# taz.de -- Nuklearsicherheitsgipfel in Südkorea: Grünes Wachstum im koreanischen Stil
       
       > Auf dem Nuklearsicherheitsgipfel geht es der südkoreanischen Regierung
       > vor allem um die Förderung der eigenen Atomwirtschaft. Ihre Reaktoren
       > sollen zum Exporthit werden.
       
 (IMG) Bild: Um auf die Folgen von radioaktiv verseuchten Ozeanen deutlich zu machen, protestieren Aktivisten in Schutzanzügen und mit totem Fisch.
       
       SEOUL taz | Der Montag in Südkoreas Hauptstadt Seoul beginnende Weltgipfel
       für Nuklearsicherheit bringt mehr Staats- und Regierungschefs denn je ins
       Land, darunter auch US-Präsident Barack Obama. Angela Merkel wird zwar
       nicht dabei sein, aber die deutsche Kanzlerin ist für die Koreaner auch
       nicht so wichtig. Wichtig ist der Gipfel für Südkorea vielmehr aus
       wirtschaftlichen Gründen.
       
       Atomkraft wird von der Regierung in Seoul als Motor wirtschaftlichen
       Wachstums beworben. Während Deutschland aus der Atomkraft aussteigt, will
       Korea in den kommenden zehn Jahren in die Top drei der AKW-Exportnationen
       aufsteigen. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt 2008 hat der
       südkoreanische Präsident Lee Myung-bak grünes Wachstum zur nationalen
       Wirtschaftsstrategie erklärt. „Grün“ ist demnach, was den Ausstoß von
       Kohlendioxid senkt. Deshalb ist in Korea die Atomkraft grün und sauber.
       
       Umgesetzt wird diese Politik von dem früheren Premierminister Han
       Seung-soo, heute Leiter des Global Green Growth Institute, einer in Korea
       gegründeten Organisation, die sich der Förderung grünen Wachstums in
       Entwicklungs- und Schwellenländern verschrieben hat. „Viele Länder glauben,
       dass Atomenergie sehr sicher ist und dass sie die Welt noch einige Zeit
       begleiten wird. Korea ist eines dieser Länder“, erklärt er.
       
       ## Ein Unglück wie Fukushima? Unmöglich!
       
       Und so bauen die Südkoreaner ihren Atomsektor fleißig aus. Ihr bisher
       größtes Exportprojekt ist die Lieferung von vier Reaktoren im Wert von
       knapp 20 Milliarden US-Dollar in die Vereinigten Arabische Emirate. In
       Jordanien baut Korea einen ersten Forschungsreaktor, und Länder wie die
       Türkei, Vietnam und Indonesien stehen ebenfalls auf der Liste für mögliche
       Reaktorexporte. Bis 2030 sollen 80 Rektoren im Wert von 400 Milliarden
       US-Dollar exportiert werden.
       
       Nach der Kernschmelze im japanischen Fukushima sind die Koreaner einen
       ihrer größten Konkurrenten losgeworden. In Seoul müht man sich, die eigene,
       auf den Modellen des US-Konzerns Westinghouse basierende Technologie der
       japanischen als überlegen darzustellen: Koreanische Reaktoren seien die
       sicherste der Welt, ein Unglück wie in Fukushima unmöglich. Yun Sun-kin,
       Professorin für Umwelt-Management an der Seoul National Universität,
       ereifert sich über diese Haltung: „Genau das haben die Japaner nach
       Tschernobyl auch gesagt.“
       
       Weil die Frage der Sicherheit für den Exporterfolg maßgeblich sein dürfte,
       gibt es seit 2008 im zentralkoreanischen Daejeon die Internationale Schule
       für nukleare Sicherheit (INSS). Zusammen mit dem Asian Nuclear Safety
       Network (ANSN) der Internationalen Atomenergiebehörde arbeiten die Koreaner
       nun daran, „andere asiatische Länder auf den Einsatz von Nukleartechnik
       vorzubereiten“, sagt INSS-Direktor Sung Key-yong. „Wir kümmern uns nicht um
       die Politik in den jeweiligen Ländern, aber wir lehren, wie wichtig die
       Einhaltung von Richtlinien und Sicherheitsstandards ist“, erklärt er mit
       Blick auf Länder wie beispielsweise Vietnam. Das Land betreibt ein
       ambitioniertes Atomprogramm mit Plänen für zehn Reaktoren bis 2030.
       
       25 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kollenberg
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Südkorea
       
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