklagepunkten sprach das Gericht Schwenker frei.
       Weder die Veruntreuung von 60.000 Euro noch Bilanzfälschung konnte sie ihm
       nachweisen. Die Richter stellten fest, dass sie Schwenker und seiner
       schriftlichen Einlassung aus dem Jahr 2009 nicht glaubten, sie könnten ihm
       aber auch nicht das Gegenteil beweisen.
       
       Wie bereits zuvor Staatsanwaltschaft und Verteidigung sah auch Richter
       Wardeck einen denkwürdigen Prozess. Nach Prozessende baute sich eine Wand
       von Kameras und Mikrofonen vor den Angeklagten auf, die jedoch ihre Anwälte
       sprechen ließen. Einen Freispruch zweiter Klasse sah Schwenkers Verteidiger
       Michael Gubitz nicht. Es sei ein guter Tag für seinen Mandanten: "Die
       Unschuld von Uwe Schwenker ist sicher festgestellt worden."
       
       Auch Marc Langrock, der Verteidiger von Noka Serdarusic, hob hervor, dass
       der Freispruch in allen Anklagepunkten für seinen Mandanten die beste
       Nachricht des Tages sei. Langrock hält es für gut möglich, dass Serdarusic
       nun bald wieder in Deutschland als Trainer arbeiten kann.
       
       Oberstaatsanwalt Goos nannte das Urteil "gut begründet". Ob er in Revision
       gehe, entscheide er gemeinsam mit seinen Kollegen, sobald die schriftliche
       Urteilsbegründung vorliege. Goos war, wie auch die Verteidigung, von
       Wardeck einerseits für die Prozessführung gelobt worden, er kassierte aber
       auch juristische Schelte. Die Staatsanwaltschaft habe einseitig ermittelt
       und Erkenntnisse teilweise dem Gericht vorenthalten. Gleichwohl seien die
       Anklageerhebung und Prozesseröffnung sinnvoll gewesen. Denn sonst wären
       sicherlich Vorwürfe hängen geblieben, und die Sache um den Rekordmeister
       wäre im Kieler Klüngel versandet.
       
       26 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Eggers
       
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