# taz.de -- Salafist Ibrahim Abou-Nagie: Steinwürfe in alle Richtungen
       
       > Der radikale Prediger Ibrahim Abo-Nagie lässt als großangelegte PR-Aktion
       > Korane verteilen. In seinen Videos hetzt er gegen Christen, Juden und
       > Homosexuelle.
       
 (IMG) Bild: Bis jetzt haben die Behörden es nicht geschafft, Ibrahim Abou-Nagie strafrechtlich etwas nachzuweisen.
       
       BERLIN taz | Dass der Salafismus zum beherrschenden Thema rund um die
       Islamkonferenz geworden ist, hat mit der geschickten PR-Aktion eines Kölner
       Predigers zu tun: Ibrahim Abou-Nagie. Seit Herbst organisieren der
       47-Jährige und sein Netzwerk „Die Wahre Religion“ die Verteilung von
       Tausenden Exemplaren des Korans. Das wäre für sich kaum ein Thema und wurde
       auch über Wochen nicht groß wahrgenommen.
       
       Doch mit einem kruden Drohvideo aus dem Umfeld Abou-Nagies gegen
       Journalisten kochte die Sache hoch, sodass seit Tagen erhitzt über die laut
       Verfassungsschutz knapp 4.000 Anhänger zählende radikale Strömung der
       Salafisten diskutiert wird.
       
       Abou-Nagie sieht nicht aus, wie man sich einen Klischeeislamisten
       vorstellt: Der Deutsch-Palästinenser trägt Hemd und Sakko, hat den Bart
       akkurat gestutzt, wohnt in einer Kölner Reihenhaussiedlung und will es nach
       eigenen Angaben als Geschäftsmann einst zu Reichtum gebracht haben.
       
       Doch inhaltlich ist Abou-Nagie selbst innerhalb der deutschen
       Salafistenszene ein Radikaler und propagiert weit extremere Ansichten als
       der aus Funk und Fernsehen bekannte Promisalafist Pierre Vogel. In seinen
       Videos prophezeit Abou-Nagie Christen und Juden das Höllenfeuer und
       rechtfertigt die Todesstrafe für Homosexuelle.
       
       Auch in einem gerade veröffentlichten 15-seitigen Papier des
       Verfassungsschutzes taucht Abou-Nagie auf – wenn auch ohne namentlich
       benannt zu werden. „Wenn du verheiratet bist und Unzucht begehst, musst du
       gesteinigt werden“, soll der Kölner Prediger demnach gesagt haben. Nach
       taz-Informationen stammt das Zitat aus einem Video von 2009. Andere
       Prediger aus Abou-Nagies Netzwerk „Die Wahre Religion“ preisen den
       Märtyrertod und den Dschihad.
       
       Die Behörden haben es bisher allerdings nicht geschafft, Abou-Nagie
       strafrechtlich etwas nachzuweisen. Vor Kurzem erst hat sich die Kölner
       Staatsanwaltschaft blamiert. Sie hatte den Skandalprediger wegen eines
       angeblichen Tötungsaufrufs angeklagt. Doch dummerweise brachte der mit der
       Sache befasste Staatsanwalt zwei Videos durcheinander. Ein öffentlicher
       Aufruf zu Straftaten ließ sich nicht nachweisen, das Verfahren wurde
       eingestellt.
       
       20 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
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