# taz.de -- Landraub-Vorwurf gegen Deutsche Bank: Frankfurts südliches Ackerland
       
       > Deutschlands größtes Kredtinstitut gerät ins Visier von
       > Afrika-Aktivisten. Die Deutsche Bank sei weltweit Spitzenreiter bei der
       > Nahrungsmittelspekulation und betreibe Landraub.
       
 (IMG) Bild: Geld, pflanzlich angebaut: Laut Fian ist die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS Miteigentümerin von mehr als 3 Millionen Hektar Anbaufläche.
       
       BERLIN taz | 24 Stunden lang wollten Aktivisten ab Montagnachmittag eine
       Filiale der Deutschen Bank in Bremen belagern. Mit der Aktion wollen sie
       gegen Nahrungsmittelspekulation und den Ankauf von Ackerland durch
       Großinvestoren in Entwicklungsländern – das sogenannte Landgrabbing –
       protestieren.
       
       Die Deutsche Bank sei „weltweit die Nummer eins bei bei der Spekulation mit
       Lebensmitteln“ und deswegen für Hunger in der Welt mitverantwortlich, sagt
       Olaf Bernau von der Organisation Afrique-Europe-Interact. Die
       Bankbelagerung ist Teil der Aktionen zum „Welttag der Landlosen“, bei dem
       es in diesem Jahr um Landraub geht.
       
       Die Schwellenländer mit ihrem wachsenden Bedarf an Agrargütern, aber auch
       der Biosprit-Boom haben die Preise für Agrarflächen in den letzten Jahren
       steigen lassen – um den Faktor vier bis fünf, schätzt der Leiter des Bonner
       Zentrums für Entwicklungsforschung, Joachim von Braun.
       
       Bis zu 200 Millionen Hektar Agrarflächen – ein Gebiet so groß wie
       Westeuropa – wurde seit 2001 in Entwicklungsländern aufgekauft, schätzt die
       Entwicklungs-organisation Oxfam. Meist wurden sie zuvor von Kleinbauern
       genutzt. Bebaut werden diese Flächen weiterhin, aber die Güter fehlen auf
       dem lokalen Markt.
       
       ## Zerstörung lokaler Existenzen
       
       Während beispielsweise in Äthiopien rund 4,5 Millionen Menschen als
       unterernährt gelten, verhandelt die Regierung mit dem indischen Agrarmulti
       Karuturi Global über den Verkauf von mehr als einer halben Million Hektar
       Land. Auf dem Gebiet soll vor allem Reis für den Export angebaut werden.
       
       Landflucht, Vertreibung und die Zerstörung lokaler Subsistenzökonomien sind
       oft die Folge dieser Geschäfte, an denen Industriestaaten wie
       Schwellenländer beteiligt sind. Eine Studie der Menschenrechtsorganisation
       Fian listet auch die Deutsche-Bank-Fonds-Tochter DWS als Miteigentümerin
       von mehr als 3 Millionen Hektar Ackerfläche im Süden der Erde auf.
       
       DWS verweist darauf, sich nach öffentlicher Kritik 2011 aus einer
       Beteiligung an einem Zuckerrohrproduzenten im Kambodscha zurückgezogen zu
       haben. „Heute sind wir in keiner Weise an Landgrabbing beteiligt. Das haben
       wir über eine Selbstverpflichtung ausgeschlossen“, sagt ein
       Unternehmenssprecher der taz.
       
       ## „Ein relevanter Akteur“
       
       Der von Fian speziell kritisierte DWS-GALOF-Fonds habe mit DWS nichts zu
       tun: „Es handelt sich um ein unabhängiges Unternehmen, das ehemalige
       DWS-Manager auf eigene Rechnung führen.“ Fian hält dagegen: „Es ist
       definitiv so, dass nach unseren Recherchen DWS Anteile besitzt an Firmen,
       die in Entwicklungsländern Ackerland aufkaufen“, so Sprecher Roman Herre.
       
       Der Landraub geht eng einher mit der Spekulation mit Nahrungsmitteln. „Es
       gibt eine Vielzahl ernstzunehmender Studien, die einen Zusammenhang zeigen
       zwischen der Spekulation an den Warenterminbörsen und den extremen
       Schwankungen der Preise für Nahrungsmittel der letzten Jahre“, sagt
       Wiggerthale.
       
       „Und die Deutsche Bank ist da auf jeden Fall ein relevanter Akteur.“ Die
       Fonds der Bank „geben Anlegern die Möglichkeit, von steigenden
       Nahrungsmittelpreisen zu profitieren“.
       
       16 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
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