# taz.de -- Kommentar Videoüberwachung: Mehr Schaden als Sicherheit
       
       > Es geht nicht um die Aldi-Mitarbeiter. Das Filmen weiblicher Kunden in
       > kurzem Rock ist Teil einer öffentlichen Überwachungsstruktur, die einen
       > solchen Missbrauch zulässt.
       
 (IMG) Bild: Schnüff, schnüff ...
       
       Dieses Mal also Aldi. Mitarbeiter sollen weibliche Kunden gefilmt haben,
       die zum Beispiel in kurzem Rock vor einem Regal knieten. Lagerarbeiter
       sollen überwacht und das Eingabegerät für die Geheimzahl im Kassenbereich
       aufgenommen worden seien. Aldi rechtfertigt sich, das Fehlverhalten eines
       Einzelnen könne eben nicht ausgeschlossen werden. Doch die Diskussion
       darüber, ob es sich nun um Einzelfälle handelt, geht an der Sache vorbei.
       Das Problem ist vielmehr die Überwachungsstruktur in der Öffentlichkeit,
       die derartigen Missbrauch möglich macht.
       
       Die Videoüberwachung im Supermarkt – und da ist Aldi kein Einzelfall, wie
       die Skandale der vergangenen Jahre zeigen – ist von einem gesunden
       Verhältnis zwischen einem vermeintlichen Sicherheitsgewinn auf der einen
       und dem Schaden oder Missbrauchspotenzial auf der anderen Seite weit
       entfernt.
       
       Nicht nur die großen Ketten, fast jeder Spätkauf hat heute eine Kamera in
       seinem Laden hängen und filmt damit Regale, Kunden, Mitarbeiter, manchmal
       auch ein Stück Gehweg samt Passanten, oft ohne darauf hinzuweisen. Schon
       gar nicht wissen die Betroffenen, ob nur gefilmt oder auch gespeichert wird
       und was mit dem Material passiert.
       
       Videoüberwachung ist billig, vor allem im Vergleich zu Personal. Das macht
       sie beliebt, nicht nur bei Supermarkbetreibern. Doch die Kameras verhindern
       keine Straftaten. Auch das Sicherheitsgefühl steigern sie nicht wesentlich,
       das ergab eine Untersuchung im öffentlichen Nahverkehr. Manchmal – aber
       nicht einmal in jedem Fall – kann die Videoüberwachung zur Aufklärung
       beitragen. In erster Linie führt sie zu einer Verlagerung der Taten.
       
       Spätestens das zeigt: Videoüberwachung ist eine Maßnahme, die so sehr die
       Persönlichkeitsrechte von Menschen beschneidet, dass sie nur ganz
       ausnahmsweise eingesetzt werden sollte. Beim potenziellen Diebstahl einer
       Packung Nudeln ist das sicher nicht notwendig.
       
       29 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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