# taz.de -- Greenpeace vs. Shell: Ölsucher im Ewigen Eis unerwünscht
       
       > Erst schafften es die Aktivisten, das Shell-Schiff auf dem Weg zu
       > Testbohrungen in die Arktis aufzuhalten. Dann gab die dänische
       > Küstenwache Shell sicheres Geleit. Das Ökosystem bleibt in Gefahr.
       
 (IMG) Bild: Greenpeace-Mitglieder kämpfen dagegen, dass die Arktis zu einem Tummelplatz der Industrie wird.
       
       HAMBURG/RÜGEN dapd | Greenpeace-Aktivisten haben am Freitagmorgen in der
       Ostsee die Fahrt eines Schiffes des Ölkonzerns Shell behindert. Zunächst
       blockierten die Umweltschützer den von dem Ölkonzern gecharterten
       Eisbrecher „Nordica“ mit vier Schlauchbooten.
       
       Dieser war auf dem Weg in die Arktis, um dort eine Stelle für Testbohrungen
       vom Eis zu befreien, wie ein Greenpeace-Sprecher sagte. Unter dem
       Meeresboden in der Arktis vermuten Experten rund 90 Milliarden Barrel Öl -
       1 Barrel entspricht 159 Litern.
       
       Rund eine Stunde gelang es den 19 Aktivisten, das Shell-Schiff aufzuhalten,
       dann durchbrach die „Nordica“ die Schlauchboot-Blockade. Zudem hatten die
       Umweltschützer erfolglos versucht, den Eisbrecher zu entern und ein Banner
       mit der Aufschrift „Stopp Shell - Save the Arctic“ anzubringen. Greenpeace
       fürchtet um das sensible Ökosystem der Arktis, das durch Bohrunfälle sowie
       die industrielle Massenförderung gefährdet werde. Das Gebiet dürfe kein
       „Tummelplatz der Industrie“ werden, sagte der Sprecher.
       
       Wenig später behinderten die aus Deutschland, Dänemark und Schweden
       stammenden Aktivisten die Fahrt der 116 Meter langen „Nordica“ erneut.
       Nordöstlich der Insel Fehmarn versuchten von Schlauchbooten abgesetzte
       Schwimmer, sich in den Weg des Schiffes zu legen. Die Schwimmer näherten
       sich mit Bojen auf etwa eine Seemeile. Die „Nordica“ setzte die Fahrt fort,
       musste aber mehrfach den Kurs ändern.
       
       Eine Sprecherin von Shell bestätigte die Greenpeace-Aktionen auf Anfrage.
       Die „Nordica“ sei am Vormittag schließlich unter dem Schutz der dänischen
       Küstenwache auf hohe See gelangt und setze ihren Kurs in die Arktis fort.
       Die Sprecherin widersprach dem von Greenpeace erweckten Eindruck, dass
       Shell einer der ersten Konzerne sei, der dort nach Öl bohre. „Zehn Prozent
       der weltweit geförderten Öl- und Gasvorkommen werden von mehreren
       Unternehmen seit Jahrzehnten in der Arktis gefördert“, sagte sie. Mit Blick
       auf Gefahren durch Bohrunfälle verwies sie auf „die jahrelange technische
       Erfahrung“ von Shell.
       
       ## Hohes Risiko für das Ökosystem der Arktis
       
       Die Umweltschützer halten die Risiken hingegen für nicht kalkulierbar. Auch
       vor großen Förderunfällen wie an der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ 2010 im
       Golf von Mexiko hätte der Konzern BP auf die vermeintliche Sicherheit des
       Projekts verwiesen. Shell wolle in der Arktis nach noch unentdeckten
       Reservoirs suchen. Sollten die begehrten Öl- und Gasvorkommen dort gefunden
       werden, könnten andere Konzerne mit Milliardeninvestitionen nachziehen. Den
       Greenpeace-Angaben zufolge will Shell im Juli mit neuen Erdölförderungen
       beginnen.
       
       Das Shell-Schiff war bereits am Dienstag von Helsinki in Richtung Arktis
       gestartet, jedoch immer wieder von Umweltaktivisten an der Weiterfahrt
       gehindert worden. Bereits in der finnischen Hauptstadt hatten Protestler
       die „Nordica“ kurzzeitig besetzt. Auch in der Nähe des schwedischen
       Karlskrona gelang es Aktivisten, ihre Banner an Deck anzubringen und die
       Weiterfahrt um etwa zehn Stunden zu verzögern.
       
       Die Umweltschützer sehen durch Ölbohrungen in der Arktis ein hohes Risiko
       für die Natur. Im Falle eines Unfalls sei ein Abpumpen des Öls in der
       eisigen und schwer zugänglichen Arktis „extrem schwierig“, sagte der
       Greenpeace-Sprecher. Das Öl könne unter das Eis gelangen und Ölsperranlagen
       durch Eisberge ständig zerrissen werden. Dadurch sei das noch intakte
       Ökosystem stark gefährdet.
       
       4 May 2012
       
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