# taz.de -- Nach Attentat in Toulouse: Höchste Terror-Warnstufe verhängt
       
       > Mit einem Schweigemarsch haben die Franzosen der Opfer des Anschlags auf
       > eine jüdische Schule gedacht. Die Behörden vermuten ein islamistisches
       > oder rechtsextremes Tatmotiv.
       
 (IMG) Bild: Schweigemarsch in den Straßen von Paris.
       
       PARIS/NEW YORK afp/dpa | Einen Tag nach dem Angriff auf eine jüdische
       Schule im südfranzösischen Toulouse hat die Regierung die höchste
       Terror-Warnstufe in der Region ausgerufen. Außerdem wird am Dienstag in
       allen Schulen Frankreichs der Opfer mit einer Schweigeminute gedacht.
       
       Es gebe ein „offensichtlich antisemitisches Motiv“ für die Tat mit vier
       Toten, die weltweit Entsetzen auslöste“, sagte Präsident Nicolas Sarkozy.
       Am Montagabend nahmen tausende Menschen an einem Schweigemarsch in Paris
       teil.
       
       Sarkozy setzte die höchste Stufe des Anti-Terrorplans Vigipirate in Kraft.
       Für die Region Midi-Pyrénées und mehrere angrenzende Departements würden
       besondere Schutzmaßnahmen in die Wege geleitet. Zwar seien die Beweggründe
       des Täters noch unbekannt, aber ein antisemitischer Hintergrund „erscheint
       offensichtlich“, sagte der Staatschef.
       
       Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, verfolgen die Behörden zwei mögliche
       Hauptfährten: eine islamistische und eine rechtsextreme. Demnach benutzte
       der Täter dieselbe Waffe vom Kaliber 11,43 Millimeter, mit der in den
       vergangenen Tagen bereits bei zwei Angriffen in Toulouse und in Montauban
       drei Fallschirmjäger getötet wurden.
       
       ## Freiheit des Glaubens
       
       Sarkozy wollte am Dienstag die Vertreter der jüdischen und muslimischen
       Gemeinde in Frankreich gemeinsam empfangen. Es solle ein Zeichen gesetzt
       werden, dass „die ganze Republik an ihrer Seite ist“ und dafür, dass „jeder
       seinen Glauben und seine Andersartigkeit leben kann“.
       
       In Paris führte ein Schweigemarsch vom Place de la République zum Place de
       la Bastille. Die überwiegend jungen Demonstranten trugen französische
       Fahnen und Schilder des Verbandes der jüdischen Studenten in Frankreich
       (UEJF). An dem Marsch nahmen unter anderen der Pariser Bürgermeister
       Bertrand Delanoë und der Philosoph Bernard Henri-Lévy teil.
       
       Zuvor hatten Sarkozy und sein sozialistischer Herausforderer bei der
       Präsidentschaftswahl, François Hollande, sowie zahlreiche
       Kabinettsmitglieder und weitere Politiker einen Gottesdienst in der
       Nazareth-Synagoge in Paris besucht. In Toulouse kamen die Mitglieder der
       jüdischen Gemeinde der Stadt in der jüdischen Schule Ozar Hatorah zusammen,
       um über Nacht eine Totenwache zu halten.
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon verurteilte die Todesschüsse scharf. Er
       kondolierte den Angehörigen der vier Opfer und der jüdischen Gemeinde sowie
       der französischen Regierung und dem französischen Volk, wie sein Sprecher
       Martin Nesirky am Montag (Ortszeit) in New York erklärte.
       
       ## Kein Platz für Antisemitismus
       
       Auch das Weiße Haus in Washington verurteilte „den schrecklichen Angriff“
       aufs Schärfste. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, es
       könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um „gewaltsamen und
       mörderischen Antisemitismus“ handele. Bundesaußenminister Guido Westerwelle
       (FDP) äußerte die Hoffnung, dass die Täter schnell gefunden werden:
       „Antisemitismus und Gewalt gegen jüdische Einrichtungen“ hätten in Europa
       keinen Platz.
       
       Auch Papst Benedikt XVI. zeigte sich „zutiefst betroffen“ und verurteilte
       die Tat. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sprach von einem
       „abscheulichen Verbrechen“. Das in Brüssel ansässige Rabbiner-Zentrum für
       Europa hob hervor, die jüdische Gemeinschaft lasse sich nicht
       einschüchtern.
       
       Bei dem Angriff waren am Montagmorgen drei Schüler und ein Religionslehrer
       erschossen worden. Gegen 8.00 Uhr morgens eröffnete der unbekannte Täter
       das Feuer: Er erschoss zunächst den Lehrer vor der Schule, ging dann auf
       das Gelände und feuerte dort wahllos auf Erwachsene und Schüler, wie die
       Staatsanwaltschaft Toulouse mitteilte. Dabei starben die beiden Kinder des
       Lehrers sowie die Tochter des Schuldirektors.
       
       20 Mar 2012
       
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