# taz.de -- Ist der Salafisten-Chef ein Scharfmacher?: Falsch Zeugnis abgelegt
       
       > Der Koordinator des großen Koranverteilens gilt als radikaler
       > Scharfmacher. Beweise? Die Polizei hat möglicherweise zwei Reden
       > verwechselt.
       
 (IMG) Bild: Passanten diskutieren in Mainz an einem Stand von Anhängern des Salafismus über den Koran.
       
       Nein, niemand hat etwas gegen den Islam. Das versicherten alle Politiker,
       die vorige Woche gegen die Verteilung des heiligen Buchs protestierten.
       Gefährlich seien die Männer, die das Buch kostenlos an Infoständen
       feilboten: die Salafisten – zottelbärtige junge Männer, die Musik ablehnen,
       an die Geschlechtertrennung glauben und Unschuldige zum Terrorismus
       verleiten.
       
       Am gefährlichsten aber sei der mutmaßliche deutsche Salafisten-Chef Ibrahim
       Abou-Nagie, hieß es, ein Kölner Geschäftsmann, der sich mit schicken
       Anzügen und glattrasiertem Gesicht vor Entdeckung tarnt. Doch die Kölner
       Staatsanwaltschaft habe ihn entlarvt, so wurde versichert, gegen Abou-Nagie
       bestehe eine Anklage wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten. Vor
       Kindern (!) soll der Ober-Salafist gesagt haben, „dass derjenige, der nicht
       bete und darum dreimal aufgefordert worden sei, getötet werden müsse und
       jeder gläubige Muslim das Recht dazu habe“.
       
       Doch inzwischen, eine Woche später, ist die Anklage perdu. In der
       aufgezeichneten Koranstunde hat Abou-Nagie den schändlichen Satz überhaupt
       nicht gesagt, musste die Kölner Staatsanwaltschaft nun einräumen. Auch der
       erste Verdacht gegen Abou-Nagies Anwalt Mutlu Günal, er habe die
       Beweisdatei manipuliert, wurde vom BKA inzwischen ausgeräumt.
       
       Die Polizei hatte hier wohl zwei Reden verwechselt. Doch die andere Rede
       war nicht öffentlich und Abou-Nagie zitierte dabei nur einen Geistlichen
       ohne eindeutige Zustimmung. Das Strafverfahren wurde eingestellt.
       
       18 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Rath
       
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