# taz.de -- Eine Million Nutzer dazugewonnen: Myspace lebt ein bisschen weiter
       
       > Myspace erfindet sich derzeit selbst neu und will eine Million Nutzer
       > dazugewonnen haben. Doch unklar bleibt, was die Zahl bedeutet – und ob
       > das Wachstum anhalten wird.
       
 (IMG) Bild: Neue aufgeräumte Seite: Myspace-Besitzer Justin Timberlake.
       
       BERLIN taz | Myspace, die Älteren erinnern sich eventuell noch, war bis
       2008 das größte und teuerste Social Network der Welt. Seitdem und vor allem
       seit dem Aufstieg von Facebook hat das Netzwerk dramatisch an Wert,
       Einfluss und Reichweite verloren. Myspace musste einen Großteil seiner
       Mitarbeiter entlassen, wurde zu einem Spottpreis verkauft – und scheint
       dennoch neuerdings eine Trendwende zu vollziehen. Wenn auch auf noch
       überschaubarem Niveau.
       
       Darauf zumindest weisen die Zahlen hin, [1][den Onlinewerbe-Spezialisten
       Specific Media], neben dem Musiker Justin Timberlake der neue
       Hauptanteilseigner von Myspace, auf seiner Webseite veröffentlicht hat. Den
       Angaben zufolge soll Myspace allein in diesem Januar eine Million neue
       Registrierungen verzeichnet haben, umgerechnet 40.000 am Tag.
       
       Der Erfolg käme, sollte er sich als nachhaltig erweisen, einigermaßen
       überraschend: Erst Ende Juni vergangenen Jahres war das einst 580 Millionen
       US-Dollar teure Myspace von Rupert Murdochs News Corporation nach einem
       rapiden Verlust an Nutzern und Reichweite [2][für nur 35 Millionen Dollar]
       verkauft worden.
       
       Myspace konzentriert sich seitdem klar auf Musik und Unterhaltung. Mit
       einem Katalog von rund 42 Millionen Songs und einem neuen, auch jenseits
       von Myspace nutzbaren Player tritt die Seite damit in direkte Konkurrenz zu
       Spotify, Simfy und LastFM anstatt mit Facebook und Google+ konkurrieren zu
       wollen.
       
       Darüber hinaus wurde erst vor Kurzem MySpace TV, ein gemeinsames Projekt
       mit Panasonic, bekannt gegeben, der [3][nach Angaben der New York Times]
       Fernsehsendungen und Musikvideos auf ähnliche Art zugänglich und
       kommentierbar machen soll wie der Myspace-Musik-Player.
       
       ## Die Zahlen zum Tanzen bringen
       
       Gleichzeitig hat sich MySpace für Social Media geöffnet. Einerseits ist das
       Netzwerk neuerdings mit Facebook und Twitter verzahnbar, beispielsweise
       können neue Status-Updates auf Myspace automatisch auf Twitter gepostet
       werden und generieren so mehr Traffic auf der Seite. Andererseits kann man
       sich per Facebook-Account einloggen, ohne auf MySpace registriert zu sein.
       
       Die neue Fokussierung hilft auch dem Erscheinungsbild der Seite. Myspace
       präsentiert sich deutlich aufgeräumter und übersichtlicher als zu Murdochs
       Zeiten, auch wenn die Seite im Vergleich mit Facebook, Twitter und Google+
       weiterhin sehr voll und kleinteilig wirkt.
       
       Gleichzeitig hegen Sachverständige erhebliche Zweifel an der Nachhaltigkeit
       und Stichhaltigkeit der erfreulichen Zahlen. "Statistisch gesehen, gibt es
       eine Reihe von Möglichkeiten, die Zahlen zum Tanzen zu bringen", schreibt
       etwa Lindsey Mark vom Web-Traffic-Analysten Compete.com [4][in einem
       ausführlichen Beitrag] zum neuerlichen Erfolg von Myspace und merkt an,
       dass Specific Media weder offengelegt habe, wer als neuer Nutzer gezählt
       würde noch wie sich die Neuankömmlinge auf Myspace bewegten.
       
       Selbst wenn die aktuellen, positiven Tendenzen sich nicht nur bewahrheiten,
       sondern auch weiter anhalten sollten, ist der Rückgewinn an Nutzer derzeit
       noch auf überschaubarem Niveau. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Myspace
       5 Millionen Nutzer pro Monat verloren. Auch im Verhältnis zu anderen nehmen
       sich nunmehr 31 Millionen Myspace-Nutzer eher gering aus. Zum Vergleich:
       Auf Facebook tummeln sich nach eigenen Angaben derzeit mehr als 845
       Millionen Menschen.
       
       21 Feb 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://specificmedia.com/
 (DIR) [2] /!73554/
 (DIR) [3] http://mediadecoder.blogs.nytimes.com/2012/02/12/myspace-to-announce-one-million-new-users/
 (DIR) [4] http://blog.compete.com/2012/02/16/myspaces-one-million-users-is-more-really-better/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Erk
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Justin Timberlake
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Myspace-Relaunch Nr. 3: Von links nach rechts
       
       Myspace war schon mal tot, ist jetzt aber wieder auferstanden. Ein neues
       Design und ein Popstar sollen das abgestürzte soziale Netzwerk retten.
       
 (DIR) Kostenloser Musikanbieter Spotify: Hingehen, wo das Publikum ist
       
       Das Streaming-Angebot Spotify kommt nach Deutschland. Doch Produzenten und
       Verteiler sprechen nicht mehr die gleiche Sprache – und Künstler beklagen
       die niedrigen Einnahmen.
       
 (DIR) "MySpace" kämpft ums Überleben: Ende der goldenen Zeiten
       
       MySpace hat einst das "social networking" salonfähig gemacht und war das
       größte Online-Netzwerk. Trotz neuer Strategie wandern Millionen Nutzer ab.
       
 (DIR) MySpace feuert 500 Mitarbeiter: Wir waren mal Stars
       
       MySpace entlässt rund 500 Beschäftigte, darunter alle 30 in Deutschland.
       Rupert Murdoch prüft angesichts von Milllionenverlusten einen Verkauf. Das
       Problem heißt Facebook.
       
 (DIR) Umbau auf MySpace: Vom Weltnetzwerk zum Nischenraum
       
       Einst war es das Online-Netzwerk schlechthin. Dann kam Facebook. Jetzt gibt
       MySpace den Wettstreit um Größe auf und will sich als
       Unterhaltungsplattform neu erfinden.