# taz.de -- Kommentar Brustimplantate: Her mit dem Register
> Silikonimplantate und Prothesen mit schlechter Qualität – das schadet
> nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Glaubwürdigkeit einer ganzen
> Branche.
Jede fünfte Patientin mit einer Silikonbrust muss laut einer aktuellen
Studie innerhalb von zehn Jahren wieder unter das Messer – um sich das
defekte Kissen wieder entfernen zu lassen. Warum? Weil es geplatzt oder auf
andere Weise hinüber ist.
Als der Skandal um die miserablen Silikonimplantate bekannt wurde, blieb so
manche Häme nicht aus: Wer sich so ein Ding einpflanzen lässt, um obenrum
perfekt zu sein, der muss auch die Folgen dafür tragen. Unabhängig davon,
dass eine solche Haltung zynisch ist – ganz so einfach ist das leider
nicht.
Betroffen sind nämlich nicht nur Frauen, die sie sich das Implantat aus
ästhetischen Gründen einpflanzen ließen, sondern zahlreiche Frauen nach
einer Krebs-OP. Und: Auch viele andere Medizinprodukte, zum Beispiel
künstliche Hüftgelenke, Knieprothesen, Wirbelkörper, weisen vielfach eine
schlechte Qualität auf.
Das Problem ist, dass niemand so genau weiß, wie viele medizinische
Implantate welchen Schaden anrichten können. Denn es gibt bisher kaum
Statistiken zu Reklamationen und Reimplantationen.
Das geht nicht. Denn hier wird nicht nur mit der Gesundheit von Menschen
gespielt, sondern darüber hinaus die Glaubwürdigkeit einer ganzen Branche
verspielt. Trotzdem wird felsenfest behauptet, die Prothesen, Gelenke und
Kissen seien eingehend geprüft worden.
Wie kann man das ändern? Dazu bedarf es belastbarer Zahlen, also einer Art
Register, das Fälle sammelt und auswertet. Ist bekannt, unter welchen
Umständen ein Silikonkissen platzt und wie häufig ein Hüftgelenk bricht,
können gezielt Maßnahmen ergriffen werden, die helfen, Skandale wie den mit
den Brustimplantaten zu vermeiden beziehungsweise zügig medizinische
Abhilfe schaffen.
8 Feb 2012
## AUTOREN
(DIR) Simone Schmollack
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Urteil im PIP-Skandal: Schadensersatz für Billigbrust
Rund 20.000 Euro erhält eine Frau, die sich für ein Brustimplantat der
Firma PIP entschied. Der zur Zahlung verpflichtete Versicherer sieht sich
seinerseits vom Hersteller getäuscht.
(DIR) Metallprothesen unter Giftverdacht: Nach den Brüsten jetzt die Hüften
Neuer Skandal um gesundheitsschädigende Medizinprodukte: Forscher fordern
generelles Verbot von Hüftprothesen aus Metall. Der Abrieb sei zu giftig,
sagen sie.
(DIR) Sicherheitsrisiko Brustimplantate: "Eigengewebe ist eine Dauerlösung"
Die Brustrekonstruktion mit Eigengewebe wird vielen Frauen gar nicht
angeboten, sagt Hisham Fansa. Der Facharzt für Chirugie im Gespräch über
Silikonimplantate.
(DIR) US-Studie zu Silikonimplantaten: Keine Brust fürs Leben
Ein US-Bericht zur Sicherheit von Brustimplantaten weist auf vielfache
Gefahrenquellen hin. Doch die Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf.
(DIR) Skandal um Brustimplantate in Frankreich: PIP-Gründer festgenommen
Gegen den Gründer der französischen Firma PIP wird wegen "fahrlässiger
Tötung und Verletzung" ermittelt. Bei der Staatsanwaltschaft sind 2.500
Klagen von Frauen eingegangen.
(DIR) Israel reagiert auf PIP-Brustimplantate: Bloß raus mit den Dingern
Die Entfernung von PIP-Implantaten ist in Israel kostenlos. Glück im
Unglück für Orit, bei der ein Implantat bereits undicht ist. In Deutschland
gibt es erste Klagen.
(DIR) Silikon-Skandal in Deutschland: Flächendeckend gefährliche Brüste
Experten schätzen, dass etwa 10.000 Frauen bundesweit die minderwertigen
Brust-Implantate der Firma PIP eingesetzt bekamen. Besonders betroffen sind
Düsseldorf und Hamburg.
(DIR) Kommentar Medizinpfusch: Schluss mit der Scharlatanerie!
Die alarmierenden Nachrichten über die mangelhaften Stents und
Silikonimplantate zeigen: Es braucht demokratische Institutionen, die vor
Medizinpfusch schützen.