# taz.de -- FDP-Chef Salo zurückgetreten: Liberale spitzenlos
       
       > Nach dem Rücktritt des Landesvorsitzenden Rolf Salo will Katja Suding,
       > Chefin der Bürgerschaftsfraktion, an die Parteiführung. Unklarheit über
       > FDP-Mandate in Mitte.
       
 (IMG) Bild: Hört aus gesundheitlichen Gründen als FDP-Vorsitzender auf: Rolf Salo.
       
       HAMBURG taz | Hamburgs FDP muss sich einen neuen Parteivorsitzenden suchen.
       Landeschef Rolf Salo hat "aus privaten Gründen" sein Amt mit sofortiger
       Wirkung niedergelegt. Das verkündete er auf einer Sitzung des
       Landesvorstands am späten Montagabend. Um seine Nachfolge dürfte sich
       erstmals eine Frau bewerben: Katja Suding, Fraktionschefin in der
       Bürgerschaft, erklärte am Dienstag im Gespräch mit der taz: "Ich überlege,
       ob ich antrete."
       
       Über diese Personalie soll auf einem Parteitag am 23. und 24. März
       entschieden werden. Bis dahin führen die drei stellvertretenden
       Parteivorsitzenden Gerhold Hinrichs-Henkensiefken, Klaus Fischer und Petra
       Wichmann-Reiss die Liberalen. Möglicherweise will auch einer aus diesem
       Trio kandidieren. "Wir sollten das in Ruhe besprechen", sagt Suding.
       
       Nach Informationen der taz hat sein angeschlagener Gesundheitszustand den
       62-jährigen Salo dazu bewogen, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Der
       Unternehmer führte die traditionell zerstrittene Hamburger FDP seit 2009
       und damit überdurchschnittlich lange. Seit 1990 haben mehr als ein Dutzend
       Politiker an der Spitze der Freidemokraten gestanden, manche nur wenige
       Monate.
       
       Unter Salos Führung gelang den Liberalen nach sieben Jahren
       außerparlamentarischer Existenz 2011 wieder der Einzug in die Bürgerschaft.
       Entscheidend dafür war jedoch die 36-jährige Spitzenkandidatin Suding. Salo
       hatte die Newcomerin vorgeschlagen, nachdem ihm intern signalisiert worden
       war, dass er selbst keine Chancen habe.
       
       Wenn auch Salos Rücktritt keine politischen Gründe hat, so hat er doch
       erhebliche politische Konsequenzen über die Nachfolgeregelung hinaus.
       Bundesweit steht die FDP schlecht da, eine Meinungsumfrage von Mitte Januar
       stufte auch die Hamburger Freidemokraten nur noch bei drei Prozent ein.
       Aktuell spitzt sich ein Konflikt um die beiden FDP-Abgeordneten in der
       Bezirksversammlung Mitte zu, an dem Salo beteiligt ist.
       
       Er hat bestätigt, dass der Abgeordnete Heinrich-Otto Patzer vor der
       Hamburg-Wahl am 20. Februar 2011 in Salos Firmensitz in der Spaldingstraße
       im Bezirk Mitte "gearbeitet und gewohnt" hat. Patzer wohnt aber im
       Stadtteil Niendorf im Bezirk Eimsbüttel. Ob Patzer sich mit Salos Hilfe
       unter falschem Wohnsitz sein Mandat erschlichen hat, prüft derzeit das
       Landeswahlamt.
       
       Die Personalie ist akut auch deshalb von Belang, weil Patzer und seine
       FDP-Kollegin Angela Westfehling bislang die SPD im Bezirk Mitte stützten
       und damit auch deren Bezirksamtsleiter Markus Schreiber. Nachdem dieser am
       Freitag wegen schwerer Versäumnisse seines Jugendamtes im Fall der an
       Methadon verstorbenen elfjährigen Chantal zurücktreten musste, wollen die
       Sozialdemokraten die Neubesetzung am liebsten intern regeln.
       
       Für eine Mehrheit bräuchten sie aber weiterhin die FDP. Die vier
       Oppositionsfraktionen CDU, GAL, Linke und Piraten aber bestehen auf einer
       bundesweiten Ausschreibung, um einen unabhängigen Fachmann zu finden. Um
       das durchzusetzen, brauchen auch sie die Liberalen.
       
       Eine Richtungsentscheidung fällte bereits der FDP-Landesvorstand: Er
       forderte am Montag, dass die Stelle des Bezirksamtsleiters öffentlich
       ausgeschrieben werden soll. Westfehling erklärt nun, "eine Ausschreibung zu
       favorisieren". Die Personalie Patzer werde am heutigen Mittwochabend auf
       dem Bezirksparteitag in Mitte debattiert.
       
       14 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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