# taz.de -- Viertelfinale Europa League: Es folgt der sonntägliche Charaktertest
       
       > Gleich drei spanische Mannschaften stehen im Halbfinale der Europa
       > League. Schalke und Hannover schlugen sich gut und treffen nun in der
       > Liga aufeinander.
       
 (IMG) Bild: Geknickt: Schalkes Raul.
       
       Hannover taz | Es bedarf gar nicht der prophetischen Gabe eines Weltstars,
       um den weiteren Ausgang der europäischen Klubwettbewerbe vorherzusagen. „Es
       kann sehr gut sein, dass es in beiden Wettbewerben zu einem spanischen
       Finale kommt“, hat Raúl González Blanco festgestellt, „der spanische
       Fußball ist eine Freude.“
       
       Die dem verehrten Profi des FC Schalke bestens bekannte Primera Division
       ist ja nicht nur mit ihren Aushängeschildern Real Madrid und FC Barcelona
       noch in der Champions League vertreten, sondern dominiert auf beängstigende
       Weise auch die Europa League mit gleich drei von vier Halbfinalisten.
       
       Athletic Bilbao war auch beim 2:2 (1:1) im Rückspiel gegen mutige, aber
       trotz der Tore von Klaas-Jan Huntelaar (29.) und Raúl (51.) chancenlose
       Schalker nicht aufzuhalten. Atletico Madrid wiederholte mit dem 2:1 bei
       Hannover 96 vor allem deshalb das Resultat aus dem Hinspiel, weil die
       überragende Wolfsburger Leihgabe Diego für Adrian (63.) und Falcao (87.)
       mustergültig vorbereitete und auch die Hoffnung durchkreuzte, die der
       Ausgleich von Mame Biram Diouf (81.) kurzzeitig weckte.
       
       „Hannover ist eine große Mannschaft, aber wir waren besser“, sagte Diego
       artig, der mit dem Madrilenen nun gegen den FC Valencia spielt. Der
       deutsche Fußball senkte eingedenk der iberischen Übermacht sein Haupt in
       Demut. „Die Mannschaft wollte noch einmal alles versuchen und hat sich
       würdig aus dem Wettbewerb verabschiedet“, bilanzierte Schalkes
       Sportdirektor Horst Heldt in der baskischen Fußballkathedrale Estandio San
       Mamés, während 96-Kollege Jörg Schmadtke in der Arena am Maschsee fast
       gleichlautende Sätze sprach.
       
       ## Betätigungsfeld für sportliche Fortentwicklung
       
       „Wir können trotzdem stolz sein. Für die Bundesliga haben wir eine gute
       Visitenkarte abgegeben.“ Wer die Europa League immer noch als Cup der
       Verlierer verspottet, verkennt schlicht, dass sich auch hier ein
       Betätigungsfeld bietet, um sportliche Fortentwicklung mit wirtschaftlichen
       Zugewinnen zu verbinden. Sowohl Schalke als auch Hannover dürften allein an
       Uefa-Zuwendungen, die sich aus Prämien und Anteilen aus dem Marketingpool
       zusammensetzen, einen zweistelligen Millionenbetrag einstreichen.
       
       Fakt ist, dass die Niedersachsen auch bei ihrem vorerst letzten
       Europapokal-Auftritt fleißig Anerkennung ernteten und die betörende
       Atmosphäre sogar den Atletico-Trainer Diego Simeone ins Schwärmen brachte.
       „Und wenn Sie unsere Jungs in der Kabine fragen“, dozierte Schmadtke, „die
       wollen das nächste Saison alle noch mal miterleben.“
       
       Dafür muss sich sein Klub mit Stuttgart, Leverkusen, Bremen und Wolfsburg
       im Fünfkampf um die drei Europa-League-Startplätze behaupten. Gerade die
       Partie gegen Schalke am Sonntag gilt da als Härte- und Charaktertest. Wenn
       sich die beiden Europa-League-Verlierer duellieren, erwartet Schmadtke
       „gewiss kein euphorisches Spiel.“ Wunden lecken ist angesagt.
       
       „Aus der Europa League wird einiges haften bleiben“, erklärte auch
       96-Trainer Mirko Slomka, „aber darüber nachdenken und davon träumen können
       wir in der Sommerpause.“ Der studierte Mathematiklehrer, als Fußballlehrer
       einst bekanntlich in Gelsenkirchen angestellt, wirkte in diesem Moment wie
       ein ehrenvoll ergrauter Klassenlehrer, der seinen Schülern gerade erklärt,
       dass die Abiturprüfung mit der ersten Klausur noch nicht bestanden ist.
       
       ## Bewährung im Bundesligaalltag
       
       So schön die Erfahrungen auf internationaler Bühne auch waren - sie sind
       nichts wert, wird der nationale Alltag nicht bewältigt. Auch Schalke darf
       sich mit dem Ausscheiden nicht zu lange aufhalten. Die Treffsicherheit
       seiner Topstars Huntelaar und Raúl, dem ein sehenswerter Kunstschuss aus
       der Distanz gelang und der sich bald entscheiden soll, das Schalker
       Vertragsangebot anzunehmen, wird noch in der Bundesliga benötigt.
       
       „Wir wollen unseren dritten Rang in der Bundesliga halten“, mahnt Heldt. Um
       dann nächste Saison bitte schön Champions League statt Europa League zu
       spielen.
       
       6 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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