# taz.de -- Umstrittene Konzession wird geprüft: Palmölfelder im Orang-Utan-Reservat
       
       > Brandrodungen im indonesischen Regenwald gefährden massiv den ansässigen
       > Sumatra Orang Utan. Eine Untersuchung soll nun klären ob die
       > Nutzungsrechtevergabe rechtens war.
       
 (IMG) Bild: Weggesägt und abgebrannt: im August 2011 wurden in der Provinz Aceh die Nutzungs-rechte für 1.600 Hektar geschützten Regenwald vergeben.
       
       JAKARTA taz | Im Fall der umstrittenen Konzessionsvergabe an ein
       Palmölunternehmen im geschützten Tripa-Regenwald hat die indonesische
       Regierung eine Untersuchung angekündigt. „Die Plantage liegt innerhalb des
       geschützten Waldes. Es ist sehr seltsam, dass dafür Konzessionen vergeben
       werden konnten“, sagte Kuntoro Mangkusubroto nach Berichten indonesischer
       Medien.
       
       Kuntoro, der die von Indonesiens Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono
       eingerichtete Task Force für die Umsetzung des UN-Waldschutzprogramms REDD+
       leitet, kündigte an, die Entscheidung prüfen zu wollen. Indonesien hatte
       sich im Rahmen von REDD+ im Mai 2011 zu einem Waldschutzmoratorium
       verpflichtet. Das ist Teil einer bilateralen Klimaschutzvereinbarung, nach
       der Norwegen der indonesischen Regierung 1 Milliarde Dollar zahlt.
       
       Dennoch vergab der Gouverneur der Provinz Aceh im August 2011
       Nutzungsrechte für 1.600 Hektar Fläche im Tripa-Regenwald an das
       Palmölunternehmen PT Kallista Alam. Tripa ist Teil des geschützten
       Leuser-Ökosystems, das als einer der letzten Zufluchtsorte für bedrohte
       Tierarten wie Sumatra Orang Utans gilt.
       
       Nach Angaben des Sumatran Orang Utan Conservation Programme (SOCP) leben
       nur noch 6.600 der als stark bedroht eingestuften Tierart in freier
       Wildbahn – davon etwa 250 im Tripa-Regenwald. Durch zahlreiche
       Brandrodungen in den vergangenen Wochen sind die Orang Utans und zahlreiche
       weitere Tiere akut bedroht. Zwar sei die Zahl der Brandherde dank starker
       Regenfälle inzwischen gesunken, so Graham Usher der vor Ort für die
       Schweizer Umweltstiftung PanEco arbeitet, zur taz.
       
       ## Entsprechendes Löschgerät fehlt
       
       Doch sei bei weiteren Feuern sei mit dem Schlimmsten zu rechnen. „Wenn wir
       wieder - und das ist in den nächsten drei bis vier Monaten sehr
       wahrscheinlich - eine lange Trockenperiode haben, besteht die Gefahr, dass
       der verbleibende Wald komplett Feuer fängt.”, so Usher.
       
       Um derartige Feuer zu löschen, seien weder genug Mittel noch entsprechendes
       Gerät vorhanden. Ein großer Teil von Tripa wurde bereits gerodet – vor
       allem für Palmöl, dessen Anbau Indonesien trotz des Waldschutzmoratoriums
       steigern will. Es ist auch der steigende Verbrauch in Europa, der den
       Kahlschlag vorantreibt. 16 Prozent der globalen Palmölproduktion, zu der
       Indonesien den größten Teil beiträgt, werden in der EU verbraucht.
       
       Kuntoros Kritik an der Konzessionsvergabe bezieht sich vor allem auf
       umstrittene Landkarten, die der Entscheidung zugrunde lagen. Nach Meinung
       von Insidern wurden die Karten so verändert, so dass das vergebene Gebiet
       darauf nicht mehr als Schutzraum kenntlich war.
       
       Riswan Sein, Dozent für Raumplanung der forstwissenschaftlichen Fakultät
       der Universität Sumatra hat mit beteiligten Kartografen gesprochen, nach
       deren Aussage die Veränderungen auf Druck der Palmölindustrie zustande
       kamen. Nach Seins Recherchen wurde das Konzessionsgebiet für Kallista
       gezielt aus der Waldschutz-Karte entfernt.
       
       ## Gericht fühlte sich nicht zuständig
       
       Eine Koalition mehrere Umweltschutz-NGOs hatte deswegen Klage gegen Yusuf
       erhoben, die das zuständige Gericht in Banda Aceh letzte Woche [1][abwies].
       Die Begründung der Richter: Das Gericht sei gar nicht zuständig, die Kläger
       hätten zunächst eine außergerichtliche Einigung suchen müssen.
       
       Auf die Frage, warum die Richter ihnen das nicht bei der Eröffnung des
       Verfahrens im vergangenen Herbst gleich gesagt haben, blieb unbeantwortet.
       Die Umweltschützer haben inzwischen beim nächst höheren Gericht ein
       Revisionsverfahren beantragt.
       
       Dass sich nun die für REDD+ zuständige Regierungsbehörde mit dem Fall
       befasst, dürfte mit dem wachsenden internationalen Interesse zu tun haben,
       das die Umweltschützer unter anderem mittels einer
       [2][//www.rainforest-rescue.org/mailalert/865/save-the-last-orangutan-refug
       e:Online-Petition] erwecken konnten. In den vergangenen zwei Wochen wurde
       sie von beinahe 40.000 Menschen unterzeichnet. Zahlreiche internationale
       Medien berichteten über Tripa.
       
       ## Verantwortlicher Gouverneur verliert Wahl
       
       Kuntoro könnte mit der angekündigten Untersuchung aber auch auf eine
       umstrittene Aussage von Acehs Gouverneur Irwandi Yusuf reagieren, mit der
       dieser nach dem einsetzenden Medien-Rummel versuchte, die
       Konzessionsvergabe zu rechtfertigen. Es sei zwar moralisch falsch gewesen,
       die Konzession zu vergeben, sagte Irwandi dem Sydney Morning Herald.
       
       Er habe damit jedoch auf Mängel bei der Umsetzung von REDD+ hinweisen
       wollen. Zahlreiche Menschen hätten durch das Waldschutzmoratorium ihre Jobs
       verloren, aber das versprochene Geld sei nie angekommen. Zumindest Irwandi
       wird in Zukunft wohl keinen geschützten Wald mehr an Unternehmen verkaufen
       können. Die Gouverneurswahlen in Aceh am vergangenen Montag hat er nach
       bisherigen Hochrechnungen klar verloren.
       
       15 Apr 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gerichtsurteil-zum-indonesischen-Regenwald/!90931/
 (DIR) [2] http://https
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anett Keller
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Indonesien
       
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