# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: "Ganz Homs ist umstellt"
       
       > Kofi Annan will bald nach Damaskus reisen. Ob er dort willkommen ist?
       > Währenddessen gehen die Truppen Assads weiter brutal gegen
       > Regierungsgegner vor.
       
 (IMG) Bild: Anhänger der Freien Syrischen Armee in Idlib.
       
       NEW YORK/DAMASKUS dpa | Kofi Annan, der neue Syrien-Sondergesandte von
       Vereinten Nationen und Arabischer Liga, will so rasch wie möglich nach
       Damaskus reisen.
       
       Er plane, nach einem Zwischenstopp bei der Arabischen Liga in Kairo
       „ziemlich bald“ die syrische Hauptstadt zu besuchen, sagte der frühere
       UN-Generalsekretär am Mittwochabend nach einem Treffen mit seinem
       Nachfolger Ban Ki Moon im UN-Hauptquartier in New York. Er wisse aber
       nicht, ob er den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad treffen werde,
       sagte Annan. Jedoch wolle er diesen in eine Lösung des Konflikts einbinden.
       
       Die syrischen Regierungstruppen verstärkten am Mittwoch nach Angaben von
       Aktivisten ihre seit Wochen anhaltenden Angriffe auf die
       Oppositionshochburg Homs. „Homs erlebt jetzt und heute die schlimmsten
       Angriffe“, berichtete der Aktivist Hadi Abdullah dem arabischen
       Nachrichtensender Al-Dschasira aus der belagerten Stadt. „Jeder Bezirk und
       jedes Wohngebiet in Homs ist umstellt.“ Es gebe Berichte, dass Soldaten
       Wohnhäuser und andere Gebäude nach Deserteuren und Angehörigen der
       oppositionellen Freien Syrischen Armee durchsuchten, meldete der Sender.
       
       Kämpfe und Zusammenstöße wurden am Mittwoch auch aus den Provinzen Daraa,
       Deir as-Saur und aus Aleppo gemeldet. Zudem soll es zahlreiche Festnahmen
       in der Ortschaft Halfaja im Umland der Stadt Hama gegeben haben, die an den
       Tagen zuvor belagert und mit schweren Waffen beschossen worden war.
       
       „Es gibt keine drängendere Aufgabe für die internationale Gemeinschaft, als
       das Töten sofort zu beenden“, sagte Ban nach dem Treffen mit Annan. Die
       syrische Regierung müsse umgehend aufhören, Gewalt gegen Zivilisten
       einzusetzen.
       
       ## Mehr als 7.500 Menschen ums Leben gekommen
       
       Annan sagte, er wolle in Syrien auf eine sofortige Feuerpause drängen: „Die
       Botschaft ist klar: Das Töten und die Gewalt müssen aufhören,
       Hilfsorganisationen müssen Zugang erhalten. Es ist bedauerlich, dass beides
       noch nicht der Fall ist.“ Nach neuen Schätzungen der Vereinten Nationen
       sind in Syrien seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime im März
       vergangenen Jahres mehr als 7.500 Menschen ums Leben gekommen.
       
       Annan appellierte an die internationale Gemeinschaft, sich geschlossen
       hinter seine Mission zu stellen. „Es ist extrem wichtig, dass wir alle
       akzeptieren, dass es nur einen Vermittlungsprozess geben sollte - nämlich
       den, um dessen Führung mich UN und Arabische Liga gebeten haben“, sagte der
       73-jährige Spitzendiplomat aus Ghana.
       
       Ann kündigte an, den Assad in eine Lösung des Konflikts einbinden zu
       wollen. „Ich will versuchen, ihn auf den heute beginnenden Prozess zu
       verpflichten“, sagte Annan. Ob er den umstrittenen Machthaber treffen
       könne, sei aber nicht sicher.
       
       Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos wartet schon seit Tagen darauf,
       in das von schweren Kämpfen erschütterte Land einreisen zu dürfen.
       Offiziell heißt es aus Damaskus, man habe keine Termine für sie frei.
       
       „Ich bin tief enttäuscht, dass ich Syrien nicht besuchen kann“, erklärte
       Amos am Mittwoch. Sie habe mehrfach syrische Offizielle um Termine gebeten,
       um die humanitäre Lage in dem seit fast einem Jahr von schweren Kämpfen
       heimgesuchten Land zu besprechen. Zudem hatte sie auf ungehinderten Zugang
       für Helfer gedrängt.
       
       1 Mar 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nahost-Forscherin über Syrien: „Einige Güter werden bereits knapp“
       
       Forscherin Anja Zorob über die wirtschaftliche Lage in Syrien, die
       gespaltene Opposition und die Zukunftsperspektiven des gebeutelten Landes.
       
 (DIR) Jahrestag Massaker in Syrien: Das Trauma bleibt
       
       Vor 30 Jahren tötete das Regime Assads in der Stadt Hama 20.000 Menschen.
       Heute tötet das Regime erneut – aber der Aufstand ist ein anderer als
       damals.
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Syrien: Bodenoffensive auf Homs
       
       Die syrische Armee hat offenbar eine Bodenoffensive auf Homs begonnen, um
       die Stadt zu "säubern". Hillary Clinton sieht Assad als Kriegsverbrecher,
       will aber keine Anklage gegen ihn.
       
 (DIR) Aufstand in Syrien: Beide Journalisten sind in Sicherheit
       
       Auch Edith Bouvier hat Syrien verlassen. Ihr Kollege Paul Conroy war zuvor
       in den Libanon geschmuggelt worden. Panzer mit der Aufschrift "Monster der
       4. Division" beziehen Stellung.
       
 (DIR) Westliche Medienvertreter in Syrien: Keine Story ist es wert, dafür zu sterben
       
       Deutsche Medien schicken keine Mitarbeiter an die Front. Es scheint, als
       hätten sie aus der über viermonatigen Inhaftierung zweier Springer-Reporter
       im Iran gelernt.
       
 (DIR) Syrische Journalistin über Engagement: "Wir haben ein Projekt: Revolution"
       
       Maissum Melhem über die syrische Revolution, eine neu gegründete
       Journalisten-Gewerkschaft und ihren bewussten Verzicht auf neutrale
       Berichterstattung.