# taz.de -- Zurückgetretener Bezirkschef Markus Schreiber: Der Ausscherer
       
       > Der Hamburger Ex-Bezirkschef Markus Schreiber (SPD) gilt als Hardliner.
       > Er stritt aber auch für Sozialprojekte und opponierte gegen den Senat.
       > Der Weggang des Querdenkers ist ein Machtgewinn für Olaf Scholz.
       
 (IMG) Bild: Gern und oft präsent in den Medien: Markus Schreiber (SPD).
       
       HAMBURG taz | Nicht alle sind nur froh, dass Markus Schreiber als
       Bezirksamtsleiter abtritt. Denn seit die SPD unter Führung von Olaf Scholz
       wieder Hamburg regiert, hat sich die Partei verändert. Binnen Wochen
       wandelte sich die lebendige Basis zu einer Schar von schmallippigen
       Ja-Sagern.
       
       Schreiber war einer, der ausscherte und sich als SPD-Bezirksamtsleiter
       weiter eine eigene Meinung gönnte. Er machte sich zwar als Hardliner gegen
       Bettler und Bauwagen nachhaltig unbeliebt. Er stritt aber auch für
       Sozialprojekte, galt als jemand, der sich für die Probleme in
       Armutsquartieren interessierte.
       
       So kritisierte er im November offen die von SPD-Sozialsenator Detlef
       Scheele mitverantworteten Kürzungen bei Beschäftigungsprojekten. Und
       warnte: "Die Streichungen gefährden dort die gesamte soziale
       Infrastruktur." Sein Bezirk machte Druck, um doch noch Geld für deren
       Rettung zu mobilisieren.
       
       Dem 51-jährigen Studienrat wurde seine häufige Medienpräsenz vorgehalten.
       Auch bei seinem ungeschickten Agieren im Fall des toten Kindes Chantal
       wurde ihm diese Nähe zum Verhängnis. Sie erklärt sich aber auch aus dem
       Zuschnitt des Bezirks Mitte, der ebenso das reiche Zentrum wie sehr arme
       Quartiere umfasst, sowie aus der Geschichte. Schreiber kam 2002 zu
       Schwarz-Schill-Zeiten ins Amt und war damals "der einzige
       sozialdemokratische Amtsträger, der noch Flagge zeigte", wie ein
       Mitstreiter erinnert. Die Personalie Schreiber sei "eine Medaille mit zwei
       Seiten". Er kämpfte gegen Schulschließungen in sozialen Brennpunkten und
       widersetzte sich den Plänen von Schill-Senator Mario Mettbach, auf der
       Reeperbahn ein kitschiges Jeff-Koons-Denkmal aufzustellen, was damals
       wichtige Symbolpolitik war. Und er stritt seit Jahren für mehr Personal im
       Jugendamt Wilhelmsburg, das im Fall Chantal versagte. In dem Stadtteil lebt
       fast die Hälfte der Kinder von Hartz IV.
       
       Schreiber wäre auch bei künftigen Konflikten nicht immer auf Linie mit der
       "Scholz-Scheele-Connection", so heißt die Machtachse, die der frühere
       Arbeitsminister und sein damaliger Staatssekretär bilden. Die planen eine
       Kostenbegrenzung bei Erziehungshilfen. Neue sozialräumliche Projekte
       sollen, eng gelenkt durch Zielvorgaben und Output-Kontrollen, die
       Fallzahlen reduzieren. Schreiber wollte das Geld lieber direkt ins
       Jugendamt investieren.
       
       10 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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