# taz.de -- Giants gewinnen Super Bowl: In letzter Minute
       
       > Die New York Giants schlagen die New England Patriots mit 21:17. Die
       > Entscheidung fiel per Touchdown kurz vor Schluss. Wertvollster Spieler
       > wurde der Giants-Quaterback Eli Manning.
       
 (IMG) Bild: "Nimm du, ich hab ihn sicher": Half alles nichts, die Patriots zogen am Ende mit 17:21 den Kürzeren.
       
       BERLIN taz | Geschichte wiederholt sich doch. Ein Team, das eine tiefe
       Krise in der Mitte der Saison durchläuft, das daran wächst und gerade
       rechtzeitig doch noch ins Laufen kommt, um schließlich - mit viel Geschick
       und einer kräftigen Glückssträhne - wider alle Erwartungen das große
       Endspiel zu erreichen.
       
       Auch dort scheint bereits alles verloren, bis der coole Quarterback auf den
       Plan tritt, aussichtslose Situationen meistert und sich darauf verlassen
       kann, dass seine Mitspieler ein paar Bälle fangen, die eigentlich nicht zu
       fangen sind. Altgediente Helden versagen und neue werden geboren, die New
       York Giants gewinnen die Super Bowl und die New England Patriots verlieren
       sie.
       
       Immerhin in Zahlen liest sich das Ergebnis diesmal ein wenig anders: 21:17
       siegte New York im NFL-Finale gegen New England vor 70.000 Zuschauern in
       Indianapolis. Vor vier Jahren ging dieselbe Paarung 17:14 aus – auch für
       New York. Und wieder einmal war es, wie es Bill Belichick anschließend
       beschrieb, „ein offensichtlich sehr umkämpftes Football-Spiel“ gewesen.
       Dazu hatte der Chefcoach der Pariots wenig überraschend sein gewohntes
       Grummelgesicht aufgesetzt, das sogar noch etwas mürrischer wirkte als
       sonst.
       
       ## Zweite Finalniederlage in Folge
       
       Kein Wunder: Nach drei Super-Bowl-Siegen in der ersten Hälfte der Nuller
       Jahre hat Belichick zusammen mit seinem langjährigen Quarterback Tom Brady
       nun die zweite Finalniederlage in Folge eingefahren. Und beide Male stand
       ihnen das Glück nicht zur Seite. Beide Male gaben die Patriots aber auch
       ein fast schon gewonnenes Spiel noch aus der Hand.
       
       Zwischenzeitlich war die Offense der Patriots so gut ins Rollen gekommen,
       dass Brady sechzehn Pässe hintereinander an den Mann brachte und damit
       einen neuen Super-Bowl-Rekord aufstellte. Aber am Ende musste er
       feststellen: „Jeder einzelne von uns denkt, er hätte ein wenig mehr machen
       können.“ Das Echo kam von seinem Cheftrainer: „Wir hätten viele kleine
       Dinge ein bisschen besser machen können“, stellte Bill Belichick fest.
       
       Gegenüber Eli Manning war es schlussendlich, der zum MVP, zum
       herausragenden Akteur des Spiels gewählt wurde. Das lag vor allem daran,
       dass Manning – wieder einmal – die Nerven behielt, und sein Team wenige
       Minuten vor Schluss abgeklärt und in aller Ruhe zum entscheidenden
       Touchdown führte.
       
       ## Faule Football-Götter
       
       Dass dabei Wide Receiver Mario Manningham ein nahezu ebenso spektakulärer
       Passfang gelang wie vor vier Jahren David Tyree, war nur einer der vielen
       Winkelzüge, die die faulen Football-Götter für dieses Spiel aus dem
       Drehbuch des ersten Super-Bowl-Aufeinandertreffen der beiden Teams vor vier
       Jahren übernommen hatten.
       
       Damals hatte Tyree den von Manning eigentlich zu hoch geworfenen Ball
       zwischen Hand und Helm eingeklemmt, um den Giants die Chance auf den Sieg
       zu erhalten. Diesmal streckte sich Manningham nach einem von Manning
       eigentlich zu hoch geworfenen Ball und schaffte es eben noch, beide Füße
       innerhalb des Spielfeldes auf den Boden zu bringen, um den Giants die
       Chance auf den Sieg zu erhalten.
       
       Es war, in den Worten von Manning, das „big, big, big-time play”, das die
       Giants brauchten, um noch ein Spiel aus dem Feuer zu reißen, das sie
       eigentlich schon verloren hatten. Es war auch nötig, damit Eli Manning
       seinen Bruder Peyton überholen konnte. Der gilt zwar immer noch als bester
       Quarterback seiner Generation, aber hat mit seinen Indianapolis Colts
       bislang nur einen einzigen Endspielsieg auf dem Konto.
       
       ## Der kleine Bruder
       
       Nun hat der kleine Bruder mit seinem zweiten Super-Bowl-Sieg den großen
       überflügelt – und das ausgerechnet in der Stadt, in der Peyton spielt, in
       einem neuen, überdachten Schmuckkästchen von Stadion, das ohne Peyton und
       den Erfolg, den er in das müde Städtchen im mittleren Westen gebracht hat,
       wohl nie gebaut worden wäre.
       
       Papa Archie Manning war denn auch dementsprechend stolz: „Es war nicht
       einfach“, lobte er seinen jüngeren Sohn, „aber er spielte wie ein
       Quarterback da draußen.“ Archie muss es wissen, er hat selber anderthalb
       Jahrzehnte als Spielmacher in der NFL sein Geld verdient, dabei aber
       niemals eine Super Bowl gewinnen können. Vater Manning dürfte also froh
       sein, dass sich die Geschichte doch nicht immer wiederholt.
       
       6 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Winkler
       
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