# taz.de -- Kommentar Kristina Schröder: Die Männerversteherin
       
       > Es ist Weltfrauentag und die Familienministerin spricht nicht über die
       > Frauenbewegung, sondern schenkt lieber zwei Männern 5.000 Euro. Sie ist
       > einzigartig, die Ministerin.
       
       Ich mag sie, unsere Frauen- und Familienministerin. Sie möchte so gern
       anders sein als alle ihre Vorgängerinnen und wenigstens ein bisschen
       Geschichte schreiben. Am Weltfrauentag, hat sie sich daher überlegt, stelle
       ich mich nicht hin und bete nach, was die Frauenbewegung alles erreicht hat
       und was noch vor "uns" liegt. Kommt nicht infrage, das machen ja alle. Ich
       bleibe standhafte Männerversteherin, und am Frauentag kriegen zwei
       engagierte Väter 5.000 Euro. Zwei werden sich finden, das schafft mein Büro
       schon, das klappt. Ich übernehme die Schirmherrschaft.
       
       Hat sie recht behalten? Ja, hat sie. Zwei Männer haben die Kinderbetreuung
       übernommen, ihre Frauen machen indessen Karriere. Jetzt kriegen diese
       Spitzenväter noch ein bisschen Taschengeld und kaufen ihrer Familie
       lebenslang ein Eis aus eigener Tasche. Sie sind jetzt Vorbild und werden
       all die Banker und Unternehmer mit ihren 50, 60, 70 Stundenwochen (oder
       waren es hundert?) beeindrucken.
       
       Die Spitzenväter werden bei den Spitzenverdienern eine Sehnsucht nach dem
       einfachen Leben wecken, nach dem, um was es eigentlich geht, nämlich das
       Leben wieder mit Kinderaugen zu sehen. Alsbald werden sie das Berufsleben
       so umgestalten, dass keine Karriere mehr zwischen Kind und Eltern steht,
       alles wird gut.
       
       Im Moment sieht es ja auch wieder ganz gut mit der Koalition aus, also
       dürfte uns Frau Schröder noch mindestens zwei Jahre erhalten bleiben. Womit
       wir beim 11. November wären. Weltweit, fast, wird an diesem Tag der
       Männertag begangen: in Trinidad und Tobago hat es 1999 begonnen, und
       inzwischen sind Jamaika, Australien, Indien, die USA, Singapur, Malta,
       Südafrika, Ungarn, Irland, Ghana, Kanada und Dänemark mit von Partie.
       Deutschland fehlt.
       
       Aber nicht mehr lange, Frau Schröder, oder? Es wäre die Gelegenheit, an dem
       Gedenktag für die Benachteiligung von Männern und Jungen zwei Frauen mit
       sieben Kindern in Spitzenpositionen auszuzeichnen. Frau von der Leyen mögen
       Sie zwar nicht, aber sie kennen Sie immerhin schon. Der Rest findet sich.
       
       8 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ines Kappert
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